Gelsenkirchen-Horst. Wie es mit dem Standort in Gelsenkirchen-Horst nach der Schließung der letzten Monate weitergeht. Und welche Rolle dabei Fenster spielen.
Fast sechs Jahre ist es her, dass die Horster um den Bestand ihrer Polizeiwache fürchteten: Hier Bürger und Politik, die über lange Wartezeiten bei Alarmierungen und ein schwindendes Sicherheitsgefühl klagten; dort die damalige Polizeipräsidentin Anne Heselhaus, die beteuerte, der Schwerpunktdienst an der Essener Straße 73 stehe nicht zur Disposition – und eine „organisatorische Zusammenlegung“ mit dem in Erle ab 2017 beschloss. Nun ging es in der Bezirksvertretung West erneut um die Zukunft der Horster Wache. Und die Wogen schlugen hoch.
Dabei wollte der Leitende Polizeidirektor Peter Both auf Einladung von Bezirksbürgermeister Gill (SPD) eigentlich nur eine gute Nachricht verkünden: Nach der coronabedingten Schließung der Wache in den vergangenen Monaten sei es nun „feste Absicht“ von Polizeipräsidentin Britta Zur, diese im Laufe des ersten Quartals werktags wieder von 9 bis 18 Uhr für Bürgerinnen und Bürger zu öffnen.
Probleme mit den Fenstern in der Polizeiwache Gelsenkirchen-Horst
„Uns ist klar, dass die Wache als Anlaufstelle im Stadtteil von großer Bedeutung ist, etwa um Anzeigen aufzugeben“, betonte Both, musste aber dann doch von einer Hürde berichten: Die Fenster vor Ort seien nicht zu öffnen, damit seien kein ausreichender Luftaustausch und Infektionsschutz vor Corona gegeben – ein arbeitsschutzrechtliches Problem.
Eine Lösung sei aber bereits in Sicht, versicherte Both: Bei einem baldigen Ortstermin solle eine Fachkraft für Arbeitssicherheit genau benennen, welche Anforderungen ein Luftfiltergerät erfüllen muss, „damit wir die Wache öffnen können.“ Auch die Mittel für die Anschaffung seien vorhanden. Kurz: „Wir geben alles und sind zuversichtlich, dass wir das auch hinkriegen!“
Politiker klagen über mangelnde Polizeipräsenz in Gelsenkirchen-Horst
Die Bezirksverordneten hörten’s wohl; allein: ihnen fehlte der Glaube: „Nur mit schönen Worten“ wollte sich etwa SPD-Fraktionsvorsitzender Udo Gerlach nicht abspeisen lassen, „schließlich sind wir seit 2016 mit dem Thema befasst und mussten am Ende trotz aller Versprechen immer wieder feststellen, dass sich doch nichts ändert. Viele Bürger rufen schon gar nicht mehr bei der Polizei an, weil sie meinen, die kommt gar nicht oder viel zu spät.“ Das müssten sich Bezirksverordnete immer wieder anhören.
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Auch CDU-Fraktionsvorsitzender Franz-Josef Berghorn teilte seine Meinung, dass sich die Polizeipräsenz vor Ort von Jahr zu Jahr verschlechtert habe, weil immer mehr Personal abgebaut wurde. „Da ist es sicher positiv, wenn nun ein Umdenken einsetzt, aber die Wache muss so besetzt sein, dass eine Öffnung zu allen Zeiten zu 100 Prozent gewährleistet ist, auch falls mal jemand wegen Corona ausfällt“, forderte er. Überdies sei die Präsenz auf den Straßen wichtig.
Warum eine Rund-um-die-Uhr-Besetzung der Polizeiwache nicht möglich ist
Both versicherte, dass die Zeitspanne werktags 9 bis 18 Uhr abgedeckt werde, darüber hinaus seien zwei Bezirksbeamte für Horst und einer für Beckhausen in den Stadtteilen unterwegs, „die werden nicht den Dienst auf der Wache aufrechterhalten. Die kommen obendrauf.“ Wie eine Polizeisprecherin auf eine spätere WAZ-Nachfrage erklärte, sei die Öffnung der Wache montags bis samstags geplant. Inwieweit dies samstags von 9 bis 18 Uhr möglich ist, werde aber noch geprüft.
Vertreter der Polizeipräsidentin Britta Zur
Peter Both ist als Leitender Polizeidirektor seit September 2021 direkter Vertreter von Polizeipräsidentin Britta Zur. Zu seinen Aufgaben zählt etwa das Sicherheitskonzept bei der Fußball-Europameisterschaft 2024.Nach seinem Dienst beim Landesamt für Ausbildung, Fortbildung und Personalangelegenheiten der Polizei in Selm führte ihn sein Weg unter anderem nach Dortmund mit den Schwerpunkten Nordstadt und Dorstfeld – Quartiere in der „verbotenen Stadt“ mit deutlich höherer krimineller und rechter Belastung als anderswo. 2016 wechselte er zur Bereitschaftspolizei Bochum, deren Leitung er später übernahm, bevor NRW-Innenminister ihn zum Leitenden Polizeidirektor beförderte.
Mehr als diese drei von derzeit 26 Bezirksbeamten stadtweit seien aber „nicht drin“, so Both, da der feste Verteilschlüssel des Landes eine Kraft pro 10.000 Bürgerinnen und Bürger vorsehe. Eine Rund-um-die-Uhr-Besetzung der Wache sei wegen Personalmangels nicht möglich.
Polizeidirektor Both verweist auf Plus bei Einstellungen auch in Gelsenkirchen
Letztlich entscheide die Politik über die Zahl der Einstellungen, nicht die Polizeipräsidien, stellte er klar, verwies jedoch auf „ermutigende Zahlen“, da sich seit 2015 die Zahl der Einstellungen „massiv erhöht“ habe. „Laut Prognose werden wir nun deutlich mehr Leute ausbilden als in Pension gehen“, hob er hervor. Dennoch sei es „nicht zu leisten“, dass von der Essener Straße aus Fahrzeuge einen Einsatz starten.
So richtig beruhigt zeigten sich die Politiker am Ende nicht, auch was die von Both gelobte Zusammenarbeit mit dem Kommunalen Ordnungsdienst (KOD) angeht. „Es ist doch leider so, dass die Polizei in bestimmten Kreisen überhaupt kein Standing mehr hat. Wenn aggressive junge Leute die Polizei nicht ernst nehmen, tun sie das beim KOD erst recht nicht“, meinte Gill. Und Ingrid Husmann (SPD) mahnte: „Wir sollten nicht die Gefahr unterschätzen, dass Leute ihre Angelegenheiten selber regeln, anstatt die Polizei anzurufen.“
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