Gelsenkirchen. Sie sichern Zeugnisdaten und Tauchpumpen oder illuminieren den Himmel: Fünf Gelsenkirchener Start-ups drängen auf den Markt – mit diesen Ideen.

Nach knapp zwei Jahren Corona-Zwangspause und – wenn überhaupt – digitalen Formaten wurde jüngst der Unternehmertreff der Gelsenkirchener Wirtschaftsförderung wiederbelebt. Ganz analog, mit fast 180 Teilnehmenden, fand das Treffen im Wissenschaftspark statt.

Als Signal für den Neustart verstand Gelsenkirchens Wirtschaftsförderungs-Dezernent Simon Nowack die Live-Veranstaltung. Das Thema war entsprechend gesetzt: Lokale Vertreter der Start-up-Szene präsentierten ihre Geschäftsideen. Nicht nur für Nowack stand danach fest: „Sie sind Aufsteiger. Davon brauchen wir mehr in dieser Stadt.“ Sein Appell an Firmen-, Verbands- und Wirtschaftsvertreter in der großen Runde: „Lassen Sie uns gemeinsam Gelsenkirchen zur Aufsteigerstadt machen.“

Stadtrat Simon Nowack begrüßte die Gäste beim Unternehmertreff im Wissenschaftspark, Svenja Tietje, Geschäftsführerin der „ruhr:HUB GmbH“, führte ins Thema ein.
Stadtrat Simon Nowack begrüßte die Gäste beim Unternehmertreff im Wissenschaftspark, Svenja Tietje, Geschäftsführerin der „ruhr:HUB GmbH“, führte ins Thema ein. © Uwe Jesiorkowski

Von aktuell allein rund 450 Unternehmensgründungen allein im Ruhrgebiet geht Svenja Tietje, Geschäftsführerin der „ruhr:HUB GmbH“ aus. Diese fünf Unternehmen der Start-up-Szene in Gelsenkirchen stellten sich beim Unternehmertreff vor.

„TrustCerts GmbH“

Geschäftsfeld: Fälschungssicher Dokumente und Nachweise signieren, erstellen und verwalten. Beispielsweise Zeugnisse, Protokolle oder interne Zusagen und abgestimmte Planungen.

Versprechen: Transparenz, absolute Nachvollziehbarkeit und europaweite Sicherheit stets auf Basis der DSGVO, der Datenschutz-Grundordnung. „Sie entscheiden konkret, was mit Ihren kritischen Sachen passiert, und wir geben Ihnen das richtige Werkzeug dafür in die Hand“, so Mirko Mollik, einer der Gesellschafter.

+++ Sie wollen keine Nachrichten aus Gelsenkirchen verpassen? Dann können Sie hier unseren kostenlosen Newsletter abonnieren +++

Kunden: Die „FOM“, die größte private Hochschule Deutschlands, „nutzt die Technologie, um mittlerweile über 50.000 Zeugnisse digital abzusichern und durch neutrale Dritte überprüfbar zu machen. So kann jede Hochschule oder jeder zukünftige Arbeitgeber auf einen Klick überprüfen, wann das Zeugnis ausgestellt worden ist und ob die Angaben übereinstimmen. Keinerlei persönliche Daten liegen auf der Blockchain (kontinuierlich erweiterbare Liste von Datensätzen in einzelnen Blöcken) beziehungsweise verlassen im Rahmen der Zeugniserstellung die Hochschule“, betont das Start-up.

Tauchpumpen sollen mit dem Umkippschutz sicherer stehen und auch in Schräglage weiter ihre Leistung bringen – das ist die Grundidee der Erfindung des Gelsenkircheners Denis Drosdzol.
Tauchpumpen sollen mit dem Umkippschutz sicherer stehen und auch in Schräglage weiter ihre Leistung bringen – das ist die Grundidee der Erfindung des Gelsenkircheners Denis Drosdzol. © MHBauer | Bludau

„LƎNZ Technology UG“

Geschäftsfeld: Umkippschutz für Tauchpumpen nach DIN 14425. Die Betriebsstandfestigkeit ist auch bei mindestens 20 Grad Neigung möglich.

Versprechen: „Unser oberstes Ziel ist es, das Leben als höchstes Gut zu wahren und Verletzungen zu vermeiden. Besonders auf dem Gebiet der Arbeitssicherheit wachsen wir zu spezialisierten Pionieren im Bevölkerungs- und Katastrophenschutz heran“, betont Gründer und Erfinder Denis Drosdzol (20), der in Bochum Verfahrenstechnik studiert. Bei Feuerwehren, Technischem Hilfswerk und Firmen, die Tauchpumpen einsetzen, sieht er Millionen-Märkte für sein Produkt.

