Gelsenkirchen-Scholven. Die Papageienwerkstatt räumte ihre sämtlichen Artikel zur Neueröffnung auf den Parkplatz. Die Verwaltung rieb sich an den Balkonen am Gebäude.
Es passte alles, wäre eine Punktlandung geworden. Daniela Von Böhlen-Treskow hatte an der Nienkampstraße das passende Ladenlokal gefunden, um die „Papageienwerkstatt“ endlich von der Ückendorfer Osterfeldstraße in den Norden der Stadt zu verlagern. „Das sind 40 Minuten für jede Fahrt gewesen, und wir wohnen um die Ecke, eine Straße weiter", beschreibt die Gründerin der Werkstatt.
Die alte Werkstatt im Gelsenkirchener Süden war gekündigt
„Wir haben richtig Gas gegeben, um Anfang Mai durchzustarten, hatten seit dem 1. April den Schlüssel“, zeigt sie auf das renovierte Ladenlokal mit Werkstatt und Lagerräumen in der Wohnsiedlung. In Ückendorf hatte sie natürlich die zu klein gewordenen Firmenräume gekündigt, bis direkt vor der großen Neueröffnung die Ampel in der Bauverwaltung urplötzlich auf „Rot“ sprang.
Bei einem Ortstermin fielen die angebauten Balkone der Behörde ins Auge und auf Nachfassen ergab sich: die Genehmigung dafür war zurzeit nicht beizubringen. Damit konnte die Nutzungsänderung und damit die Eröffnung der „Papageienwerkstatt“ nicht zugelassen werden. Doch ohne die Genehmigung geht nichts.
Freisitze und Spielzeug aus Kork fanden reichlich Abnehmer
„Die haben alles versucht und waren sehr nett. Ich kann wirklich nichts Schlechtes über die Verwaltung sagen, aber am Ende konnten die ja auch nichts dafür“, macht die Werkstatt-Chefin deutlich, die den Betrieb mit ihrem Lebensgefährten Sascha Hentschel und einer geringfügig Beschäftigten stemmt. Die Werkstatt hat eine Nische besetzt, musste Daniela Von Böhlen-Treskow schnell feststellen, nachdem sie in einer Gartenlaube die ersten Papageien-Freisitze und -Spielzeuge herstellte. Der große Bedarf wollte gedeckt werden.
An der Osterfeldstraße waren die Möglichkeiten nach einem Jahr ausgereizt, eine Vergrößerung drängte. „Und dann kam die Chance, hier weiterzumachen", hatte sie sich riesig gefreut.
Der Aspekt der Nachhaltigkeit ist ihr dabei ganz wichtig. Die Korkeichen-Elemente stammen aus Portugal, „und wenn der Papagei die geschreddert hat, kann man alles einzeln austauschen", zeigt sie auf die ungewöhnliche Ausstellung auf dem Parkplatz.
Dass sie die Eröffnung hierhin verlegen durfte, haben Bauverwaltung und sogar Kulturreferat zugelassen, auch wenn es nichts Schriftliches dazu gab. „Ich weiß natürlich auch nicht, wie lange das so gehen kann“, blickt sie nach vorn, „außerdem muss ich ja alles raus- und abends wieder reinschleppen“.
Blamabel vor Kunden und Geschäftspartnern
Dann kommt ihr bei der kleinen, bunten Gästeschar noch der Gedanke: „Das ist vor allem ja auch eine Blamage, wir hatten den Tag ja groß beworben.“ Nicht umsonst war mit Sandra Triantafillou etwa eine Papageienfreundin extra aus Baden-Württemberg angereist. „Ich habe meinen ganzen Balkon papageiengerecht aus der Werkstatt von Daniela eingerichtet“, erzählt die.
Vertreiber von Futtermitteln hatten sich die Eröffnung ebenfalls im Kalender vermerkt, und auf die speziellen Möbel für die speziellen Vögel ist mit „Zoo Zajac“ auch schon ein Großer der Branche aufmerksam geworden. „Die haben uns eine Riesenfläche in ihrem Laden eingerichtet“, schildert die Unternehmerin kopfschüttelnd.
Grillen für den SV Zweckel
Ein paar Euro, wenn auch eher symbolisch, sollten zur Neueröffnung der „Papageien-Werkstatt“ für die Jugend des Fußballclubs SV Zweckel ganz in der Nähe in Gladbeck zusammenkommen. Die Würstchen drehte der E 1-Trainer Steven Marckowiak. Er erzählt: „An der alten Sportanlage ist lange nichts gemacht worden, letztens hat sich ein Spieler noch einen Unterschenkelbruch zugezogen.“ Die Jugend wolle daher gern nach Gelsenkirchen umsiedeln, weil die Verhältnisse in Scholven viel besser seien. Am Freitag sollen die Vereinsmitglieder abstimmen. „Ich weiß nicht, was wird“, meint der Jugendtrainer. Genau wie die Chefin der Papageienwerkstatt.