Gelsenkirchen. Die PCR-Proben im Gelsenkirchener Eurofins-Labor haben sich verdoppelt. Um zu helfen, will eine Stelle für Turbo-Tests öffnen – aber darf nicht.
- Die Überlastung der PCR-Kapazitäten spürt man auch in Gelsenkirchen. „Wir brauchen dringend Entlastung“, schlägt man im Eurofins-Labor Alarm.
- Sorge hat man hier allerdings, dass die geplante Priorisierung bei den PCR-Tests nicht wirklich zu der gewünschten Entlastung führt.
- Um zu helfen, will ein Rehazentrum am Nordring sein PCR-Schnellanalyse-Gerät einsetzen. Allerdings hat die Stadt das bislang nicht genehmigt.
Dass Bund und Länder auf dem jüngsten Corona-Gipfel beschlossen haben, den Einsatz für PCR-Tests künftig auf bestimmte Gruppen beschränken zu wollen, ist eine Nachricht, die man im Eurofins-Labor GeLaMed in Gelsenkirchen gerne zur Kenntnis genommen hat. „Wir brauchen unbedingt Entlastung“, sagt der dortige ärztliche Leiter, Prof. Matthias Willmann.
Anfang Dezember habe man wöchentlich noch nur rund 7000 PCR-Proben analysiert – eine Zahl die mittlerweile auf mehr als das Doppelte gestiegen sei. „Es kommen rund 15.000 Proben in der Woche rein, die wir mit rund 20 Mitarbeitern in der Corona-Abteilung abarbeiten.“ Und meist seien 50 Prozent, teils sogar 60 oder 70 Prozent dieser Proben von Ärztinnen und Ärzten als „priorisiert“ eingestuft.
Gelsenkirchener Laborleiter appelliert: Priorisierung darf nicht außer Kontrolle geraten
In diesem Sinne sieht es Willmann positiv, dass die Politik nun entschieden hat, feste Regeln bei der Priorisierung anzustreben. PCR-Tests sollen nun vor allem bei Beschäftigten in Krankenhäusern, in Praxen, in der Pflege und Einrichtungen der Eingliederungshilfe sowie bei vulnerablen Gruppen und Personen mit dem Risiko schwerer Krankheitsverläufe zum Einsatz kommen.
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Gleichzeitig hat Willmann jedoch die Sorge, dass etwa die Risikogruppe so breit gefasst wird, dass sich die Zahl der PCR-Proben nicht signifikant reduziert – sich im schlimmsten Fall sogar nur der Anteil der priorisierten Proben erhöht. So bestehe die Gefahr, dass man völlig den Überblick verliere. Willmanns Appell: „Ich kann nur dazu aufrufen, die Priorisierung rational zu nutzen. Wenn das außer Kontrolle gerät, werden alle Proben länger dauern.“ Bei einer von Ärzten als nicht wichtig eingestuften Probe könne es aktuell fünf bis sieben Tage dauern, bis ein Ergebnis vorliege, so der Laborleiter.
Gelsenkirchener Rehazentrum will PCR-Schnellanalysen durchführen – und darf nicht
Aber wäre es in diesem ganzen Testchaos nicht auch möglich, die Kapazitäten für PCR-Tests zu erhöhen? Das Gelsenkirchener Rehazentrum „Come back“ hat genau das vor – und will sein bisheriges Testangebot am Nordring durch eine Drive-In-Teststelle erweitern und dort auch PCR-Schnellanalysen „von medizinisch geschultem Personal“ durchführen lassen, sagt Dennis Hallmann, Leiter der dortigen Rezeption.
Mit einem eigens für viel Geld angeschafften PCR-Auswertungsgerät (vom Hersteller Hercon) sollen nach Darstellung von Hallmann 30 Proben in 60 Minuten ausgewertet werden können. Die Proben müssten also nicht – wie bei vielen anderen Teststellen, die PCR-Tests anbieten – erst an ein Labor zur Auswertung geschickt werden. Das Gerät nutze man mittlerweile auch, um Beschäftigte externer Firmen zu testen, sagt Hallmann. „Wir könnten darüber hinaus auch viel mehr Leuten helfen – man müsste uns einfach nur lassen.“ Die Stadt Gelsenkirchen allerdings hat die Genehmigung der Teststelle bislang abgelehnt.
Gelsenkirchen: Warum die Stadt ein PCR-Schnelltestzentrum ablehnt
Die Stadt hält das Angebot der Teststellen in Gelsenkirchen, wo es mittlerweile 230 Zentren gibt, für ausreichend. Mehr wolle man derzeit nicht mehr genehmigen. Dabei spiele es auch keine Rolle, ob ein neues Testzentrum mehr medizinische Fachkenntnis als ein bestehendes aufweisen könne. „Die fachliche Qualifikation ist nach Verordnung des Landes kein Kriterium“, sagt Krisenstabsleiter Luidger Wolterhoff auf Nachfrage. „Es genügt, die Mindestherausforderung zu erfüllen.“
Man könne demnach nicht per se sagen, dass ein Rehazentrum Schnelltests auch qualitativer durchführen wird, als jemand aus dem nichtmedizinischen Bereich, der sich gut auf die neue Aufgabe der Schnelltestung vorbereitet habe. Ganz zufrieden ist Wolterhoff mit dieser Landesregelung nicht. „Aus meiner Sicht wäre es die sinnvollste Entscheidung gewesen, Testungen nur unter ärztlicher Aufsicht zuzulassen. Das wäre das Mittel der Wahl.“
PCR-Schnelltests in Buer: Stadt Gelsenkirchen ist bereit, Lage neu zu bewerten
Allerdings will das „Come back”-Team ja nicht nur einfache Antigen-Schnelltests durchführen, sondern eben auch PCR-Schnellanalysen. Warum spielt dieses Kriterium für die Stadt offenbar keine Rolle?
Nach Angaben von Wolterhoff habe man die Genehmigungsanfrage des Rehazentrums bislang nur als Anfrage für ein reguläres Schnelltestzentrum eingeordnet. Dass die PCR-Analysen selbst durchgeführt werden können, sei nicht eindeutig gewesen. Der Mailverkehr zwischen Stadt und Rehazentrum zeigt allerdings, dass man bei „Come back“ deutlich auf die Zusatzleistung hingewiesen hat.
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„Wenn man dort tatsächlich berechtigt ist, die PCR-Tests nicht nur durchzuführen, sondern auch die Labortätigkeit zu übernehmen, könnte das zu einer Neubewertung der Sachlage führen“, sagt Wolterhoff nun. Dafür müsse das Rehazentrum darlegen, tatsächlich eine Lizenz für die Nutzung eines PCR-Auswertungsgeräts zu besitzen. Laut „Come back“ liege diese auch vor. Und gut gebrauchen könne die Stadt das Zusatzangebot durchaus. Denn auch für Wolterhoff ist klar: „Während wir bei den Schnelltests ein Überangebot haben, sieht es bei den PCR-Tests ganz anders aus.“
Was taugen PCR-Schnellanalysen?
Das Rehazentrum „Come back“ will PCR-Proben mit einem Schnellanalyse-Gerät untersuchen. Aber was taugen die PCR-Schnelltests überhaupt?
Hierzu die Einschätzung von Prof. Matthias Willmann, Leiter vom Gelsenkirchener Eurofins-Labor: „Meine Erfahrung mit diesen sehr ‘schnellen’ PCRs ist, dass sie keine viel höhere diagnostische Qualität haben als Antigentests.“ Etwa werde die sogenannte RNA-Extraktion hier sehr schnell durchgeführt.