Jüngster Erfolg: Bei der Fachmesse Interschutz zählte LƎNZ Technology zu den Start-ups, die ihre Produkte am Gemeinschaftsstand Junge Innovative Unternehmen vorstellen konnten.

„3Dpersolutions UG“

Geschäftsfeld: 3D-Druckverfahren für Klein- und Mittelserienfertigung sowie Einzelstückproduktion.

Versprechen: „Wir scannen Objekte jeder Art und erstellen 3D-Modelle, mit denen flexibel weiter verfahren werden kann. Ob skaliert, maßstabsgetreu oder modifizierend weitergearbeitet wird, entscheidet sich im nächsten Schritt“, erläutert Gregor Stein. Gedruckt werden hochauflösend – in allen RAL-Farben – Objekte bis zur Größe von einem Kubikmeter mit Abweichungen von maximal 0,1 Millimetern.

Anwendungen: Formteile, Produkte oder Objekte (zum Beispiel Skulpturen), die sich mit klassischen Fertigungsmöglichkeiten nicht rechnen oder umsetzen lassen, realisiert das Start-up. Ein griffiges Beispiel, so Stein, sind Blinden-Tastaturen mit Braille-Schrift.

Leon Schwanitz, Til Grzebka, Marcus Uhländer und Marvin Schulze Wettendorf von „4mates technologies“ haben vor knapp zwei Jahren begonnen, ihre Firmenplattform aufzubauen. Über die Westfälische Hochschule fand das Quartett zueinander.
Leon Schwanitz, Til Grzebka, Marcus Uhländer und Marvin Schulze Wettendorf von „4mates technologies“ haben vor knapp zwei Jahren begonnen, ihre Firmenplattform aufzubauen. Über die Westfälische Hochschule fand das Quartett zueinander. © Schwanitz/WH

„4mates technologies GbR“

Geschäftsfeld: Die vier Gesellschafter sind 2020 angetreten, die Prozesse im Gesundheitswesen zu optimieren und zu digitalisieren. Ihre digitale Plattform „GetYourNurse“ soll z. B. Krankenhäuser mit Personaldienstleistern zusammenbringen.

Versprechen: Lösungen für kurzfristige Personalausfälle in Krankenhäusern oder Praxen. Vermittlung von Pflegepersonal, ärztlichem Personal, medizinisch-technischem Personal und Personal des Funktionsdienstes von qualifizierten Personaldienstleistern direkt an Gesundheitseinrichtungen. Für Krankenhäuser und Arztpraxen ist der Service kostenfrei. „Die Abwicklung und der Austausch von Dokumenten können dabei direkt über die Plattform stattfinden – das spart nicht nur Zeit und Geld, sondern führt langfristig auch zur Entlastung des Pflegepersonals“, so Marcus Uhländer. „Vakanzen können mit wenigen Klicks ausgeschrieben werden.“

Erste Erfolge: Die Plattform „GetYourNurse“ gewann 2021 den Start-up-Contest des Gesundheitswirtschaftskongresses 2021 in Hamburg. Die Praxis-Umsetzung mit Personaldienstleistern als Kunden steht bevor.

„Flying Stars GmbH“

Geschäftsfeld: Drohnenshows. Lichtshowdrohnen zeichnen bei Festen und Events – zum Beispiel in Kombination mit Musik – bewegte Bilder, Logos oder Lichteffekte in den Himmel.

Versprechen: „Gegenüber konventionellem Feuerwerk sind Drohnenshows wesentlich nachhaltiger, präziser in der Darstellung und mit mehr als 15 Minuten möglicher Flugdauer regelmäßig länger“, betont Erwin Wilms, einer der vier Gründer. Das Geschäftsfeld ist in Deutschland noch neu. In Tokio hat es die bislang weltgrößte Show mit 1218 Drohnen gegeben. Die Flying Stars planen bislang Shows mit 30 bis 50 Drohnen. Als Trainingsgelände haben sie die Trabrennbahn in Gelsenkirchen. Größte bürokratische Herausforderung bislang war die (beantragte) Genehmigung durch das Luftfahrt-Bundesamt für die Shows.

Jüngster Erfolg: Erste Kunden haben im Juni 2022 drei Shows gebucht.