Gelsenkirchen. Öffentliches Grillen ist in Gelsenkirchen seit Februar verboten – was viele noch nicht beachten. Eine Lösung der Stadt lässt auf sich warten.

  • Grillen in der Öffentlichkeit ist in Gelsenkirchen seit Mitte Februar außerhalb außerhalb ausgewiesener Flächen verboten.
  • Bei vielen Leuten ist das offenbar noch nicht richtig angekommen: Zuletzt kam es zu Hunderten Verstößen.
  • In der Politik wird die Forderung laut, dass sich die Stadt möglicht schnell um weitere Grillflächen bemüht. Denn aktuell gibt es nur drei in Gelsenkirchen – und eine ist aktuell nicht nutzbar.

Einige schöne sonnige Tage liegen hinter den Gelsenkirchenerinnen und Gelsenkirchenern – das ideale Wetter zum Angrillen. Erwartungsgemäß zündeten zahlreiche Gruppen ihre Grillkohle in den Gelsenkirchener Parks an. Was dabei offenbar nicht jeder auf dem Schirm hatte: dass das öffentliche Grillen seit Inkrafttreten der neuen ordnungsbehördlichen Verordnung Mitte Februar abseits von gesonderten Grillzonen verboten ist.

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Der Kommunale Ordnungsdienst (KOD) hat das Grillverbot am vergangenen Wochenende überprüft und auch zahlreiche Verstöße festgestellt, wie Stadtsprecher Martin Schulmann auf Nachfrage mitteilt. Allein im Nordsternpark hätten am Sonntag bis zu 400 Personen außerhalb gekennzeichneter Flächen gegrillt. Jedoch zeigten sich die Ordnungsmitarbeiter noch nachsichtig: „Angesichts der bisher wenig bekannten neuen Regelungen wurden in allen Fällen mündliche Verwarnungen ausgesprochen“, so Schulmann. „Nach der ersten Aufklärung wurden mehrere Streifen durchgeführt, wobei keine weiteren Verstöße festgestellt werden konnten.“

Nur drei Grillflächen in Gelsenkirchen – und eine ist derzeit nicht verfügbar

Grillflächen gibt es bislang lediglich drei Stück in Gelsenkirchen – zwei im Nordsternpark (am Ausgang Fischerstraße und im südlichen Teil, an der Hauptachse zwischen Europator und Kinderland) und eine im Revierpark (am Südeingang Hördeweg). Allerdings wird der Revierpark Nienhausen derzeit umgestaltet – weshalb die dortige Grillfläche derzeit nicht genutzt werden kann. Wer keinen Garten hat und trotzdem grillen möchte, dem bleiben also nur die ausgewiesenen Zonen im Nordsternpark.

Ordnungsreferatsleiter Hans-Joachim Olbering, der das Grillverbot gegenüber der WAZ unter anderem mit der ständigen Vermüllung in den Parks begründete, kündigte vor über einem Monat an, dass die Stadt plant, weitere gekennzeichnete Grillzonen auszuweisen, um weiterhin genug Menschen zu ermöglichen, das schöne Wetter für ein gemeinsames Grill-Treffen zu nutzen. Nur bis es weitere Grillflächen geben wird, kann es noch dauern.

Im Revierpark Gysenberg in Herne wird mehrsprachig auf das dortige Grillverbot hingewiesen. Wäre das auch in Gelsenkirchen ein geeignetes Mittel? Aktuell jedenfalls wird das neue Grillverbot wenig beachtet – es kam bereits zu unzähligen Verstößen. Aktuell zeigt die Stadt noch Mild
Im Revierpark Gysenberg in Herne wird mehrsprachig auf das dortige Grillverbot hingewiesen. Wäre das auch in Gelsenkirchen ein geeignetes Mittel? Aktuell jedenfalls wird das neue Grillverbot wenig beachtet – es kam bereits zu unzähligen Verstößen. Aktuell zeigt die Stadt noch Mild © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

„Die Stadt Gelsenkirchen ist derzeit bestrebt, weitere zugelassene Plätze abzustimmen und möglichst für jeden Stadtbezirk zu benennen“, teilte Martin Schulmann mit. Einen Zeitplan hierfür gebe es jedoch nicht. Zudem sei es nicht allzu einfach, eine geeignete Fläche zu finden. Sie müsse in enger Absprache mit der Feuerwehr gefunden werden, da die Fläche schließlich im Notfall eines Brandes gut durch ein Löschfahrzeug erreichbar sein müsse, so der Stadtsprecher.

