Gelsenkirchen. Seit 1994 zieren Werke des Künstlers „Many“ Szejstecki die Haltestelle „Trinenkamp“. Sein Name war aber falsch geschrieben. Erst jetzt Korrektur.

Das „j“ ist ein schmaler, unscheinbarer Buchstabe im Alphabet. Vielleicht hat die hiesige Stadtverwaltung auch deshalb 28 Jahre benötigt, um ihn wiederzufinden. Denn genau so lange hingen in der unterirdischen Straßenbahnhaltestelle „Trinenkamp“ Schilder, die auf den bekannten Gelsenkirchener Künstler Manfred „Many“ Szejstecki hinwiesen. Im dort aufgedruckten Familiennamen fehlte jedoch besagtes „j“. Für knapp drei Jahrzehnte! Seit Donnerstagabend ist dieser peinliche Schreibfehler endlich behoben.

Schon bei der Enthüllung 1994 wies der Künstler auf den Schreibfehler hin

Dieses alte Foto aus Familienbesitz zeigt Künstler Manfred „Many“ Szejstecki am Tag der Kunstwerk-Enthüllung im Jahr 1994 am Trinenkamp in Gelsenkirchen-Bismarck.
Dieses alte Foto aus Familienbesitz zeigt Künstler Manfred „Many“ Szejstecki am Tag der Kunstwerk-Enthüllung im Jahr 1994 am Trinenkamp in Gelsenkirchen-Bismarck. © Szejstecki

Doch der Reihe nach: Es war das Jahr 1994, als in der Haltestelle „Trinenkamp“ in Bismarck die vier riesigen Kunstwerke Szejsteckis mit dem Titel „Gelsenkirchen von unten“ enthüllt wurden. Es handelt sich um auf Emaille gedruckte Reproduktionen, die damals in Niedersachsen gefertigt wurden. Schon am Eröffnungstag sei der Fehler aufgefallen. Und sein Vater habe das auch sofort den anwesenden Vertretern der Stadtverwaltung mitgeteilt, erinnert sich Roland Szejstecki, der Sohn von „Many“. Das wurde zur Kenntnis genommen. Mehr nicht.

„Mein Vater war kein eitler Typ. Deswegen hat er sich auch nicht groß daran gestört, dass die Hinweistafeln mit seinem Namen auch nach einigen Monaten immer noch nicht ausgewechselt waren“, erzählt der Sohn. Und irgendwann sei die Sache dann wohl eingeschlafen. Und in Vergessenheit geraten.

Im September 2021 brachte Sohn Roland Szejstecki das Thema wieder aufs Tablett

Die vier Groß-Kunstwerke von „Many“ Szejstecki in der Gelsenkirchener Haltestelle „Trinenkamp“ sind bis heute echte Hingucker.
Die vier Groß-Kunstwerke von „Many“ Szejstecki in der Gelsenkirchener Haltestelle „Trinenkamp“ sind bis heute echte Hingucker. © Thomas Richter

2016 verstarb „Many“ Szejstecki. Seit 2019 ordnet der Sohn gemeinsam mit dem Kunsthistoriker Lukas Schepers aus Buer den Nachlass des Künstlers. Bei diesen Arbeiten kamen auch plötzlich wieder besagte Haltestellenschilder als Thema aufs Tablett. Im September 2021 schrieb Szejstecki die Stadtverwaltung an, bekam kurz darauf auch einen Anruf. Aber erneut änderte sich – nichts! Im Februar schrieb die WAZ dann einen ersten Artikel über diese Posse. Erneut sagte die Stadt schnelles Handeln zu. Doch erst jetzt gab es den Austausch.

„Es hat Materialengpässe gegeben“, begründet Christiane Wanken die Verzögerung. Sie ist bei der Stadt zuständig für die Kunst im öffentlichen Raum. Auf den vier neuen Tafeln ist der Name des Künstlers nicht nur richtig, sondern auch größer geschrieben. Zudem findet sich ein QR-Code darauf. Wer ihn mit dem Handy einscannt, landet auf einer Internetseite, auf der viel Wissenswertes zu Szejstecki und seiner Kunst steht.

Suche nach Räumlichkeiten für eine Dauerausstellung geht weiter

Und Sohn Roland? Der sagt: „Es ist ärgerlich, dass das alles so lange gedauert hat. Aber jetzt bin ich sehr froh, dass eine gute Lösung gefunden wurde und der Fehler beseitigt ist.“ Letztlich seien diese Schilder mit Blick auf die Nachlassverwaltung aber nur ein winziges Detail. „Viel wichtiger ist, dass wir hier in der Stadt Räume finden, in denen wir eine Dauerausstellung mit den Arbeiten meines Vaters einrichten können“, so Szejstecki.

Ein geeigneter Ort für ihn sei etwa die Neue Zeche Westerholt. „Wir erhoffen uns von der Stadt, dass sie uns bei diesem Vorhaben unterstützt“, so Szejstecki. Er wünscht sich nur, dass das nicht wieder 28 Jahre dauert...