Gelsenkirchen. Vermüllung in Gelsenkirchen: Der städtische Reinigungsbetrieb gesteht, nicht mehr „Herr der Lage“ zu sein. Das ist ehrlich – aber inakzeptabel.

Wieder einmal geht es um Müll, um verdreckte Straßen, rücksichtlos weggeworfenen Unrat in Gelsenkirchen. Es geht darum, wie eine erschütternd große Minderheit viele andere, denen diese Stadt ganz offensichtlich mehr bedeutet, zur Weißglut treibt – weil sie durch das Zumüllen schließlich auch zum Ausdruck bringt, dass ihr mitnichten an dieser Stadt, an dieser Gemeinschaft gelegen ist.

Die seit Jahren andauernde, ständige Vermüllung oftmals derselben Straßen, Wege, Plätze war abermals Thema eines politischen Gremiums. In der Bezirksvertretung Süd, in deren Zuständigkeitsbereich fürwahr so einige Schmutz-Ecken zu finden sind, hatte der emsige SPD-Fraktionsvorsitzende Ginaluca Bruno eine aktuelle Lagebeschreibung zur Sauberkeit verlangt und gefordert, dass „alle Mittel für ein Ende des Zustandes ausgeschöpft werden“. Bruno sprach von einem „ernüchternden Teufelskreis der Vermüllung“ und wurde von einem Vertreter der städtischen Straßenreinigung mit einem einzigen Satz, der so ehrlich wie niederschmetternd ist, bestätigt: „Wir werden der Lage nicht mehr Herr.“

Kaum werden die Gehwege, Büsche und Höfe vom Müll befreit, sind sie kurze Zeit später wieder verdreckt. Es drängt sich unweigerlich der Eindruck auf, als würden einige die Straßenreinigung, die nach eigener Aussage angesichts der schieren Menge der Müllablagerungen „nur noch reagieren kann“, als ihren persönlichen Entsorgungsbetrieb verstehen, der den Müll schon abholt, wenn man ihn schlicht irgendwohin wirft. Ratten, spielende Kinder, verärgerte Nachbarn interessieren diese Leute offenbar nicht.

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Dass die Verunreiniger nicht wissen, dass ihr Tun Unrecht, ignorant und respektlos ist, das ist wenig glaubhaft. Dass sie vor etwaiger Buße nicht im Geringsten zurückschrecken, ist indes offenkundig.

Bei Kindern und Jugendlichen in der Schule anzusetzen, ihnen beizubringen, dass den gemeinsamen Lebensraum mutwillig zu verschmutzen, schlicht verwerflich ist, ist sicher ein guter Weg. Aber die Probleme von heute löst das noch nicht. Und resigniert einzugestehen, dass die Stadt nicht mehr „Herr der Lage wird“, ist für die Bürger Gelsenkirchens inakzeptabel!

Lösungen fallen nicht vom Himmel und kosten Geld, was Gelsenkirchen nicht im Überfluss hat. Außerdem haben auch andere Städte ähnliche Probleme, vermag da gleich manch einer bereits oft Gehörtes erwidern wollen. Stimmt alles – doch um es besser zu machen, eben dafür sind Politik und Verwaltung doch angetreten.