Gelsenkirchen-Buer. 90 Schülerinnen und Schüler des Gelsenkirchener Leibniz-Gymnasiums fahren am Sonntag in die Skifreizeit. Manche Eltern sorgen sich wegen Corona.
Am Leibniz-Gymnasium in Gelsenkirchen-Buer wie auch an anderen Gymnasien in der Stadt ist das eine seit Jahrzehnten gepflegte Tradition: Immer im Winter fährt der neunte Jahrgang der Schule zum Skifahren nach Südtirol, genauer gesagt nach Jochgrimm in der Nähe von Bozen. Bereits seit 1977 lernen die Leibniz-Schülerinnen und -Schüler dort das Skifahren, für viele ist es der erste Kontakt mit den glatten Brettern. Am Sonntag startet wieder eine Fahrt: Trotz Corona will die Schule auf das Angebot nicht verzichten.
„Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht und hin und her überlegt“, sagt Schulleiter Michael Scharnowski. „Man muss immer auch bedenken, dass die Kinder in der Corona-Pandemie sehr viel verpasst haben.“ Schließlich sei die Jochgrimm-Fahrt im vergangenen Jahr bereits ausgefallen. „Wir haben den Schülerinnen und Schülern, die 2021 auf die Fahrt verzichten mussten, das Angebot gemacht, in diesem Jahr mitzufahren“, sagt der Schulleiter. [Lesen Sie auch:Nach Test-Chaos an Grundschulen: Denkt endlich an die Kinder]
Zwei Jahrgangsstufen der Gelsenkirchener Schule können mitfahren
Dabei seien die Eltern in den Entscheidungsprozess von vorneherein immer mit eingebunden gewesen. „Es gab mehrere Versammlungen zu dem Thema“, so Scharnowski. „Ich denke, dass wir die größtmöglichen Sicherheitsvorkehrungen getroffen haben.“ Die seien auch von den Eltern so abgesegnet worden. Insgesamt würden aus den beiden Jahrgangsstufen 90 Kinder die Reise nach Südtirol antreten, das seien etwa 50 Prozent der betroffenen Schülerinnen und Schüler. Die Kinder, die zuhause blieben, erhalten Ersatzunterricht. [Lesen Sie auch:Nach Test-Chaos an Grundschulen: Präsenzpflicht überdenken]
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Doch nicht alle Eltern sind überzeugt. Der Vater eines Kindes, das auch mitfahren soll, hat große Bedenken. „Südtirol hat aktuell eine Inzidenz von über 3200“, sagt der Mann, der anonym bleiben möchte. „Italien und auch Österreich, das auf dem Weg liegt, sind von der Bundesregierung jeweils als Hochrisikogebiet eingestuft worden, das Auswärtige Amt warnt vor allen nicht notwendigen Reisen“, so der Vater.
Schulleiter Michael Scharnowski: „Es gibt klare Vorgaben für die Busfahrt“
Sorge bereitet ihm unter anderem die Busfahrt. „Die Kinder sitzen 14 Stunden lang in zwei Reisebussen auf engstem Raum zusammen“, sagt er. „Auf der Homepage des Leibniz-Gymnasiums sind die an der Schule geltenden Corona-Regeln nachzulesen, dort ist auch die Rede von einem Mindestabstand, der eingehalten werden soll. Und das soll jetzt auf einmal nicht mehr gelten?“
Schulleiter Michael Scharnowski widerspricht. „Es gibt klare Vorgaben für die Busfahrt“, sagt der Pädagoge, „wir arbeiten da auch mit einem Reiseunternehmen zusammen, das viel Erfahrung auf dem Gebiet habe.“ Ältere Kinder bräuchten einen Impfnachweis, um an Bord zu gehen, alle würden vorher zudem noch getestet werden.
Ein Arzt ist während der ganzen Zeit vor Ort
Sollte es doch während der zehntägigen Schulfreizeit zu einem Coronafall kommen, sei man räumlich darauf eingestellt, das Kind beziehungsweise die Kinder zu isolieren. „Der Besitzer des Hotels, in dem wir untergebracht sind, ist in die Planungen eingebunden“, sagt Scharnowski. Die Eltern seien darüber informiert worden, dass sie in diesem Fall ihr Kind auf eigene Kosten aus Jochgrimm abholen müssten. Für die medizinische Versorgung sei jedenfalls gesorgt. „Wie in jedem Jahr wird auch dieses Mal wieder ein Arzt mitfahren“, sagt der Schulleiter. „Die Kinder sind gut betreut.“
Ihm tue es vor allem Leid um die Kinder, die in den vergangenen Jahren so viel verpasst hätten. „Wichtig ist, dass man sich auch einmal etwas traut“, sagt Scharnowski. Man habe alles getan, um die Reise so sicher wie möglich zu machen. „Wir hoffen, dass das auch klappt.“
Andere Gelsenkirchener Gymnasien fahren nicht nach Jochgrimm
Alles abgewogen hätten sie auch am Grillo-Gymnasium in der Altstadt, versichert Schulleiterin Christhilde Schwindt. „Doch am Ende überwogen die Bedenken und wir haben die Skifreizeit schweren Herzens absagen müssen.“
Zwei Punkte seien dabei besonders entscheidend gewesen, berichtet Schwindt. Zum einen sei Mitte Dezember, als das Hotel in Südtirol eine verbindliche Aussage gebraucht habe, nicht abzusehen gewesen, wie die Einreise- und Quarantänebestimmungen im benachbarten Ausland sein würden. Und zum anderen habe das Argument, dass positiv getestete Kinder von ihren Eltern aus dem fast 900 Kilometer entfernten Skiort abgeholt werden müssen, besonders schwer gewogen.
„Natürlich sind viele Schülerinnen und Schüler auch enttäuscht, weil sie gerne nach Jochgrimm gefahren wären, aber unter den gegebenen Bedingungen ist das aus unserer Sicht leider nicht möglich“, sagt die Schulleiterin des Grillo-Gymnasiums. Zur selben Entscheidung sei man auch weniger Hundert Meter weiter am Schalker und am Gauß Gymnasium gelangt, weiß Schwindt zu berichten, die in Sachen Ski-Freizeit im engen Austausch mit ihren Kollegen steht.