Gelsenkirchen. Christina Totzeck ist Psychotherapeutin und CDU-Ratsfrau. Warum Sie Lokalpolitik macht und wie sie mit dem Tod ihres Mannes umgeht. Ein GEspräch.
„Das mag jetzt etwas klischeehaft klingen“, sagt Dr. Christina Totzeck, aber es sei nun mal die Antwort auf die Frage, warum Sie sich in der Lokalpolitik engagiere: „Gelsenkirchen ist meine Heimat, ich liebe diese Stadt und ich ertrage es nicht, wenn Menschen nur meckern und nichts tun.“
Totzeck wurde 1983 als drittes von vier Kindern geboren, gelebt hat sie immer im Gelsenkirchener Süden. Ihre drei Brüder und sie legten am Carl-Friedrich-Gauß-Gymnasium das Abitur ab, anschließend studierte die junge Frau Psychologie und bildete sich später zur Psychotherapeutin weiter. Großgeworden ist sie in einer politischen, aber nicht parteigebundenen Familie, wie sie sagt. „Bei uns am Esstisch wurde oft über Politik diskutiert.“ Aktiv war aber vor ihr noch keiner in einer Partei.
2003 der Jungen Union Gelsenkirchen beigetreten
2003 fiel der jungen Frau ein Flyer der Jungen Union Gelsenkirchen in die Hände. Totzeck ging zu einer Sitzung des konservativen Nachwuchses und fand in der CDU ihre politische Heimat. Seither engagiert sich die 38-Jährige in der Kommunalpolitik, seit 2009 geḧört sie dem Stadtrat an.
Totzeck spricht zwar nicht gerne darüber, „weil sie die Frauenkarte eigentlich nicht ziehen will“, räumt aber ein, dass auch sie die Erfahrung gemacht hat, sich als Frau die Anerkennung mancher männlicher Kollegen zunächst einmal schwerer erarbeiten zu müssen, als es für junge Männer der Fall ist. In der Politik – und der CDU – gebe es eben immer noch mehr Männer als Frauen. Ganz anders als in ihrem Berufszweig, „in der Psychologie ist das Verhältnis 80 zu 20.“ Woraus man ja auch seine Schlüsse ziehen könnte.
Hirntumor - schwerer Schicksalsschlag trifft Ehepaar
Christina Totzeck sitzt im Altstadtcafé an der Robert-Koch-Straße, trinkt einen laktosefreien Latte Macchiato, als sie sich den Fragen der WAZ stellt. Es ist ihr erstes Interview, nachdem sie sich eine Weile aus privaten Gründen aus der Politik zurückgezogen hatte.
2019 wurde bei ihrem Mann ein Hirntumor festgestellt. Von einem auf den anderen Moment änderte sich im Leben der ordnungsliebenden Frau, die danach strebt, die Kontrolle über die Dinge zu behalten, alles. Im April 2021 erlag ihr Mann dem Krebs. „Heute bin ich unendlich dankbar, dass wir die Zeit noch miteinander haben durften, dass Janni all den Optimismus, die Hoffnung und Kraft aufgebracht hat, die Monate, die blieben, zu genießen“, sagt sie.
Die vergangenen Jahre, sie haben die Psychotherapeutin für ihr Leben geprägt, sie gelehrt, den Moment tatsächlich zu genießen, zu lieben und zu lachen soviel sie kann, sich noch mehr als ohnehin schon an Kunst und Literatur, am Theater und der Musik zu erfreuen. Christina Totzeck will einen Verein gründen, der Menschen in ähnlichen Situationen Hilfe bietet, und sie schreibt ein Buch über ihre Erfahrungen.
„Wir müssen Regelverstöße konsequent ahnden“
Es ist diese Lösungsorientiertheit, die Entschlossenheit, die sie immer wieder antreibt, weiter zu machen, nicht aufzugeben. Privat, beruflich und auch in der Kommunalpolitik.
„Wenn man etwas verändern will, dann muss man auch etwas dafür tun, man muss selber Verantwortung übernehmen. In der Gelsenkirchener Kommunalpolitik sei das aber nicht immer der Fall, sagt Totzeck und nennt beispielhaft die Integration der Zuwanderer aus Südosteuropa.
„In Gelsenkirchen gibt es Probleme mit Menschen, die ihren Müll auf die Straße werfen und sich nicht an Regeln halten? Dann müssen wir denen eben permanent auf die Füße treten, Regelverstöße konsequent sanktionieren und nicht so tun, als könne man als Stadt nichts dagegen machen und nur auf Bund und Land verweisen“, sagt Totzeck und zweifelt sogleich, ob sie für diese öffentliche Aussage in eine ausländerfeindliche, rechte Ecke gestellt werden könnte, in die sie nicht gehört.
Am Ende gehe es aber nun mal darum, die Lebenswertigkeit Gelsenkirchens zu schützen. Und es widerspräche ihrem Gerechtigkeitssinn, wenn man die Vielen im Stich lasse, die unter dem Fehlverhalten Weniger leiden, nur weil man sich nicht traue, die Probleme beim Namen zu nennen und konsequent dagegen vorzugehen. Schließlich sei sie dafür ja auch in die Politik gegangen.
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