Gelsenkirchen. Während viele andere Tierheime „Land unter” melden, ist das Tierheim in Gelsenkirchen zwar voll, aber vor allem wegen Beschlagnahmungen.
Immer wieder sind Hilferufe der Tierheime aus der Region zu hören: Überfüllung wegen rückläufiger Corona-Tiere, insbesondere Hunde. Und immer wieder ergeben WAZ-Anfragen beim Gelsenkirchener Tierheim ein anderes Bild. „Wir sind auch voll. Aber leider wie so oft wegen Beschlagnahmungen”, sagt Heike Reddig, die Pressesprecherin des Tierschutzvereins, der das Tierheim betreibt.
Ganz deutlich: „Es sind keine Tiere, die wir zu Coronazeiten vermittelt haben und die nun, wo alle Regeln aufgehoben sind, zu uns zurückgebracht werden. Aber wir sind bei der Vermittlung auch sehr kritisch.” Denn das Prozedere, nach welchem die Vermittlung abläuft, sei aufwendig und werde verantwortungsbewusst durchgeführt.
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Ein kompliziertes Kennenlernen
„Erst einmal sprechen unsere Mitarbeiter mit den Interessenten. Dann lernen sie den möglichen Hund kennen, drehen eine Proberunde mit ihm. Dabei werden sie von dem Ausführer des jeweiligen Hundes begleitet, der das Tier gut kennt.” Dann sehe man meistens schon, ob die Chemie passen könnte. Danach stehen für die Interessenten einige Besuch an. „Dabei wird unterschieden, ob es ein unkomplizierter Hund ist, oder nicht.” Bei einem einfach zu händelnden Tier könnten drei Besuche ausreichen. Mit schwierigen Hunden dauere das Kennenlernen länger, werde immer wieder durch die Mitarbeiter begleitet.
Darf der Hund in sein neues Heim, setzt sich hier das gegenseitige Beschnuppern fort. „Wir machen grundsätzlich nur Probeverträge über mindestens zwei Wochen. Denn wir wissen ja, ein Hund braucht ein paar Tage, bis er auftaut und sein wahres Wesen zeigt.” Auch dann müsse es noch passen. Und so entscheide sich erst ein paar Wochen später, ob eine lebenslange Freundschaft entstehen könne. In schwierigen Fällen, ergänzt Heike Reddig, rieten die Tierheimmitarbeiter auch zum Besuch der eigenen Hundeschule. So könne man Hund und Halter noch eine Weile begleiten.
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Geldprobleme hat man dennoch
All dies ist scheinbar ein Erfolgsrezept. Denn zu Rückgaben komme es sehr selten. Woher die vielen Hiobsbotschaften kämen, kann man sich im Gelsenkirchener Tierheim auch nicht richtig erklären. „Es kann natürlich sein, dass das nicht richtig wiedergegeben wird, dass es sich tatsächlich um Hunde handelt, die während der Coronazeit im Internet erworben wurden und nicht durch Tierheime vermittelt worden sind.” So viel zumindest habe ein Gespräch innerhalb der „Tierheim-AG” mit den anderen Heimen in der Region ergeben.
All dies übrigens bedeute nicht, dass man im Gelsenkirchener Tierheim keine Probleme habe. „Gerade in Zeiten steigender Kosten brauchen wir auch mehr Geld und Unterstützung, aber nicht, weil durch uns vermittelte Hunde zurückgebracht werden.”