Gelsenkirchen-Buer-Bülse. Hans-Josef Recker aus Gelsenkirchen erhielt für die Gestaltung des eigenen Vorgartens den zweiten Preis des interkommunalen Vorgartenwettbewerbs.

„In den neuen Dingen liegt ja bekanntlich ein gewisser Zauber”, sagt Hans-Josef Recker, spielt auf Hermann Hesse an und lacht, nicht ganz ohne Stolz darüber, wie der Besuch seinen Vorgarten bewundert. „Wenn man mit dem Garten viele Jahre zusammengewachsen ist, spürt man das nicht mehr so.” Vor kurzem aber wurde er in seinem Gartenkonzept sogar öffentlich bestätigt: Er ist Preisträger des diesjährigen Vorgartenwettbewerbes des Stadtteilbüros Hassel-Westerholt-Bertlich, darf sich über den zweiten Platz freuen.

Sein ganzes Leben schon, erzählt der 72-Jährige, habe er ein enges Verhältnis zur Natur gehabt, wenn auch zuweilen ein zwiegespaltenes. „Meine Eltern hatten einen Nutzgarten. Da hatte ich meist unangenehme Aufgaben.” Und damit ist nicht nur das Unkrautjäten gemeint. „Mein Vater hatte eine Vorliebe dafür, die Rosen mit Pferdedung zu düngen. Damals fuhren noch die Fuhrwagen durch die Straßen – und ich musste mit dem Eimer hinterher und die Pferdeäpfel einsammeln”, erinnert sich der passionierte Gärtner.

Schon seit 40 Jahren beschäftigt den Gelsenkirchener sein Garten

Alles blüht: In diesen Tagen freut sich Hans-Josef Recker auch über den Regen, der endlich fällt.
Alles blüht: In diesen Tagen freut sich Hans-Josef Recker auch über den Regen, der endlich fällt. © FUNKE Foto Services | Christoph Wojtyczka

So richtig an die Gartenarbeit kam er vor 40 Jahren, als er sein Häuschen in Bülse bezog. Damals sei ein Großteil des Vorgartens eine Wiese gewesen. Nur die imposante Magnolie, die das Bild bis heute prägt, sei damals schon da gewesen. Und die kleine Einfassung mit Berberitzen. Dann entwickelte Hans-Josef Recker ein erstes Konzept: „Da habe ich mit Bärenfellgras das ganze Firmament auf der Grünfläche gestaltet. Mit allen Planeten.” Doch das Gras wuchs bald aus der Form. „Dann gab es eine Zeit mit Wildblumen. Und wir haben auch mal Gemüse angebaut.”

Immer hat sich der Hobby-Gärtner weitergebildet. „Mit der Zeit erlangt man ein ziemliches Wissen über Pflanzen.” Auch weil er zahlreiche Landesgartenschauen und Messen besucht. Vor zehn Jahren dann entwickelte Hans-Josef Recker ein neues Konzept. Fortan gärtnerte er naturnah, setzt auf viele Stauden, die sich recht frei entfalten dürfen.

Der Garten blüht fast das ganze Jahr

Blaue Blumen mag Hans-Josef Recker besonders gern.
Blaue Blumen mag Hans-Josef Recker besonders gern. © FUNKE Foto Services | Christoph Wojtyczka

Und so sieht der Betrachter auf dem riesigen Areal keine freie Fläche. Überall grünt es. Nach der Dürre des Sommers ist das ein sehr besonderer Anblick. Das liege am Konzept, so der Gärtner. Der Boden sei hochwertig, jedes Fleckchen Erde verschattet, die Pflanzen seien stabil. Es komme ganz selten vor, dass er bei Dürre zur Gießkanne greife. „In den letzten Tagen habe ich zweimal gegossen – weil ich ja wusste, dass die Presse kommt.”

Das Besondere des Vorgartens, was auch die Jury im Wettbewerb überzeugt, ist die ganzjährige Schönheit. Im frühen Frühjahr seien es die zahlreichen bunten Christrosen-Hybriden, die als erste blühen. Dann folgen die Magnolie, unzählige Rosen, viele kleine Bodendecker, etliche Hortensien und im Herbst unzählige Herbstastern, von denen einige auch heute schon ihre Knospen geöffnet haben. Die meisten aber entfalten wohl erst in den nächsten Tagen ihre Schönheit. So wie der Zierahorn, dessen Laub bald rot werde. Übrigens eine eher seltene Farbe im Vorgarten von Hans-Josef Recker. Die dominierenden Farben seien blau und weiß. Aus Liebe zum Fußball? Da lacht der Gärtner und verrät, das sei sein Antrieb nicht. „Ich finde blaue Blumen sehr interessant. Davon gibt es ja nicht viele.”

Recker musste zur Teilnahme am Wettbewerb überredet werden

Viel Potenzial für Klima- und Tierschutz

„Der relativ großflächige Vorgarten am Haus von Herrn Recker befindet sich auf einem Eckgrundstück und bietet viel Potenzial hinsichtlich Klimafreundlichkeit und Tierschutz im innerstädtischen Raum. Dies wurde im Laufe der Jahre vorbildlich genutzt und weiterentwickelt.” So erläutert die Jury des Vorgartenwettbewerbs ihre Entscheidung.

Sie erkennt auch die Aspekte der Nachhaltigkeit besonders an: „Regenwasser kann in den komplett begrünten Beet-Flächen wunderbar versickern, die Versiegelung von Wegeflächen beschränkt sich nur auf das Nötigste.”

Viel Arbeit mache sein Garten nicht, sagt der Bülser. „Weil er so dicht bewachsen ist, dass dazwischen kein Unkraut durchkommt. Ich habe ja den Vergleich, wenn ich die anderen Nachbarn beobachte. Die haben viel mehr Arbeit.” Das einzig richtig Unangenehme stehe ihm bald bevor: Wenn die große Magnolie ihr Laub verliert. „Die Blätter zersetzen sich sehr schlecht. Dann fängt es an, darunter zu modern.” Also müsse Hans-Josef Recker das Laub sammeln. Mehrfach. Weil nicht alles gleichzeitig vom Baum fällt.

Niemals, berichtet der Gärtner, wäre er selbst darauf gekommen, sich bei einem Gartenwettbewerb zu beteiligen. „Ich wusste gar nicht, dass es so etwas gibt. Spaziergänger haben mir davon erzählt.” Nicht nur einmal. „Einer hat mir sogar den Flyer gebracht.” Hans-Josef Recker gibt dem Drängen nach. „Ich dachte, es ist einfacher, ein paar Fotos dahin zu schicken, als später den Leuten zu erklären, warum ich das nicht gemacht habe.” Dann flatterte die Einladung zur Preisverleihung ins Haus. „Ich dachte, ich bekomme vielleicht einen kleinen Sonderpreis.” Am Ende ist es Platz zwei. Und eine enorme Bestätigung. „Natürlich freut man sich, wenn anderen der Garten so gefällt.”