Gelsenkirchen. Flexible Betreuungszeiten früh oder spät? Die Kita Diesterwegstraße bietet sie zu den Randzeiten an. Warum sie Gelsenkirchener Eltern entlastet.

Es ist ein großes Glück und eine wahre Entlastung für Chelsea Fashoyin: Seit ihr Sohn Mailow einen Betreuungsplatz in der Kita Diesterwegstraße in Horst hat, kann die 26-Jährige beruhigt arbeiten gehen. Das liegt nicht nur an der Tatsache, dass der Sechsjährige gut untergebracht ist – sondern vor allem daran, dass Mailow dort auch zu den Randzeiten betreut werden kann. Die Öffnungszeiten - von 6 bis 20 Uhr. Damit hat die Einrichtung nahezu ein Alleinstellungsmerkmal in der Stadt: Nur zehn Kitas bieten in Gelsenkirchen erweiterte Öffnungszeiten an.

Späte Öffnungszeiten und flexible Betreuung: Gelsenkirchener Kita schließt um 20 Uhr

„Ich wusste zunächst gar nicht, dass es das gibt“, erinnert sich Chelsea Fashoyin. Und sie berichtet auch von ihrer eigenen persönlichen Zitterpartie: Dem neuen Jobangebot und damit verbundenen neuen Arbeitszeiten von 10 bis 18 Uhr, montags bis freitags, und ihren Befürchtungen, Kind und Job nicht unter einen Hut bringen zu können. Als sie und Mailow die Zusage aus der Diesterwegstraße erhielten, im Jahr 2019, sei sie sehr erleichtert gewesen – „sonst hätte ich den Job gar nicht annehmen können.“

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So wie Chelsea Fashoyin geht es einigen Müttern, Vätern, Familien, deren Jobs eben keine Arbeitszeiten von 7.30 Uhr bis 16 Uhr zulassen – und es so schwierig machen, ein „normales“ Betreuungsangebot in Anspruch zu nehmen. Genau da greift das Angebot in Horst-Süd und bietet verlässliche, vor allem aber flexible und weniger begrenzte Betreuung (auch für Schulkinder).

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Im Jahre 2006 sei die etwas längere Form der Betreuung als Modellprojekt ins Leben gerufen worden, erzählt Marie-Luise Hülswitt. „Es gab hier eine Bedarfsabfrage“, führt die Kita-Leiterin weiter aus, aus der heraus die Anregungen der berufstätigen Eltern kamen, verlängerte Öffnungszeiten anzubieten.

Aktuell gibt es sechs Gruppen mit insgesamt 125 Plätzen. 23 Kinder werden über die eigentlichen 45 Stunden zu den Randzeiten betreut, werden mal früh am Morgen gebracht oder bleiben bis in den Abend hinein, kommen sogar samstags – dann hat das Familienzentrum in der Zeit von 7.30 Uhr bis 14 Uhr geöffnet. Über die Jahre sei die Nachfrage nach den verlängerten Öffnungszeiten relativ konstant, berichtet Marie-Luise Hülswitt. Insgesamt 27 Kräfte inklusive Praktikanten sorgen für die Kinder.

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Eine von ihnen ist Vanessa Sadlowski: „Wir versuchen, immer auf die Bedürfnisse der Kinder einzugehen“, erklärt die Spätdienstleitung mit Blick auf die Betreuung zu den Randzeiten. Werden über den Tag die Bildungsbereiche mit den Kindern be- und erarbeitet, können sich die Großen und Kleinen am Nachmittag auspowern, zur Ruhe kommen, ganz nach Lust und Laune einfach nur Kindergartenkind sein.

„Durch unser Angebot sind die Eltern viel entspannter, nicht immer nur auf dem Sprung, gestresst und gehetzt“, weiß Marie-Luise Hülswitt auch zu berichten. Hinzu komme ein weiterer Punkt: Die Eltern seien flexibler auf der Arbeit. Dass ein gewisser organisatorischer Aufwand dahinter steckt, lasse sich nicht vermeiden – und auch die Grundhaltung im Team müsse stimmen, so Hülswitt. „Hier geht ganz viel übers Reden“ – innerhalb des Kita-Teams, aber auch mit Blick auf den Austausch mit den Eltern.

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Wer eine längere Betreuung benötigt, kann fünf, zehn oder 15 weitere Stunden hinzubuchen. Die Kosten dafür trägt die Kommune, die rechtliche Grundlage bildet das Kinderbildungsgesetz (Kibiz).