Gelsenkirchen. Schon lange ist sie gesperrt – und vielleicht kommt kein Ersatz: So steht es um die beliebte Röhrenrutsche im Gelsenkirchener Nordsternpark.
Mit der richtigen Jogging- oder Matschhose ausgestattet rutschen die Kinder hier mit einem Affenzahn, der in diesem Ausmaß höchstens noch bei der Schlittenfahrt auf einer verschneiten Halde erreicht werden kann: Zugegeben, die Röhrenrutsche am Kinderland im Nordsternpark war nicht ganz ungefährlich, aber sie sorgte auch für Riesen-Spaß. Bis vor einem halben Jahr. Denn seitdem ist Gelsenkirchens wohl beliebteste Rutsche gesperrt. Und ob sie oder ein Nachfolge-Gerät mit ähnlichem Rutsch-Tempo wiederkommt, ist längst keine ausgemachte Sache.
Verbarrikadiert wurde die Rutsche im März 2022. Der Grund dafür sind aber nicht etwa verletzte Kinder, sondern das hohe Alter des 25-jährigen und mittlerweile maroden Rutschturms, wie Willi Weßels, Geschäftsführer der Gelsenkirchener Nordsternpark Pflege GmbH, auf Nachfrage erzählt.
Der Bestandsschutz für die Röhrenrutsche im Gelsenkirchener Nordsternpark greift nicht mehr
„Das Gerüst muss erneuert werden“, sagt er. Und im Zuge dieser Erneuerung steht dann auch die große Röhrenrutsche auf dem Prüfstand. Denn zwar haben Rutschen Bestandschutz, auch wenn sie nicht den allerneuesten Sicherheitsstandards entsprechen. Aber wenn bauliche Maßnahmen an den Spielgeräten durchgeführt werden, dann reicht es nicht, nur einzelne Teile, also etwa nur den maroden Bauturm, in den Blick zu nehmen. Dann muss das Gesamtkonstrukt unter die Lupe genommen werden.
Angesetzt ist deshalb nun am 19. Oktober ein Vor-Ort-Termin mit dem TÜV sowie den Abnahmeexperten der Gelsendienste und der Firma, die für den Bau des neuen Spielgeräts beauftragt wurde. Dabei soll es dann auch um die Frage gehen, ob das neue Gerüst eine neue Rutsche im Stile der alten erhalten soll. Sicherheitsbedenken gibt es laut Weßels deshalb, weil bei dem aktuellen Gerät die Gefahr besteht, dass die Rutsche von außen bestiegen wird, dann Kinder auf statt in der Röhre herunterjagen – und im schlimmsten Fall herunter auf die Steine fallen.
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Einen vergleichbaren schweren Unfall hat es hier zwar noch nicht gegeben, aber der Hersteller will sich nach Weßels Angaben nun erst einmal beim TÜV absichern. „Bevor er die Rutsche liefert, benötigt er erst einmal ein Gutachten.“ Bestätigt der TÜV die Sicherheitsbedenken, könnte es das Aus für die beliebte Attraktion hier am Kinderspielplatz bedeuten. „Dann müssen wir uns etwas anderes einfallen lassen“, sagt Weßels.
Neue Riesen-Rutsche für den Nordsternpark Gelsenkirchen: Warten auf eine Lösung
Was die Alternative sicher nicht wird: eine offene Hangrutsche. Eine solche gehörte bis vor wenigen Jahren auch noch zu dem Turm im Nordsternpark. Sie verlief als zweites (und weniger actionreiches) Rutschelement neben der großen Turbo-Hangrutsche – und würde die heutigen Sicherheitsstandards nicht mehr erfüllen. Die Stadt Witten hatte deswegen im Mai 2022 sogar alle Hangrutschen gesperrt, weil nach einem Unfall aufgefallen war, dass sie der aktuellen DIN-Form nicht mehr entsprechen.
Sollte beim Vor-Ort-Termin am 19. Oktober eine praktikable und sichere Lösung für das Kinderland gefunden werden, wird es allerdings noch dauern, bis dort wieder glückliche Kinder herunterrasen können: Der Bau eines neuen Turms mitsamt Rutsche(n) ist laut Stadtsprecher Martin Schulmann dabei weniger das Problem – wohl aber die vollen Auftragsbücher der Gartenlandschaftsbauer. „Denn die müssten hier am Gelände richtig anpacken.“ Schließlich geht es nicht um ein Spielgerät an einem gewöhnlichen Hang, sondern um die charakteristischen Steintreppen, die damals zur BUGA vor 25 Jahren angelegt wurden – und der Hängerutsche nun zum Verhängnis werden könnten.