Gelsenkirchen. Wurde Schalkes demenzkranker Ex-Manager Rudi Assauer ausgeplündert? Dieser Frage geht das Gericht nach und hat nun einen Haftbefehl erhoben.

Der Gerichtsprozess, bei dem es um die Frage geht, ob Rudi Assauer, Ex-Manager des Fußballbundesligisten FC Schalke 04, vor seinem Tod um sein Vermögen gebracht wurde, nimmt eine neue Wendung.

Wie die ZEIT berichtet, hat das Amtsgericht Gelsenkirchen Haftbefehl gegen die 62-jährige Sabine Söldner erlassen, die frühere Sekretärin des verstorbenen Fußballmanagers Rudi Assauer. Gemeinsam mit dem heute 78-jährigen Schönheitschirurgen Heinz Bull, einem Freund des an Alzheimer erkrankten Assauer, wurde Sabine Söldner im Jahr 2012 zu Assauers Generalbevollmächtigten ernannt. Bis zu Assauers Tod im Februar 2019 regelten Söldner und Bull die finanziellen Angelegenheiten des schwer kranken Mannes.

Eine Sprecherin des Gelsenkirchener Amtsgerichts bestätigte diese Information auf Nachfrage der WAZ und konkretisierte: „Es handelt sich dabei um einen zivilrechtlichen Haftbefehl.“ Demnach sei Sabine Söldner verpflichtet, dem Gericht Auskunft zu erteilen. Da sie das aber nicht getan habe, könne ein Zwangsgeld oder ersatzweise Zwangshaft verordnet werden.

Rechtsstreit um Rudi Assauers Erbe

Auch gegen Assauers Tochter Bettina Michel ist laut dem Medienbericht am Dienstag, ein Haftbefehl beantragt worden. Trotz mehrfacher Aufforderungen durch das Gericht habe Michel bisher keine lückenlose Aufstellung des Nachlasses ihres Vaters vorgelegt und das Zwangsgeld von 2.000 Euro nicht gezahlt, das gegen sie verhängt worden war. Einer von Michels Rechtsanwälten, Burkhard Benecken, bestätigte im Gespräch mit dieser Redaktion, dass das Gericht tatsächlich einen zivilrechtlichen Haftbefehl beantragt hat, dieser aber wohl nicht zum Tragen kommen werde. Details wollte der Anwalt zunächst noch nicht nennen.

Bettina Michel, die ihren Vater bei sich zu Hause in Herten pflegte, soll Zugriff auf ein undurchsichtiges Konstrukt von Konten bei der Volksbank Ruhr Mitte in Gelsenkirchen gehabt haben. „Laut seinen Steuerunterlagen hatte Assauer im Jahr 2010 noch ein Vermögen von rund 2,3 Millionen Euro, bei seinem Tod im Jahr 2019 war davon fast nichts mehr übrig. Die Staatsanwaltschaft geht der Frage nach, wo das Vermögen geblieben ist“, erklärte Zeit-Redakteur Stefan Willeke bereits im April im Gespräch mit der WAZ und berichtete von „dubiosen Verträgen über den Verkauf von Assauers Immobilien“, die die Bevollmächtigten abgeschlossen hätten.

Im Februar 2019, als Assauer starb, sollen laut einer Vermögensaufstellung seiner Tochter Bettina Michel nur noch 15.000 Euro Bargeld, Firmenanteile im Wert von 25.000 Euro, ein Anzug, ein Mantel, eine Pfeife, ein defektes Brillengestell, eine Rolex, ein paar Möbel und ein zehn Jahre alter Opel Meriva vorhanden gewesen sein.

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Zuletzt war im April ein Streit um die Frage entbrannt, ob das Testament der Schalke-Ikone ungültig sein könnte. Im Rechtsstreit um das Erbe zwischen Assauers Töchtern Katy Assauer und ihrer Stiefschwester Bettina Michel sorgte ein ärztliches Gutachten für Wirbel. Es ging der Frage nach, ob der Ex-Manager schon dement war, als er sein Testament verfasste und beglaubigen ließ. Das 50-seitige Gutachten, das vom Amtsgericht Recklinghausen in Auftrag gegeben wurde, liegt der WAZ Gelsenkirchen vor.

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Thomas Finkbeiner, Chefarzt der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Knappschaftskrankenhaus Lütgendortmund, kommt darin zum Schluss, dass Rudi Assauer „zum Zeitpunkt der Abfassung des Testaments am 17.01.2012 nicht testierfähig war“. Wenn das Gericht dieser Argumentation folgt, könnten auf die bisherige Haupterbin Bettina Michel und Assauers Generalbevollmächtigte Sabine Söldner weitere Probleme zukommen.

Sollte die Verfügung Assauers tatsächlich für ungültig erklärt werden, stünde der Klägerin Katy Assauer möglicherweise noch Gelder aus dem Nachlass zu. In seinem letzten Willen hatte der frühere Schalke-Boss festgehalten, dass seine Tochter Bettina Michel das gesamte Vermögen erben soll. Ihre Halbschwester Katy Assauer bekam nur den ihr gesetzlich zustehenden Pflichtteil. Laut Rechtsanwalt Burkhard Benecken steht im September der nächste Verhandlungstag zur Frage um das Testament an.