Gelsenkirchen. Seit Jahren treibt Gelsenkirchener die Vermüllung ihrer Stadt um. Warum kann das Problem nicht gelöst werden? Das sagt die Stadt Gelsenkirchen.
Als sogenannte „Problemhäuser“ deklarierte Immobilien, vor und hinter denen sich oftmals Müllberge türmen, hat Gelsenkirchen so einige zu verzeichnen. Nahezu täglich berichten WAZ-Leser von unzumutbaren Zuständen in ihren Straßen von Ückendorf bis Hassel.
Doch verstärkt durch den Corona-Lockdown und der damit einhergehenden Begrenzung der Freizeitgestaltungsmöglichkeiten, berichten auch immer mehr Bürger von der Vermüllung der Parks und Grünwege in der Stadt.
So sind beispielsweise inzwischen oft zahlreiche Rückstände nächtlicher Gelage an der Zeppelinallee zu sehen. Entlang des Parkplatzstreifens in Gelsenkirchens grüner Oase im Zentrum liegen immer wieder Schnellimbissverpackungen, aufgerissene Chipstüten, Plastikgabeln, Servietten und manchmal auch Essensreste. Einige Hundert Meter weiter, auf dem Parkplatz des Freibads am Revierpark, entfernen Reinigungskräfte ebenfalls regelmäßig große Mengen an Haushalts- und Industriemüll, gebrauchte Taschentücher und Kondome.
Rücksichtlos auf die Wiesen und Wege geworfenen Müll beklagen Gelsenkirchener in fast allen Stadtteilen. Sei es der Bulmker Park, das Ufer des Hafen Graf Bismarck, rund um den Golfplatz in Horst, der Glück Auf Park in Hassel, rund um den Kiosk am Berger See und auf den Grünwegen am Spielplatz Propsteiweg oder Auf dem Bettau. Die Liste der wiederkehrenden Orte, die vermüllt werden, ließe sich noch lange weiterführen.
„Warum also geht die Stadtverwaltung nicht gegen die Vermüllung unserer Stadt vor“, fragte jüngst ein enttäuschter Leser.
Was die Stadt Gelsenkirchen gegen die Vermüllung tut
Stadtsprecher Martin Schulmann nimmt auf WAZ-Nachfrage dazu in einer ausführlichen Antwort Stellung und widerspricht dem Eindruck, die Stadt unternehme nichts gegen das Müll-Problem mit einer Reihe von Zahlen:
So verweist Schulmann etwa darauf, dass die Anzahl der öffentlichen Papierkörbe seit 2017 von 2000 auf 4000 Stück erhöht wurde. Außerdem seien in den Grünanlagen und an den Wegen mehr als 350 Hundekotbeutelspender aufgestellt.
Schritt für Schritt sei zudem das Anfang 2016 beschlossene Straßenreinigungskonzept umgesetzt worden. Das bedeutet, dass seither einerseits zusätzliches Personal eingestellt, auf der anderen Seite weitere Maschinen wie Kleinstkehrmaschinen und handgeführte Abfallsauger beschafft worden seien.
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Im Übrigen würden die Daten des „Qualitätsmanagements“ der Gelsendienste zeigen, dass Verunreinigungen seit 2017 kontinuierlich zurückgegangen wären. Nicht zuletzt sei das auch den rund 16.000 Meldungen Gelsenkirchener Bürger zu verdanken, die die Stadt im vergangenen Jahr über die App „GEmeldet“ über Dreck-Ecken informiert hätten.
Um Kinder möglichst früh für das Thema Müll zu sensibilisieren, berät ein Team aus drei Mitarbeitern der Stadt unter anderem in Kindergärten, Schulen und auf den Wochenmärkten über korrekte Entsorgung und Nachhaltigkeit, berichtet Stadtsprecher Schulmann.
Mülldetektive, Wachdienst und Bürger-Meldungen
Um die Verursacher illegaler Müllablagerungen möglichst zur Rechenschaft ziehen zu können, setze die Stadt weiter auf die „Mülldetektive“, die seit 2016 im Einsatz sind. „Seit 2018 ist darüber hinaus ein privater Wachdienst mit der Observation von Problemstellen beauftragt, auch in den Abend- und Nachtstunden sowie an Wochenenden.
Zur Unterstützung der eigenen Anstrengungen bittet Gelsendienste die Bürgerinnen und Bürger, relevante Beobachtungen zu melden. Um die Ordnungswidrigkeiten verfolgen zu können, werden unbedingt eindeutige Angaben zu den Verursachern, wie zum Beispiel das Kennzeichen eines Autos benötigt. Darüber ist die Bereitschaft der Hinweisgeber erforderlich, ihre Aussage bei Bedarf vor Gericht zu bezeugen“, so Martin Schulmann.
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Auf Grundlage der Arbeit der Mülldetektive und des Wachdienstes sowie durch Hinweise von Bürgern, des Kommunalen Ordnungsdienstes sowie der Polizei hat Gelsendienste im vergangenem Jahr fast 2000 Ordnungswidrigkeitenverfahren wegen illegaler Abfallablagerungen eingeleitet, zieht die Stadt Bilanz.
Gelsenkirchen stehe dem Müllproblem also mitnichten machtlos gegenüber, doch stoße auch die hiesige Stadtverwaltung – nicht zuletzt auch mit Blick auf die Kosten für ihre Bürger – bisweilen an ihre Grenzen.
„Uns ist bewusst, dass wir die Problematik trotz der diversen Anstrengungen nicht komplett beheben, sondern nur möglichst stark eindämmen können. Eine Stadtverwaltung hat einerseits nur begrenzte Möglichkeiten, das Handeln von sich fehlverhaltenden Personen vorbeugend zu beeinflussen. Auf der anderen Seite ist es nicht möglich, das Stadtgebiet dauerhaft flächendeckend zu kontrollieren, um jegliche Verursacher zur Rechenschaft zu ziehen“, erklärt Schulmann.
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