Gelsenkirchen. Frieren oder Zusammenrücken: Katholische Kirchen in Gelsenkirchen werden ab sofort nicht beheizt, kleinere evangelische Kirchen in Buer schon.
Es wird kalt im Winter in den katholischen Kirchen in Gelsenkirchen. Der Kirchenvorstand der Gemeinde Sankt Augustinus hat in seiner vorletzten Sitzung beschlossen, bis auf Weiteres alle Kirchenheizungen in der Pfarrei im Stadtsüden, egal welcher Bauart, auszuschalten und nur zu betreiben, wenn es unbedingt erforderlich ist – also etwa um Schaden von Gebäuden abzuwenden. Das sei ein erster Schritt, so Propst Pottbäcker. In der Pfarrei St. Urbanus im Stadtnorden bereite man in diesen Tagen einen ähnlichen Beschluss vor.
„Wir sehen uns da auch in der Verantwortung. Wenn die Menschen zu Hause nicht mehr oder deutlich weniger heizen, müssen wir als Kirche ähnliche Wege gehen“, sagte Pottbäcker. Daneben geht es natürlich auch um harte Zahlen: Große Kirchengebäude wie St. Augustinus oder St. Urbanus zu heizen, das ist dieser Tage wirtschaftlich nicht mehr darstellbar – und auch wenig effizient. Denn die Wärme steigt bekanntlich nach oben. Bis also der ganze Raum gefühlt warm ist, dauere es. „Wir mussten in der Vergangenheit Tage vorher vorheizen, um an einem bestimmten Tag eine gewisse Temperatur in einer Kirche zu haben.“
Sitzheizung in St. Augustinus in Gelsenkirchen steigert den Komfort
Da es sich bei den noch in Betrieb befindlichen Kirchengebäuden Heilige Dreifaltigkeit in Bismarck, Herz Jesu in Blumke-Hüllen, Sankt Josef und Thomas Morus in Ückendorf, Sankt Elisabeth in Heßler, Sankt Barbara in Rotthausen, Gleis X/Liebfrauenkirche in der Neustadt und Sankt Augustinus in der Altstadt, allesamt um große Gebäude mit geringer oder gar keiner Isolierung handelt, seien die jährlich anfallenden Kosten für die Heizung sehr hoch und würden bei den aktuellen Energiepreisen nahezu unbezahlbar.
In St. Augustinus fühlt man sich recht gut vorbereitet: Die Kirche Sankt Augustinus ist seit einigen Monaten mit einer Sitzheizung ausgestattet, die die Heizkosten insgesamt ohnehin schon sehr reduziert. „So kommt die Wärme dort an, wo man sie braucht“, so Pottbäcker, der Gottesdienstbesucherinnen und Besuchern immerhin etwas Wärme versprechen kann.
Katholische Kirchen werden in Gelsenkirchen keine Wärmeinseln sein
In einigen Fällen werde man auch ausweichen. „Wir versuchen, die Gemeindeheime weiterhin zu beheizen.“ Wobei man auch hier Gewerbeverträge habe, die Preissteigerungen in voller Höhe an Kunden weitergeben. Dennoch hoffe man, hier zumindest einige Räume adäquat erwärmen zu können. Auch, um hier die eine oder andere Messe zu feiern. „Wir sind auch im Gespräch mit der Stadt über Wärmeinseln, wo sich die Menschen, wenn es hart kommt, aufwärmen können. Klar ist jedoch, die Kirchen werden das nicht sein.“
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Etwas anders stellt sich die Situation in der evangelischen Kirchengemeinde Trinitatis in Buer dar. „Grundsätzlich gilt: Reduktion bei der Temperatur und Konzentration bei den Räumen“, erklärt Pfarrer Matthias Siebold. „Unsere Kirchen, die Apostelkirche in Buer und die Adventskirche in Scholven, wollen wir jedoch weiter beheizen bis zu einer Temperatur von 17 Grad.“ Hierbei allerdings kommt der Gemeinde zugute, dass die genannten Kirchen deutlich kleiner sind als die der Katholiken. In Gemeindehäusern wolle man Initiativen und Gruppen zeitlich so umorganisieren, dass sie sich wenige Räume teilen können. „Wir versuchen, mit jeweils einem Raum klarzukommen, um die Wärme bestmöglich zu nutzen.“
„Je mehr Menschen den Gottesdienst besuchen, desto wärmer wird es im Raum“
Ob diese Maßnahmen ausreichen, den stetig steigenden Preisen zu begegnen, das werde sich zeigen. „Es ist eine Erprobungsphase“, so Siebold, der besonders für die festlichen Gottesdienste im Dezember einen Aspekt in Sachen Frieren ins Spiel bringt: „Je mehr Menschen den Gottesdienst besuchen, desto wärmer wird es im Raum.“