Gelsenkirchen. Tollwut ist für Mensch und Tier tödlich. Weil Ukraine-Flüchtlinge Haustiere mitbringen, will Gelsenkirchen mit diesen Maßnahmen vorbeugen.

Weil Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine auch Haustiere mitbringen, will die Stadt Gelsenkirchen für die Ankömmlinge Erleichterungen schaffen. Ein Problem: Tollwut – für Mensch und Tier tödlich. Die Verwaltung „will bei der Unterbringung der Geflüchteten mit Haustieren versuchen, eine Lösung zu finden, bei der Halter und Tier zusammenbleiben können“.

Gelsenkirchen: Ukraine-Flüchtlinge mit Haustieren sollen sich beim Veterinäramt melden

„Die Einreisenden werden gebeten, sich mit der lokalen Veterinärbehörde in Verbindung zu setzen“, erklärte Stadtsprecher Martin Schulmann. Das Veterinäramt bereite dazu gerade einen Informationsflyer in ukrainischer Sprache vor. Das Amt wird dann den Gesundheitsstatus des Tieres im Hinblick auf die Tollwut bestimmen und gegebenenfalls Maßnahmen einleiten – beispielsweise seine Isolierung, eine Antikörper-Titer-Bestimmung, die Tollwut-Impfung, ein Mikrochipping oder die Ausstellung eines Heimtierausweises. „Personen und Tierhalter, die mit Hunden und Katzen aus der Ukraine Kontakt haben, werden im Hinblick auf eine mögliche Übertragung der Tollwut gebeten, besonders auf Hygienemaßnahmen zu achten“, so der Sprecher weiter. Lesen Sie auch: [Zum Morgentee im Zoom kommt Jahaga mit einem Schimpansenbaby]

Wir taggen GElsen: Videos und Bilder aus Gelsenkirchen finden Sie auch auf unserem Instagram-Kanal GEtaggt. Oder besuchen Sie die WAZ Gelsenkirchen auf Facebook.

Ein Irish Setter-Hund (l.) starrt auf eine Britisch Kurzhaar-Katze in ihrem Transportkorb im Bahnhof von Przemysl im Südosten von Polen. Menschen und ihre Haustiere, die vor dem Krieg in der Ukraine geflohen sind, warten dort mit ihren Habseligkeiten auf Züge Richtung Westen.
Ein Irish Setter-Hund (l.) starrt auf eine Britisch Kurzhaar-Katze in ihrem Transportkorb im Bahnhof von Przemysl im Südosten von Polen. Menschen und ihre Haustiere, die vor dem Krieg in der Ukraine geflohen sind, warten dort mit ihren Habseligkeiten auf Züge Richtung Westen. © dpa | Daniel Cole

Die Vorsichtsmaßnahme hat einen triftigen Grund. Denn in der Ukraine gibt es über das ganze Land verteilt immer wieder Fälle von Tollwut. Deutschland hingegen gilt als tollwutfrei. Eine Einreise war bis dato nur mit Genehmigung (Verordnung 576/2013) möglich, wegen des Ukraine-Krieges hat der Bund die Vorschriften jüngst gelockert.

Tollwut verläuft bei Menschen und Tieren tödlich, wenn sie einmal ausgebrochen ist. Eine Therapie oder Heilung sind nicht möglich. Damit Deutschland tollwutfrei bleibt, soll durch die Untersuchung und Impfung sichergestellt werden, dass die Tiere nicht unerkannt Tollwuterreger nach Deutschland einschleppen, daran erkranken und diese hier verbreiten.

Haustiere aus der Ukraine bei Gelsenkirchener Privatleuten untergebracht

Der Stadt sind nach eigenen Angaben bislang nur zwei Hunde und eine Katze von Flüchtlingen aus der Ukraine bekannt, die bei Privatleuten untergebracht sind. „Diese Tiere werden auf ihren Impfstatus hin überprüft und müssen bis zur Bestätigung der Impfung eine Woche in häuslicher Isolierung bleiben“, sagte Schulmann. Liege keine Impfung vor, so würden die Tiere geimpft und müssten dann 30 Tage in häuslicher Isolierung bleiben.

Das Tierheim Gelsenkirchen meldet, dass bislang noch keine Tiere aus der Ukraine am Sitz an der Willy-Brandt-Allee 449 abgegeben worden sind. Man sei aber durchaus besorgt, dass mitgebrachte Haustiere Tollwut einschleppten.

Ukraine gilt als Hochrisiko-Gebiet für Tollwut

Nach Angaben des Robert-Koch-Institutes trat der letzte identifizierte Tollwutfall in Deutschland bei einem Wildtier (außer Fledermäusen) im Februar 2006 bei einem Fuchs auf. Seit 2008 gilt Deutschland als frei von terrestrischer Tollwut.Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sterben weltweit jährlich rund 60.000 Menschen an Tollwut, die überwiegend durch Hunde übertragen wird. Hauptsächlich betroffen seien dabei Asien und Afrika mit 95 Prozent der gemeldeten Fälle. Besonders in Afrika sei eine hohe Dunkelziffer an Todesfällen durch Tollwut anzunehmen. Die Ukraine wird von der WHO als Hochrisikogebiet für Tollwut eingestuft.

Die Stadt beruft sich auf die Einschätzung des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft, das davon ausgeht, dass das Risiko einer Tollwuteinschleppung durch Hunde und Katzen im Zuge der zu erwartenden Flüchtlingswellen gering ist.