Gelsenkirchen. Personalentscheidung ist gefallen: Julia Höner (47) ist die neue Leiterin des Kunstmuseums Gelsenkirchen. Zuvor wirkte sie in Düsseldorf.

Nun ist das Geheimnis um eine wichtige Personalie in Gelsenkirchens Kulturlandschaft gelüftet: Julia Höner fungiert seit dem 1. Dezember als Leiterin des hiesigen Kunstmuseums. Die 47-Jährige, die in Haan lebt, wird damit die Nachfolgerin von Leane Schäfer, die im vergangenen April nach über 30-jähriger Wirkungszeit das Haus an der Horster Straße in Buer verlassen hat und in den Ruhestand gewechselt ist.

OB Welge lobt neue Leiterin: „Eine erfahrene, professionelle Powerfrau“

Das Kunstmuseum Gelsenkirchen steht seit dem 1. Dezember unter einer neuen Leitung.
Das Kunstmuseum Gelsenkirchen steht seit dem 1. Dezember unter einer neuen Leitung. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

„Mit Julia Höner haben wir eine professionelle, erfahrene Powerfrau für Gelsenkirchen gewinnen können“, lobte OB Karin Welge den Neuankömmling bei der Begrüßung in ihrem Büro. Welge zeigte sich überzeugt, dass Höner für die konzeptionelle Weiterentwicklung des Kunstmuseums genau die richtige sei. Sie solle vor allem Antworten auf die entscheidenden Fragen finden: Wie sieht das Kunstmuseum Gelsenkirchen von morgen aus? Wie kann es noch breitere Bevölkerungsschichten ansprechen?

Höners Pläne überzeugten die Verantwortlichen der Auswahlkommission, zu der auch Kulturdezernentin Anne Heselhaus gehörte. „Wir hatten 17 Bewerbungen auf diese Stelle, fünf davon kamen in die engere Auswahl“, so Heselhaus. Und Höner habe mit ihrer Expertise und ihren Ideen den überzeugendsten Eindruck aller Kandidatinnen und Kandidaten hinterlassen, stellte Heselhaus klar.

Erste Duftmarke in 2023: Eine neue Reihe mit künstlerischen Interventionen

Julia Höhner ist seit Anfang Dezember die neue Leiterin des Kunstmuseums Gelsenkirchen.
Julia Höhner ist seit Anfang Dezember die neue Leiterin des Kunstmuseums Gelsenkirchen. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Ein zentrales Vorhaben der neuen Leiterin lautet: Künftig auch solche Menschen in das Kunstmuseum zu locken, die das Haus bislang noch nicht für sich entdeckt haben. Um das zu schaffen, will Höner als eine erste Duftmarke im kommenden Jahr eine neue Reihe mit künstlerischen Interventionen im Museum etablieren. Dabei soll es etwa auch Tanzdarbietungen geben. Das Museum soll somit auch als „Ort der künstlerischen Schöpfung“ funktionieren, so Höner.

Zuletzt hatte sie in Düsseldorf gewirkt, genauer gesagt: bei der im dortigen Medienhafen angesiedelten „Kai 10/Arthena Foundation“. Dort war sie zunächst als Kuratorin beschäftigt, seit 2018 dann als künstlerische Direktorin. Vorausgegangen war ein Studium der Kulturwissenschaften, das sie in Hildesheim und London absolvierte. Ihr Fokus lag dabei auf der Kunstgeschichte des 20. und 21. Jahrhunderts. Ihr persönliches Steckenpferd sei die „Kunst nach 1945“, so Höner.

Beruflicher Weg führte von München, Köln und Düsseldorf nach Gelsenkirchen

Es folgten nach dem Studienabschluss im Jahr 2003 dann erste Anstellungen: Zunächst in der Städtischen Galerie im Lenbachhaus München, danach bei der European Kunsthalle Köln, ehe 2008 der Wechsel nach Düsseldorf erfolgte, wo sie bis zu ihrem jetzigen Wechsel nach Gelsenkirchen fungierte. Sie selbst bezeichnet sich als „Kulturmanager mit 360-Grad-Blick auf die Institutionen“ sowie als „starke Netzwerkerin“.

Ihr großes Portfolio an Kontakten soll auch dabei helfen, um Finanzmittel für kommende Projekte im Museum einzuwerben. Diese seien mit Blick auf einen stark eingeschränkten Ankaufs- und Ausstellungsetat von zentraler Bedeutung. Aber genau solche Herausforderungen würden sie reizen, betont Höner – und fügt mit einem Augenzwinkern hinzu: „Mein zweiter Vorname lautet Akquise.“

Eine Idee: Mehr Ausstellungen von Künstlern mit einer Zuwanderungsgeschichte

Das Image ihrer neuen Wirkungsstätte als „Arbeiterstadt mit einer sehr bunten Gesellschaft, zu der auch viele Migranten gehören“, sei ihr durchaus bewusst. Aber genau das findet sie äußerst reizvoll. Gemeinsam mit ihrem Team, das sie an den ersten drei Tagen nach dem Start der neuen Aufgabe bereits kennengelernt hat, will sie „an der Zukunft der Stadt mit feilen“. Und zwar mit einem Haus, das künftig nicht nur die „herausragenden eigenen Sammlungen in einem neuen Licht präsentieren will“, sondern auch mit frischen Ideen – etwa mehr Ausstellungen von Künstlern mit einer Zuwanderungsgeschichte.

Für die Umsetzung ihrer Plänen sei aber eine breite Unterstützung vonnöten, betont die Museumsleiterin. Doch eines habe sie in ihren ersten Tagen schon gelernt: „Das GE steht hier nicht nur auf den Autokennzeichen, es steht hier auch für GEmeinsam.“ Und gemeinsam wolle und müsse man auch das Haus nun fit für die Zukunft machen.

Zur Person

Julia Höner ist 47 Jahre alt, lebt mit ihrem Ehemann und zwei Kindern (13 und 8) in Haan, das zwischen Düsseldorf und Wuppertal liegt. Sie hat auch schon einmal für eine Zeit in Altenessen gewohnt, kennt auch Gelsenkirchen von einigen vorherigen Besuchen. Ihre Hobbys seien Yoga und Waldspaziergänge.

Zu ihren perspektivischen Zielen zählt Höner auch eine energetische Sanierung des Kunstmuseums. Das sei aber ein aufwendiges Projekt, für das zunächst Fördergelder von Bund und Land eingeworben werden müssten. „Aus baulicher Sicht hat das Haus noch Verbesserungspotenzial“, so lautet ihre Einordnung.