Gelsenkirchen. Über 20 Jahre nach ihrer ersten Fassung bringt Opernregisseurin Gabriele Rech eine neue Inszenierung von „Madama Butterfly“ auf die MiR-Bühne.

Das Musiktheater im Revier (MiR) genießt bei Gabriele Rech einen besonders hohen Stellenwert. „Ich liebe dieses Haus“, sagt die in Duisburg geborene und nun in Düsseldorf lebende Opernregisseurin. Hier blickte sie als Kind bei „Peterchens Mondfahrt“ zum ersten Mal auf eine große Bühne – und war gleich verzaubert. Und hier ging sie einst in ihrer beruflichen Anfangszeit als Regieassistentin wichtige Schritte. Nun kehrt Rech wieder einmal zurück: mit ihrer neuen Inszenierung von „Madama Butterfly“, die an diesem Samstag, 2. April, um 19.30 Uhr Premiere feiert.

Perspektive der Regisseurin auf den Stoff hat sich nach über 20 Jahren verändert

Die Regisseurin Gabriele Rech (l.) gab nach dem Ende der Proben auch Ilia Papandreou direkt auf der Bühne ein erstes Feedback.
Die Regisseurin Gabriele Rech (l.) gab nach dem Ende der Proben auch Ilia Papandreou direkt auf der Bühne ein erstes Feedback. © FUNKE Foto Services | Jörg Schimmel

Puccinis Tragödie ist kein Neuland für die Regisseurin: Über 20 Jahre nach ihrer ersten Inszenierung am MiR wagt sie sich nun an ein zweites Mal an diesen Stoff heran. „Generalintendant Michael Schulz hatte mir das Angebot unterbreitet. Er wollte sehen, wie sich der Blickwinkel von jemandem, der sich mit dieser Thematik schon einmal beschäftigt hat, im Laufe der Zeit verändert“, erzählt Rech beim Pressegespräch im MiR-Foyer.

Wenige Minuten zuvor saß sie noch an ihrem Regietisch im Großen Haus. Szenen aus dem zweiten und dritten Akt werden geprobt. Sopranistin Ilia Papandreou und Piotr Prochera – einer von insgesamt drei Sängern, die in die Rolle des Sharpless schlüpfen – stehen inmitten eines gammelig wirkenden, ja fast verfallenen Raumes. Zwei mächtige US-Flaggen dominieren das Tristesse verströmende Bühnenbild, für das sich Dirk Becker verantwortlich zeichnet.

Krankheitsbedingte Ausfälle: Beim Proben ist auch Improvisation gefragt

Doch bei dieser Szene ist auf der Bühne ungewohnt viel Platz. „Wir haben momentan gleich mehrere krankheitsbedingte Ausfälle. Deshalb müssen wir heute ein bisschen improvisieren“, sagt Regisseurin Rech fast ein wenig entschuldigend. So springt Kristina Franz aus der Regieassistenz bei der Probe kurzerhand in der Rolle der Kate ein. Andere Akteure fehlen ganz.

Papandreou und Prochera können trotz aller Widrigkeiten an der Feinarbeit ihres Zusammenspiels feilen. Am Ende der Szene geht Rech auf die Bühne. Sie sucht die Nähe zu ihren Protagonisten und gibt ihnen Auge in Auge ein kurzes, in ruhigem Ton vorgetragenes Feedback. Danach stößt Carlos Cardoso hinzu. Er gehört eigentlich zum Ensemble des Essener Aalto-Theaters, ist aber nun für diese Inszenierung in Gelsenkirchen gebucht.

Aus dem Ensemble des Essener Aalto-Theaters ist Carlos Cardoso mit dabei

Cardoso besetzt die männliche Hauptrolle des Pinkerton – eine Rolle, die der Tenor auch schon an seinem Heimathaus ausgefüllt hatte. Pinkerton ist jener Leutnant der US-Armee, mit dem die junge japanische Geisha Cio-Cio-San, auch genannt „Butterfly“, scheinbar eine Ehe eingeht. Für sie scheint dies der einzige Weg zu sein, um aus ihrem beengten Leben ausbrechen zu können. Pinkerton kehrt aber in die USA zurück. Und „Butterflys“ Illusion entpuppt sich mehr und mehr als das, was sie wirklich ist: eine Lebenslüge.

Bei Rechs erster MiR-Inszenierung von „Madama Butterfly“ im vergangenen Jahrtausend hatte noch Noriko Ogawa-Yatake die Titelrolle übernommen. Nun – fast ein Vierteljahrhundert später – wird sie als Dienerin Suzuki erneut mit von der Partie sein. Mit ihrer neuen „Butterfly“, Ilia Papandreou, hatte Rech schon zuvor zusammengearbeitet, etwa bei „Die Passagierin“. Ihr Miteinander sei stets „ein beglückendes“ gewesen, so Rech. „Und wie sie die Brüche dieser Rolle spielt, finde ich wirklich toll.“

Vor der Premiere am Samstag verspüre sie jede Menge Nervosität: „Man weiß ja nie, ob der Funke zum Publikum wie gewünscht überspringt.“ Andererseits ist sie auch froh, dass das Projekt jetzt endlich auf die Bühne kommt. Denn begonnen mit der Arbeit daran habe sie bereits vor über zwei Jahren. Dann kam aber Corona – und mit dem Virus etliche Spielplan-Verschiebungen. Doch nun hat das Warten auf die neue „Madama Butterfly“ von Gabriele Rech endlich ein Ende.

Daten und Fakten zu „Madama Butterfly“ in Gelsenkirchen

Gabriele Rech gibt seit zehn Jahren an der Musikhochschule Köln auch szenischen Unterricht. Zahlreiche ihrer früherer Studentinnen und Studenten trifft sie inzwischen an den Opernhäusern der Republik wieder, weil diese dort feste Engagements erhalten hätten.

Nach der Premiere von „Madama Butterfly“ am 2. April gibt es am MiR diese Folgetermine: Samstag, 9. April, 19.30 Uhr; Sonntag, 17. April, 16 Uhr; Samstag, 23. April, 19.30 Uhr; Freitag, 20. Mai, 19.30 Uhr; Sonntag, 22 Mai, 18 Uhr; Samstag 28. Mai, 19.30 Uhr; Samstag, 18. Juni, 19.30 Uhr.

Karten sind an der Theaterkasse erhältlich oder unter: 0209 40 97 200.