Gelsenkirchen. Aus für die Gorillas. Sie haben nur ein Jahr in Gelsenkirchen überlebt. Warum der Express-Lieferdienst nicht nur in der Emscherstadt am Ende ist
Die Realität hat das Laufbanner auf der Gorillas-Homepage noch nicht erreicht. „Schneller als du – Wir liefern deinen Einkauf in Minuten“, verspricht der Express-Lieferdienst und behauptet: „Wir sind live in Alicante, Barcelona oder Kopenhagen wie in Dresden, München, Frankfurt, Düsseldorf, Essen oder auch Bochum Dortmund, Münster und Gelsenkirchen. Zumindest in vier Fällen stimmt das nicht: Der Standort Gelsenkirchen ist geschlossen. Ebenso die Lagerhäuser in Münster, Bochum und Dortmund.
Das Lager in Gelsenkirchen ist seit Tagen verwaist
Vor gut einem Jahr haben die Gorillas in Gelsenkirchen den Betrieb aufgenommen und am Preuteplatz in der Altstadt Lager und Kurierstation aufgebaut. Seither sah man ihre dunkel gekleideten Fahrradkuriere, „Rider“ im Branchensprech, mit den Liefer-Rucksäcken auf dem Weg zur Kundschaft oder zur Basis. Bereits Ende Juli war klar: Die Station ist menschenleer, der Eingang abgeschlossen, hinter den abgedunkelten Fensterscheiben sind noch ein paar gefüllte Regale voller Getränkeflaschen und Chips zu sehen – aber kein Rider mehr weit und breit.
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Nach einem Bestellungs-Versuch kam jüngst diese Nachricht: „Es tut mir sehr leid, aber das Lagerhaus ist nicht mehr in Betrieb, ist endgültig geschlossen. Wir entschuldigen uns aufrichtig und danken Dir für Deine Treue“, schreibt eine Mitarbeiterin von Gorillas auf die Frage einer Kundin, ob die Filiale in Gelsenkirchen geschlossen sei.
Gorillas verfolgten eine rasante Expansionsstrategie
Die Gorillas Operations Germany GmbH & Co KG, als Startup 2020 in Berlin gegründet, war als Lieferdienst zunächst Liebling der Investoren und hat eine rasante Expansionsstrategie verfolgt. Doch seit Monaten stecken die Gorillas massiv in der Krise, begleitet von Entlassungen und Schließungen. Der Liefer-Schelldienst soll nach Brancheninformationen in einer neuerlichen Finanzierungsrunde 245 Millionen Euro vornehmlich von Bestandsinvestoren bekommen.
Keine Angaben zur Beschäftigtenzahl in Gelsenkirchen
Gorillas entließ im Mai 300 Büromitarbeiter im Berliner Hauptquartier, zog sich seitdem aus mehreren Märkten zurück und kündigte somit etwa weiteren 1000 Angestellten, berichtet „Business Insider“ Ende Juli.
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Wie viele Mitarbeitende beispielsweise der Standort Gelsenkirchen hatte, kommuniziert Gorillas nicht, bestätigt nur die Schließungen in den vier Städten in der Region. Begründung: Das Unternehmen wolle sich stärker auf seine „Kernmärkte Deutschland, Frankreich, Großbritannien, die Niederlande und die USA (New York City)“ konzentrieren und dort weiter wachsen. „Der überwiegende Teil unseres Umsatzes (90 Prozent) kommt aus diesen Märkten.“ In Deutschland arbeite man hart daran, die Gorillas-Marke weiter zu stärken.
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Allerdings, so Firmensprecherin Vivian Weitz, müsse Gorillas die „Performance aller unserer Warenhäuser kontinuierlich bewerten“ und wolle sich „auf die profitabelsten Standorte konzentrieren“. Das bedeute auch, dass man sich von Standorten und Crewmitgliedern trennen müsse. „Diese Entscheidung ist uns nicht leicht gefallen, aber es handelt sich um notwendige Schritte, die Gorillas helfen werden, ein stärkeres und profitables Unternehmen zu werden.“