Gelsenkirchen. Schließung an der Bahnhofstraße: Ein großer Verlust zeichnet sich für die Gelsenkirchener Innenstadt ab. Diese Kettenreaktion wird befürchtet.

Gelsenkirchen wird sein letztes großes Elektronik-Fachgeschäft verlieren: Wie die WAZ aus sicherer Quelle erfahren hat, soll die Saturn-Filiale an der Bahnhofstraße im Sommer schließen. Dem Vernehmen nach sollen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entlassen werden. Fragen unserer Redaktion ließ die Pressestelle von Saturn bisher unbeantwortet.


Eine schlechte Nachricht ist das auch für den Kaufhof in der Gelsenkirchener Innenstadt. Denn Saturn ist dort im kompletten zweiten Obergeschoss Untermieter des Kaufladens. Die Kaufhof-Filiale wird mit der Schließung des Geschäfts also ebenfalls an Attraktivität und vor allem an Mieteinnahmen verlieren. Wie dieser Einnahmeverlust kompensiert werden kann, ist noch unklar. Eine entsprechende Nachfrage unserer Redaktion ließ das Unternehmen am Donnerstag ebenfalls unbeantwortet. Fakt ist, dass die Mieteinnahmen für den Verbleib der Kaufhof-Filiale in Gelsenkirchen ein entscheidender Faktor waren, als es im Sommer 2020 um die Frage ging, welche Standorte aufgegeben werden. Bundesweit wurden damals 62 Filialen geschlossen.

„Wo sollen denn vor allem die älteren Kunden jetzt hingehen?“

Die Nachricht über das Saturn-Aus in der Altstadt kommt für viele – auch in der Gelsenkirchener Einzelhandelsbranche – überraschend bis schockierend. Noch im vergangenen Jahr hatte man angesichts der Filialschließung in Gelsenkirchen-Buer seitens des Elektrofachhändlers erklärt, dass der Standort im Süden der Stadt nicht zur Disposition stehe.

Auch Mitarbeiter der Filiale an der Bahnhofstraße, die vor wenigen Tagen über die Schließung informiert worden sein sollen, hatten nicht mit dem Aus gerechnet. „Wo sollen denn vor allem die älteren Kunden jetzt hingehen, die nicht alles im Internet bestellen können oder wollen? Hier wurden sie beraten, wir haben uns um die Kundinnen und Kunden gekümmert“, sagt ein Mitarbeiter mit getrübter Mine. Wie es für ihn persönlich nun weitergehen werde? Er weiß es noch nicht.

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Während allein schon die Nachricht von der geplanten Schließung des Elektrofachhandels eine heftige Klatsche für die Gelsenkirchener Innenstadt ist, werden die Sorgen um den langfristigen Erhalt der Kaufhof-Filiale an der Bahnhofstraße nun abermals entfacht.

Gerade erst wurde bekannt, dass der Essener Warenhauskonzern Galeria erneut einen Staatskredit erhält. Dem Unternehmen liege ein verbindliches Angebot über eine stille Einlage in Höhe von 250 Millionen Euro des Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) vor, erklärte Galeria-Chef Miguel Müllenbach in einem Brief an die Beschäftigten, der unserer Redaktion vorliegt. Dies diene einer Verbesserung des Eigenkapitals der Warenhauskette, die unter den Folgen der Corona-Krise leidet.

Weitere schlechte Nachrichten kann man da bei Kaufhof eigentlich nicht gebrauchen - und schon gar nicht wegbrechende Einnahmen durch das Untermietverhältnis mit Saturn. Gelsenkirchens zentrale Einkaufs- und Flaniermeile droht ein weiterer, ein herber Substanzverlust.