Gelsenkirchen. Die ELE verleiht E-Roller: 100 davon gibt es in den Städten Gelsenkirchen, Bottrop und Gladbeck. Wir haben das Verleihsystem „Ella“ getestet.
Dustin Krotki hatte noch gewarnt. „Vorsicht beim Anfahren“, hatte er gesagt, „das Gas springt schnell an.“ Ich denke: „Was soll schon passieren?“ und drehe den Gaszug beherzt zurück. „Ella“ reagiert sofort – mit einem Satz nach vorne. Aber weil „Ella“ gutmütig ist, fängt sie sich schnell wieder. Und nach ein paar Runden steht fest: „Ella“ macht Laune!
„Ella“ – unter diesem Namen stellt der Stromversorger ELE seit ein paar Wochen E-Roller im Stadtgebiet auf, die man sich nach vorheriger Registrierung leihen kann. Genau gesagt sind es 100 Roller: 50 davon stehen in Gelsenkirchen, 30 in Bottrop und 20 in Gladbeck. Aber „Ella“ ist keine Verwandte der kleinen elektrischen Tretroller, die schon seit einiger Zeit durch das Ruhrgebiet fahren. Zu „Ellas“ Verwandten gehören eher die Vespa, die Schwalbe, die Kreidler Florett: „Ella“ ist ein richtiger Roller, auf dem bis zu zwei Personen sitzen können. Was sie aber von Vespa und Co. unterscheidet: Bei „Ella“ knattert und stinkt nichts, sie fährt rein elektrisch.
Eine Karte zeigt die Standorte der Roller in Gelsenkirchen, Bottrop und Gladbeck
Dustin Krotki ist „Ella“-Projektleiter bei der ELE und zuständig für die kleinen Roller. Beim Pressetermin zur Probefahrt weist er mich ein. Schwierig ist das Ganze nicht. Vor der ersten Fahrt ist allerdings etwas Vorbereitung nötig – und ohne Smartphone geht es nicht. „Zunächst muss man die App herunterladen und sich damit registrieren“, erklärt Krotki. Die persönlichen Daten will die App wissen – und ein Foto vom Führerschein haben. Denn der muss vorhanden sein, mindestens einer der Klasse B, älter als 18 Jahre muss man auch sein. Die Angaben werden bei der ELE geprüft, wenn alles in Ordnung ist, kommt nach kurzer Zeit die Rückmeldung – und es kann losgehen.
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Auf einer interaktiven Karte werden die Standorte der Roller angezeigt, entweder begibt man sich zum Standort oder reserviert einen davon. Ich habe es gut: „Mein“ Roller steht schon vor der ELE-Zentrale in der Altstadt. Übersehen kann man ihn ohnehin schlecht: Gehalten in den ELE-Farben türkis und weiß, prangt der Name „Ella“ deutlich sichtbar auf der hinteren Verkleidung. Auf dem Gepäckträger ist eine große Box: Darauf befindet sich ein QR-Code, mit der App lässt sich der einscannen, der Roller gibt einen Ton von sich – jetzt ist „Ella“ für mich bereit.
Ein bisschen Rom-Gefühl mitten in Gelsenkirchen
In der Box befinden sich zwei Helme in verschiedenen Größen, außerdem, der Hygiene wegen, weiße Einmalhauben, die man unter dem Helm trägt. Den Helm aufgesetzt, aufgesessen, den Ständer zur Seite geklappt: Jetzt kann es losgehen. Die Bedienung ist quasi selbsterklärend: Der grüne Knopf startet den Roller, Blinker, Spiegel, zwei Bremen, Gaszug – alles da.
Und los geht’s: Zunächst ein paar Kurven auf dem ELE-Vorplatz zum Eingewöhnen, und dann geht’s auch schon auf die Runde um den Block. Und schnell steht fest: Das macht einen Heidenspaß. Vielleicht liegt es am Wetter, höchstwahrscheinlich hinkt der Vergleich gewaltig und natürlich ist das Musiktheater auch nicht das römische Kolosseum – aber dennoch fühlt man sich ein bisschen wie Gregory Peck im Filmklassiker „Ein Herz und eine Krone“. Fehlt nur noch Audrey Hepburn als Mitfahrerin.
So teuer ist eine Fahrt mit dem Roller
An der Ampel ist man im Nu weg – der E-Motor beschleunigt halt schnell. Bei Tempo 45 ist aber Schluss. Mehr geht nicht, mehr braucht man aber auch nicht: Schließlich soll man mit „Ella“ keine Überlandtouren unternehmen, gedacht ist der Roller als umweltfreundliche Alternative zum Auto auf kurzen Strecken in der Stadt. Längere Strecken würden auch dem Geldbeutel nicht guttun: 22 Cent pro Minute veranschlagt die ELE, Kunden mit ELE-Card zahlen 18 Cent.
Viel zu schnell ist die Proberunde vorbei. Ich stelle den Roller ab, steige ab, verstaue den Helm wieder in der Box und beende per App die Fahrt. Ein Foto muss ich noch machen, um zu demonstrieren, dass ich „Ella“ auch verkehrsgerecht abgestellt habe. Weil es sich um ein „Free-Floating-Konzept“ handelt, braucht man die Roller nicht zu einer festen Leihstation zu bringen, sondern stellt sie einfach am Zielort ab – vorausgesetzt, der liegt in Gelsenkirchen, Bottrop oder Gladbeck.
Die Akkus lassen sich herausnehmen und aufladen
Anders als die E-Tretroller müssen die ELE-Roller auch nicht eingesammelt und wieder aufgeladen werden. „Die Akkus lassen sich herausnehmen“, erklärt Dustin Krotki. Den Akkustand sendet der Roller an die Zentrale – sobald er unter 60 Prozent fällt, wird der Akku gegen einen vollen getauscht, der Roller selbst bleibt dort stehen, wo er ist. Als Richtwert gilt: Ein Prozent Akkuladung reicht etwa für einen Kilometer. „Das kann aber variieren, je nachdem, wie viele Steigungen auf dem Weg liegen“, sagt Krotki.
Bislang hätten rund 1200 Kundinnen und Kunden die App heruntergeladen, genaue Zahlen zum Nutzungsverhalten erwartet die ELE in den kommenden Tagen. Daten aus Oberhausen, wo es ein entsprechendes Modell schon gibt, stimmen aber zuversichtlich: „Dort gibt es das Projekt seit 2018“, sagt ELE-Sprecher Peter Efing. „Inzwischen wurde die Zahl der Roller sogar weiter aufgestockt.“