Gelsenkirchen-Buer. Die Sieben-Schmerzen-Kapelle im Westerholter Wald in Gelsenkirchen-Buer bekommt einen neuen Glockenturm. Die Bauarbeiten starten jetzt.

Sie ist ein echtes Kleinod im Westerholter Wald: Die Sieben-Schmerzen-Kapelle, die etwas abseits der Westerholter Straße gelegen ein wenig versteckt zwischen hohen Bäumen liegt. Ursprünglich erbaut im Jahr 1723, feiert die Kapelle im kommenden Jahr ihren 300. Geburtstag. Und pünktlich dazu soll sie um einen weiteren Bau erweitert werden: einen Glockenturm.

Am Dienstag dieser Woche steht Konrad Herz vor der Kapelle und schaut in den Himmel. Es regnet leicht. „Eigentlich sollten die Bauarbeiten schon angefangen haben“, sagt er – jetzt hat das Wetter aber für eine Verschiebung gesorgt. Macht nichts: Bis zum kommenden Jahr, dem Fertigstellungsjahr der Kapelle, ist noch genug Zeit, und so nimmt sich der Vorsitzende des Fördervereins der Sieben-Schmerzen-Kapelle die Zeit, die Pläne für den Turm zu erläutern.

Glocke trägt die Namen von Gelsenkirchener und Westerholter Kirchen

Der Bauplan zeigt den Standort und die Größe des neuen Turms im Verhältnis zur Kapelle.
Der Bauplan zeigt den Standort und die Größe des neuen Turms im Verhältnis zur Kapelle. © FUNKE Foto Services | Christoph Wojtyczka

Der entsteht etwa drei Meter neben der Kapelle. Die Stahlkonstruktion besteht aus vier etwa sechs Meter hohen Pfeilern mit einer kleinen Überdachung, die die dazugehörige Glocke vor Wind und Wetter schützen sollen. „Die Pfeiler bestehen aus Cortenstahl“, erläutert Konrad Herz. Dabei handelt es sich um eine Stahlsorte, die die Eigenschaft hat, auf ihrer Oberfläche eine dünne Rostschicht zu bilden. Diese Schicht schützt den Stahl dann vor weiterer Korrosion und eignet sich so gut für Bauwerke, die direkt der Witterung ausgesetzt sind. Außerdem entsteht so eine Patina mit charakteristischer Farbe.

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Die Glocke für den Turm lässt der Förderverein neu anfertigen, sie wir in einer traditionellen Glockenmanufaktur in Gescher gegossen. „Auf dem Mantel der Glocke werden die Namen der umliegenden Kirchen aus Buer und Westerholt stehen“, erläutert Konrad Herz. Die Glocke wird in alter katholischer Tradition um 6, 12 und 18 Uhr zum Angelusgebet läuten, außerdem natürlich, wenn Gottesdienste an der Kapelle stattfinden.

Rätsel um das Motiv für den Bau der Kapelle im Jahr 1723

Möglich wird der Bau durch eine Erbschaft: Die Bueranerin Maria Engelke, die im Jahr 2004 gestorben war, hatte dem Förderverein eine namhafte Summe Geld hinterlassen. Davon konnte der Verein bereits zwei Projekte rund um die Kapelle verwirklichen: Die „Via Matris“, sieben Stelen, die die „Sieben Schmerzen Mariens“ darstellen, sowie die von der Keramik-Künstlerin Lies Ebinger gestaltete Rückwand der Kapelle. Der neue Glockenturm soll das Ensemble dann komplettieren.

Die Kapelle wurde im Jahr 1723 von der Westerholter Gräfin Henrika von Aschebroick zu Schönebeck gestiftet. Über das Motiv der Gräfin ranken sich Legenden: Möglicherweise war der frühe Tod ihres Gatten ausschlaggebend, angeblich habe aber auch das schlechte Gewissen über den Tod von Anna Spiekermann eine Rolle gespielt, einer Magd aus Buer, die in Westerholt als angebliche „Hexe“ hingerichtet wurde.

Viele Menschen kommen zum Beten in den Wald

Die „sieben Schmerzen“

Der Name der Kapelle leitet sich ab vom Gedenktag der „Sieben Schmerzen Mariens“, der am 15. September begangen wird. Bei den namensgebenden „Schmerzen“ handelt es sich laut katholischer Tradition um Stationen im Leben der Mutter Jesu, von der Darstellung Jesu im Tempel über die Kreuzigung bis zur Grablegung.

Mehr Infos zu Kapelle und Verein gibt es im Internet unter www.sieben-schmerzen-kapelle.de.

Im Jahr 1940 wurde die Kapelle bei einem Orkan zerstört, nach dem Zweiten Weltkrieg sorgten Mitglieder des katholischen Kolpingvereins Westerholt für den Wiederaufbau. Als sich in den 1990er-Jahren zeigte, dass das Fundament der Kapelle feucht war, gründete sich 1999 der Förderverein und organisierte die Sanierung. 2001 wurde das Gotteshaus neu eingeweiht, 2008 entstand die „Via Matris“. Heute finden dort mehrmals im Jahr Veranstaltungen statt – zuletzt lockte die Serie von Maiandachten bis zu 300 Menschen in den Wald. „Vor allem aber kommen immer wieder Menschen zum Beten zur Kapelle“, hat Herz beobachtet. „Selbst viele Jogger halten kurz inne, bekreuzigen sich und laufen weiter.“

Immer am 15. September, dem Gedenktag der „Sieben Schmerzen Mariens“, feiert die Kapelle ihr Patronatsfest. Am 15. September 2023 soll dann der 300. Geburtstag besonders feierlich begangen werden. „Ich sage immer scherzhaft, dass Buer der kleinste Marienwallfahrtsort Deutschlands ist, Altötting dagegen der größte“, so Konrad Herz. Deshalb solle zum Geburtstag auch ein Kapuzinerpater aus dem bayerischen Wallfahrtsort den Gottesdienst leiten.