Gelsenkirchen. Niemals aufgeben: Ramin Majidi floh mit 14 Jahren allein nach Deutschland. In Gelsenkirchen bereitet er sich auf den deutschen Polizeidienst vor.

Ramin Majidi ist einer der 31 Glücklichen, die in Gelsenkirchen die Aufnahme in die Modellklasse geschafft haben. Der in Afghanistan geborene, heute 21-Jährige war 2015 nach Deutschland geflüchtet. Allerdings nicht direkt aus Afghanistan; das Land hatte er der damaligen Übergriffe der Taliban wegen mit seinen Eltern bereits im Jahr 2001 verlassen, und zwar in Richtung Iran. Aber auch dort gab es keine Chancen für ihn, sich ein gutes Leben aufzubauen. Die Eltern ermunterten ihn 2015, nach Deutschland zu flüchten.

Sechs Wochen lang als 14-Jähriger allein auf der Flucht nach Deutschland

Über die Grenze im Nordiran floh er mit Hilfe eines Schleusers zu Fuß in die Türkei, ein gefährlicher Weg, der ihn noch lange Zeit in den Träumen begleitete. Von der Türkei floh er weiter über Griechenland nach Deutschland. Sechs Wochen war der damals 14-Jährige unterwegs, bevor er in München ankam. Dort lebte er zunächst in einer Flüchtlingsunterkunft, bevor das SOS-Kinderdorf in Düsseldorf ihn aufnahm. Bis zur Volljährigkeit lebte der alleinstehende Junge hier, wechselte danach in eine Wohngemeinschaft des Kinderdorfes. [Zum Thema: Das will Gelsenkirchens Polizeinachwuchs]

Mit 30 anderen jungen Frauen und Männern hat Ramin am Montag, 15. August, in der Vorbereitungsklasse am Berufskolleg an der Augustastraße in Gelsenkirchen begonnen.
Mit 30 anderen jungen Frauen und Männern hat Ramin am Montag, 15. August, in der Vorbereitungsklasse am Berufskolleg an der Augustastraße in Gelsenkirchen begonnen. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Den Realschulabschluss hatte er im ersten Anlauf mangels Sprachkenntnissen nicht geschafft. Statt aufzugeben, ließ er sich zum Sozialassistenten ausbilden und arbeitete als solcher. Im Rahmen der Ausbildung legte er auch die Prüfung zur Mittleren Reife mit Qualifikation ab – mit der Note 1,6. Zur Polizei hatte Ramin, der mittlerweile perfekt deutsch spricht, schon als Kind gewollt. Der Vater war gelernter Maurer, arbeitet auch im Iran als solcher. Als Ramin von dem neuen Modell der Vorbereitung auf den Polizeidienst für Realschüler hörte, bewarb er sich umgehend.Für Realschülerwar die Ausbildung in den vergangenen Jahren nicht mehr möglich.

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An vier Standorten in NRW hatte Ramin sich beworben, auch in Düsseldorf. Als dann Ende Juni die Zusage für Gelsenkirchen kam, war die Vorbereitungszeit knapp. Schließlich musste er sich eine Unterkunft suchen und diese auch ausstatten. Die Wohnung hat er mittlerweile gefunden, doch bei der Einrichtung fehlt es an vielem. Einen Herd und ein Bett bräuchte er dringend noch, auch manche anderen Küchenutensilien. Seine Familie im fernen Iran, die er seit der Flucht nicht mehr gesehen hat, kann ihm nicht helfen. Die Hoffnung, dass er sie nach Deutschland holen kann, ist gering. Sein eigener Aufenthaltstitel läuft 2024 aus – dann endet auch die Schulzeit.

Das Ziel Polizeihochschule fest im Blick

Ramin ist somit auf Sozialleistungen angewiesen. Wie viel es sein wird, weiß er noch nicht. Der Polizeiausbilder, der bei dem Gespräch mit der Journalistin zugehört hat, rät dennoch dringend vom Arbeiten nebenher ab. „Sie sollten sich auf die Ausbildung konzentrieren, das ist wichtig“, mahnt er. Das Ziel, ein Studium an der Polizeihochschule, hat Ramin aber ohnehin fest vor Augen. „Wir schaffen das“ ist auch sein Mantra.

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