Gelsenkirchen. Die Polizei Gelsenkirchen berichtet von weiterhin hohen Zahlen bei Unfällen mit E-Bikes. Warum Senioren besonders gefährdet sind.

Die Elektrifizierung von Fahrrädern hat deren Reichweite und Popularität mächtig Anschub geleistet. Das hat in einer dichten Verkehrslandschaft Folgen: Nach Angaben des Innenministeriums NRW hat sich die Zahl der tödlichen Unfälle mit Pedelecs im ersten Halbjahr dieses Jahres mehr als verdoppelt. Im ersten Halbjahr 2021 waren zwölf Pedelec-Fahrer gestorben. Fragt Gelsenkirchen dem Trend oder bricht gar aus?

Unfälle mit Pedelecs in Gelsenkirchen: Nach Anstieg auf konstant hohem Niveau

Die neue Verkehrsstatistik für 2022 wird erst im kommenden Frühjahr erwartet. Bevor nicht aus Düsseldorf die Landeszahlen und damit auch die lokalen Statistiken veröffentlicht werden, macht das Gelsenkirchener Polizeipräsidium keine Angaben zu den bis dato registrierten Unfällen mit Pedelecs.

Zumindest war aber eine Einordnung zu bekommen: „Insgesamt kann festgehalten werden, dass die Unfallentwicklung in diesem Bereich bislang als konstant im Vergleich zu 2021 zu bewerten ist und dass es bisher zu keinem Unfall im Stadtgebiet mit Getöteten gekommen ist“, sagt Sprecherin Annika Langner. Dem ging allerdings ein merklicher Anstieg voraus. In 2020 ist der Anteil verletzter Pedelec-Fahrer bereits von 33 auf 48 angestiegen, ein Plus von 45 Prozent.

Statistisch gesehen kommt es demnach in Gelsenkirchen alle sechs Tage zu einem solchen Unfall. Das ergibt sich aus den Vorjahreszahlen. 2021 wurden in Gelsenkirchen 63 Verkehrsunfälle mit Pedelec-Beteiligung von der Polizei aufgenommen. Davon kam es bei 55 Verkehrsunfällen zu Personenschäden bei den Pedelec-Fahrenden. In Gelsenkirchen gab es in diesem Zeitraum zwölf Unfälle mit schweren Verletzungen, 43 Unfälle mit leichten Verletzungen, aber keinen Unfall mit Getöteten.

Zur Statistik gehört in 2021 auch ein Unfall mit einem sogenannten S-Pedelec, der aber zog nur einen Sachschaden nach sich. Dazu muss man wissen: Elektrische Fahrräder mit einer Unterstützungsleistung bis 25 Stundenkilometer werden unter dem Namen Pedelec geführt, reicht die Unterstützung bis 45 Stundenkilometer, so spricht man von S-Pedelecs.

Polizei Gelsenkirchen zu Pedelec-Unfällen: „Senioren stark betroffen“

Pedelecs erhöhen die Mobilität und Reichweite im Alltag dank elektrischer Unterstützung. Normale Pedelecs haben eine Unterstützungsleistung bis 25 Stundenkilometer, bei den stärkeren S-Pedelecs reicht sie bis 45 Stundenkilometer.
Pedelecs erhöhen die Mobilität und Reichweite im Alltag dank elektrischer Unterstützung. Normale Pedelecs haben eine Unterstützungsleistung bis 25 Stundenkilometer, bei den stärkeren S-Pedelecs reicht sie bis 45 Stundenkilometer. © FUNKE Foto Services | Jörg Schimmel

Auffällig ist: „Die Altersgruppe der Senioren ist stark vertreten“, sagt Langner weiter. Denn gerade älteren und nicht mehr ganz so fitten Menschen bieten sich durch die elektrischen Drahtesel ganz neue Möglichkeiten der Mobilität und Teilhabe. Die Schattenseite: Der dichte Verkehr birgt zusammen mit der relativ hohen Geschwindigkeit der Pedelecs sowie der nachlassenden Reaktionsfähigkeit im Alter für ältere Verkehrsteilnehmer ein erhöhtes Unfallrisiko.

Unfallschwerpunkte im Zusammenhang mit Pedelecs haben sich nach Behördenangaben in Gelsenkirchen bislang noch nicht herauskristallisiert. Sollte das der Fall sein, so wird eine Unfallkommission gebildet, die eine Entschärfung der Stelle prüft, Maßnahmen beschließt und diese auch nach einem Jahr nachbetrachtet. Dazu gehören Verkehrszeichen, Verkehrseinrichtungen (Schranken, Sperrpfosten, Blinklicht oder auch Lichtzeichenanlagen), Markierungen, kleinere bauliche Veränderungen, die mit vertretbarem Aufwand kurzfristig realisiert werden können, sowie auch Überwachungsmaßnahmen.