Gelsenkirchen. Die Unternehmensgruppe Creditreform hat die Zahlungsfähigkeit von Unternehmen untersucht. Wie Gelsenkirchen im Vergleich abschneidet.
Wer mit Gelsenkirchener Unternehmen Geschäfte macht, der geht ein höheres Risiko von Zahlungsausfällen ein – zu diesem Schluss kommt der „Regionen-Check“ der Unternehmensgruppe Creditreform. Demnach liegt die Ausfallrate in der Emscherstadt deutlich über dem ruhrgebietsweiten Durchschnitt.
Knapp zwei Prozent von 4.407 Gelsenkirchener Firmen mit Zahlungsausfällen in 2021
Creditreform, unter anderem als Wirtschaftsauskunftei und Inkassodienstleister tätig, bezifferte die „Ausfallrate für Gelsenkirchen auf 1,91 Prozent im Jahr 2021“. Im Analysezeitraum hat die Wirtschaftsauskunftei „für Gelsenkirchen 4.407 Unternehmen in 2021 erfasst und 84 Zahlungsausfälle registriert“.
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In die Analyse der Risikostruktur fließen Zahlungsverzüge von mehr als 90 Tagen respektive noch größere Ausfälle wie etwa Insolvenzen ein. Damit landet die Stadt im unteren Drittel, laut Creditreform auf Platz neun von zwölf betrachteten Städten und Kreisen. Topplatziert ist im Regionen-Check der Kreis Unna, die rote Laterne trägt Duisburg.
Kreis Unna im Ruhrgebiet in der Top-Position, Duisburg ist das Schlusslicht
Schlechter als der ruhrgebietsweite Durchschnitt von 1,5 Prozent sind neben Gelsenkirchen auch die Werte im Kreis Recklinghausen (1,52), in Bochum (1,65), Oberhausen (1,75), Herne (2,01) und Duisburg (2,08). Besser als die Ausfallrate des Ruhrgebiets stellen sich Dortmund (1,35), Essen (1,29), Mülheim an der Ruhr (1,22), Bottrop (1,22), der Ennepe-Ruhr-Kreis (1,18) und der Kreis Unna (1,11) dar. Hinter der Ruhrgebietsquote von 1,5 Prozent verbergen sich 91.221 Unternehmen mit 1.372 Zahlungsausfällen im Vorjahr.
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Es gibt in dem Kontext auch eine gute Nachricht. Denn gegenüber dem Vorjahr ist das Pleiterisiko im Ruhrgebiet laut Creditreform insgesamt um 0,16 Prozentpunkte gesunken. Auch in NRW und in Deutschland sei das Risiko zahlungsunfähig zu werden geringer geworden. In NRW liegt es nach Unternehmensangaben bei 1,19 Prozent, in Deutschland bei 1,08. Wesentliche Einflussfaktoren dafür sind „staatliche Eingriffe und massive Finanzhilfen, die die Wirtschaft im Zuge der Corona-Pandemie gestützt haben“.
Prognose: Insolvenzrisiko in Gelsenkirchen wächst 2022 auf 2,61 Prozent
Das Unternehmen sagt für 2022 dennoch ein „erhöhtes Insolvenzrisiko“ voraus, eine Art Bereinigungsprozess, weil aufgrund der staatlichen Unterstützungsmaßnahmen der vergangenen Jahre eine „Vielzahl von Zombiefirmen“ existierten, die ohne diese Unterstützung nicht überleben könnten. Für Firmen in Gelsenkirchen errechnete Creditreform ein Insolvenzrisiko von 2,61 Prozent für das kommende Jahr, gleichbedeutend mit einem Anstieg um 0,7 Prozentpunkte.
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„Im Ruhrgebiet erwarten wir einen Anstieg des Insolvenzrisikos um 0,55, in Nordrhein-Westfalen sogar um 0,71 Prozentpunkte. Deutschlandweit beläuft sich die Erhöhung des Pleiterisikos auf 0,46 Prozentpunkte“, so die Unternehmensprognose.
Datenbank beinhaltet fünf Millionen Unternehmensbilanzen
Die Creditreform (Crefo) ist eine große Auskunftei, die Daten zur Kreditwürdigkeit sammelt, und zwar von Unternehmen aller Rechtsformen sowie von Privatpersonen. Banken verweigern bei schlechter Bewertung durch die Creditreform in der Regel jede Finanzierung durch einen Firmenkredit.In der Firmendatenbank der Auskunftei sind rund fünf Millionen Bilanzen von einer Million in Deutschland tätigen Unternehmen erfasst. Nach eigenen Angaben verfügt Creditreform damit über die größte Unternehmensdatenbank Deutschlands und gehört zu den führenden Anbietern von Wirtschaftsinformationen.
Creditreform hat auch untersucht, welche Branchen besonders Gefahr laufen, pleite zu gehen: Demnach sind im Ruhrgebiet aber auch in NRW und in Deutschland die Sparten „Verkehr und Lagerei“ mit einer Ausfallquote von 2,82 Prozent betroffen. Danach folgen im Ruhrgebiet das Bau- und Gastgewerbe mit einer Ausfallrate von 2,37 respektive 2,27 Prozent. Selten ereilt es die Branchen Land-, Forstwirtschaft, Fischerei und Bergbau (0,40 bis 0,56 Prozent) und Öffentliche Verwaltung, Verteidigung, Sozialversicherung, Erziehung und Gesundheit – hier lagen die Quoten im Revier bei 0,54, im Land bei 0,51 und im Bund bei 0,41 Prozent.