Das heißt: Die nächsten sonnigen Tage – und möglicherweise auch den Sommerbeginn – müssen die Gelsenkirchener ohne Garten mit zwei Grillflächen im Nordsternpark auskommen.

Grillverbot trotz fehlender Flächen in Gelsenkirchen: So reagieren Linke und FDP

Die Linke findet das inakzeptabel. „Die meisten Leute in unserer Stadt wohnen in Mehrfamilienhäusern, da ist es schlecht mit dem Grillen. Die Stadt muss sich deswegen beeilen und schnell etwas einfallen lassen“, fordert Fraktionschef Martin Gatzemeier. Sonst münde das Grillverbot in unsoziale Ordnungspolitik.

Auch die FDP ist mit der Vorgehensweise nicht zufrieden. Der liberale Stadtverordnete Christoph Klug findet es „unglücklich“, dass erst jetzt über gesonderte Grillzonen nachgedacht wird. „Man hätte parallel zur Entwicklung der neuen Verfügung Flächen ausweisen müssen, damit es jetzt zu keinen Problemen kommt“, so der ordnungspolitische Sprecher der FDP-Fraktion, der ergänzt: „Idealerweise brauchen wir eine Grillfläche für jeden Stadtbezirk. Es kann nicht sein, dass jemand aus Ückendorf nach Horst zum Grillen muss.“

AfD skeptisch bei Kontrolle des Grillverbots – Grüne machen auf Brandgefahr aufmerksam

Enxhi Seli-Zacharias, ordnungspolitische Sprecherin der AfD-Fraktion, hält es ebenfalls für wichtig, genug Flächen auszuweisen. Zugleich sei es jedoch fraglich, ob das Grillverbot überhaupt konsequent umgesetzt werden könne. Es werde, so Seli-Zacharias, mit den heißen Tagen genug Menschen geben, die trotzdem in der Öffentlichkeit grillen. „Ich begrüße jeden Schritt, mit dem versucht wird, mehr zu regulieren, aber am Ende ist auch das wieder eine Frage des gesellschaftlichen Wandels – dass kulturell manche Gruppe eben nicht gewohnt sind, sich nur auf bestimmte Zonen zu beschränken.“

Grünen-Fraktionsmitglied Mirco Kranefeld findet, dass man der „bunten Gelsenkirchener Stadtgesellschaft“ Rechnung tragen sollte, indem man mehrsprachig auf das Grillverbot aufmerksam macht. Zudem plädiert der Stadtverordnete und hauptamtliche Kriminalbeamte dafür, dass die Stadt „in einer Übergangsphase weiterhin Augenmaß“ bei der Kontrolle des Grillverbots zeigt, solange noch keine neuen Grillflächen gefunden wurden. „Grundsätzlich machen ausgewiesene Flächen aber Sinn – auch mit Blick auf den Klimawandel. Uns stehen weitere trockene Sommer mit erhöhter Brandgefahr bevor.“

Grillen bei Trockenheit untersagt

Der Deutsche Wetterdienst gibt den Waldbrandgefahrenindex WBI heraus. Er zeigt die Waldbrandgefahr in fünf Gefahrenstufen an: 1= sehr geringe Gefahr bis 5 = sehr hohe Gefahr.

Die Stadt Gelsenkirchen macht darauf aufmerksam, dass das Grillen in der Öffentlichkeit ab der Trockenwarnstufe vier (hoch) generell untersagt ist. Die höchste Warnstufe ist die Nummer 5 (sehr hoch).