Gelsenkirchen. Die Gelsenkirchener Stiftung „muTiger“ sucht Trainer für ein sicheres Eingreifen in Gefahrensituationen. Die Stiftung schult die Trainer selbst.

Immer häufiger eskalieren Streitigkeiten in der Öffentlichkeit, in Bussen oder auf der Straße. Die in Gelsenkirchen ansässige Stiftung „muTiger“, getragen von Kötter Security und dem Verkehrsverbund Rhein Ruhr, unterstützt unter anderem von der Polizei NRW, der Sparkasse Gelsenkirchen und Ruhr Talente Gelsenkirchen, will dem entgegenwirken. Die Stiftung bietet Kurse an, in denen Teilnehmer Zivilcourage, mutiges Einschreiten und Deeskalieren in Konfliktsituationen lernen. Die darin vermittelten Regeln für das richtige Eingreifen in erkannten Gefahrensituationen wurden in Abstimmung mit der Polizei erarbeitet. Zum Thema:Rettungswagen blockiert: Streit wäre eskaliert

Gelsenkirchener Stiftung hat bereits 10.000 Trainings durchgeführt

Die Nachfrage nach diesen NRW-weit angebotenen Kursen ist groß. So groß, dass die Stiftung dringend mehr Trainer benötigt. Diese bekommen eine Aufwandsentschädigung von 100 Euro je vierstündigem Kurs, wobei vor dem ersten Kurs freilich die angehenden Trainer (für diese kostenfrei) geschult werden. Mehr als 10.000 Kurse wurden seit der Gründung der Stiftung vor zehn Jahren angeboten.

Deeskalationstraining in Gelsenkirchen. Für jede Altersgruppe geeignet

Sandra Lord von „muTiger“ erklärt die wichtigsten Voraussetzungen für ein mutiges Einschreiten bei Konflikten: „Es sollte immer ein Mutiger mehr sein als der oder die Täter. Also mindestens zwei Mutige, die einschreiten. Dabei sollte Kontakt mit dem Täter unbedingt vermieden werden. Es geht darum, das Opfer unbeschadet aus der Situation zu bringen.“ Selbstbehauptung, Antiopfersignale, ein Gespür für Gefahrensituationen, das richtige Absetzen eines Notrufs und die Aufforderung anderer zur Mithilfe sind die Kernthemen der Kurse. Zum Thema: Streitschlichter am Musiktheater ausgeraubt

Für die Ausbildung zum Trainer für die Mut-Mach-Kurse seien eigentlich alle Altersgruppen geeignet, versichert Sandra Lord. Muskelpakete seien nicht nötig, um Zivilcourage und ein Verhalten zu lernen, das nicht zum Opferverhalten führt. Bewerben könnten sich daher alle über 16-Jährigen, nach oben gebe es keine Altersgrenzen. „Wir haben auch pensionierte Schulleiter und Juristen unter den Trainern, aber alle Berufsgruppen sind willkommen“, versichert Lord. Die Arbeitszeiten sind flexibel, gearbeitet wird im Zweierteam. Auch eine Einbeziehung in die Kursgestaltung sei möglich. Lesen Sie auch: Duo schützt Frau vor Belästigung an der U-Bahn

Stiftung schult Zivilcourage: Bei den Kursen geht es auch darum, Mobbing zu verhindern

Anmeldung für Trainer-Schulung ab sofort

Wer sich als „muTiger“-Trainer schulen lassen möchte und anschließend Kurse geben, kann sich bei Stiftungsmitarbeiterin Sandra Lord entweder per E-Mail an info@mutiger.de dazu anmelden, Informationen gibt es auch telefonisch unter 0176 72650832.

Die Stiftung hat ihren Sitz in der Augustastraße 1 in Gelsenkirchen, agiert aber NRW-weit. Die Schulungen laufen in Gelsenkirchen oder Essen. Der spätere Einsatz der Trainer könne jedoch flexibel, je nach Zeitfenstern der Trainer gestaltet werden, versichert die Stiftung.

Die 100 Euro Vergütung je vierstündigem Kurs, der im Zweierteam durchgeführt wird, versteht die Organisation als Aufwandsentschädigung. Die Arbeit ist also ähnlich wie bei Sport-Übungsleitern zwischen Ehrenamt und vergütetem Einsatz angesiedelt.

Nachgefragt seien die Trainings von unterschiedlichsten Gruppen: Schulen, Unternehmen, Auszubildende, karitative Einrichtungen, auch Rollstuhlfahrer und Blinde hätten schon Kurse angefragt. Immer wieder würden auch Anfragen zu konkreten Anti-Mobbing-Kursen kommen. Die biete man zwar (noch) nicht an, doch um Zivilcourage gehe es auch beim Mobbing. Dem Mitschüler zu helfen, statt zu filmen, – beispielsweise, wenn ihm gerade das Handy abgerungen oder dieser anderweitig gequält wird – sei ebenso eine Frage von Zivilcourage.