Gelsenkirchen. Anne Schwanewilms kehrt nach Gelsenkirchen zurück: Die Star-Sopranistin tritt am 9. Januar bei einem Konzert in der Matthäuskirche in Erle auf.
Die Pandemie-Lage erschwert auch rund um den Jahreswechsel die Planung von Kulturveranstaltungen immer noch ungemein. Nach aktuellem Stand soll das Konzert mit Anne Schwanewilms und Konrad Suttmeyer, bei dem der Verein Kunst entdeckt Kirche als Gastgeber fungiert, aber wie geplant am Sonntag, 9. Januar, um 18 Uhr in der Matthäuskirche in Erle stattfinden. Die Star-Sopranistin stammt aus Gelsenkirchen – genauer gesagt: aus Resse. Und vor ihrem Auftritt in der alten Heimat nahm sie sich die Zeit für ein Gespräch mit der WAZ.
Die Heimat der früheren Gelsenkirchenerin liegt nun in Brandenburg
Zum letzten Mal sei sie vor zwei Jahren in Resse gewesen, erzählt Schwanewilms: „Das war noch vor Corona.“ Alte Freunde und Bekannte habe sie dort besucht. Jetzt freue sie sich auf ein baldiges Wiedersehen mit vielen früheren Weggefährten. Das Wörtchen „Heimat“ benutzt sie aber mit Blick auf den Stadtteil in Gelsenkirchens Nordosten nicht mehr. „Heimat ist da, wo ich mit meinem Mann wohne“, sagt sie. Und das ist seit nunmehr fast 18 Jahren das Örtchen Zeuthen, das nominell in Brandenburg, aber tatsächlich im unmittelbaren „Speckgürtel“ von Berlin liegt.
Beruflich verbringt Schwanewilms die meiste Zeit aber nicht etwa in der nahe gelegenen Bundeshauptstadt, sondern in Weimar. An der dortigen Hochschule für Musik unterrichtet sie als Professorin für Gesang den Nachwuchs und damit auch die potenziellen Stars von morgen. Sie selbst hat sich diesen Status und Bekanntheitsgrad längst erarbeitet. Die Sopranistin tritt regelmäßig an allen wichtigen internationalen Opernhäusern auf – etwa Dresden, Hamburg, Amsterdam, Wien, Zürich, London, Barcelona, Mailand, New York oder Tokio. Hinzu kommen Engagements bei den Bayreuther und Salzburger Festspielen.
Früher leistete sie aktive Arbeit in der Herz-Jesu-Gemeinde in Resse
Doch bei ihrer Gelsenkirchen-Rückkehr am 9. Januar wird die Sängerin nicht im ebenfalls renommierten Musiktheater im Revier ins Licht der Scheinwerfer treten. Nein, sie bevorzugt diesmal einen deutlich kleineren, intimeren Rahmen: die Matthäuskirche in Erle. „Wir dürfen nach den aktuellen Bestimmungen rund 200 Besucher einlassen“, sagt Marion Dercar, die Geschäftsführerin des gastgebenden Vereins Kunst entdeckt Kirche. 160 Karten seien bereits verkauft. Bei Veränderungen der Vorschriften werde man kurzfristig reagieren, so Dercar. So lange laufe der Vorverkauf weiter.
Auch wenn sie die Matthäuskirche noch nicht von innen kennt, weiß Schwanewilms, dass der Auftritt in einem Gotteshaus immer etwas ganz Besonderes ist: „Nicht nur die Akustik ist anders, das Publikum ist es auch.“ Kirche und Musik seien für sie aber von Hause aus sehr eng miteinander verbunden. Genau wie ihre Eltern engagierte sie sich früher aktiv in der Herz-Jesu-Gemeinde in Resse. Das alles seien Beweggründe für den anstehenden Auftritt. „Das Wichtige ist für mich, in meiner alten Heimat zu singen und ein schönes Konzert zu gestalten.“
Unterricht als Gesangs-Professorin per Videokonferenz
Am Ende eines Auftritts bekommt sie meistens einen Blumenstrauß in die Hand gedrückt. Schaut sie als gelernte Floristin da eigentlich mit anderen Augen drauf? Schwanewilms lacht. Und sagt: „Klar, ich schaue mir schon die Blumen im Strauß und die Farbzusammenstellung an. Aber letztlich kommt es doch auf die Geste an. Und die finde ich immer toll.“
Noch ein Blick auf die Pandemie und ihre Folgen: Denn das Coronavirus hatte Auswirkungen auf das berufliche, aber auch das private Leben von Schwanewilms. Ihre Studentinnen und Studenten habe sie in den Phasen des Lockdowns erstmals nicht persönlich in der Hochschule unterrichtet, sondern per Videokonferenz vor dem heimischen Computerbildschirm. „Manchen Studenten hat diese Veränderung sogar gut getan“, zeigte sich die Sopranistin erstaunt, wie reibungslos die neue Form funktionierte.
Das wünscht Anne Schwanewilms der Stadt Gelsenkirchen für 2022
Im Privaten schlug die Pandemie gnadenlos zu: „Wir haben eine gute Freundin verloren, die mit Anfang 60 an Covid-19 gestorben ist“, erzählt Schwanewilms. Daher sei es für sie und ihren Mann selbstverständlich gewesen, sich schnellstmöglich impfen und später auch boostern zu lassen. An ihrer Hochschule in Weimar gebe es auch noch einige Ungeimpfte. Die müssten sich aber täglich testen lassen. Es ist und bleibe ein schwieriges Thema.
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Ihren bislang letzten Auftritt hatte Schwanewilms im Oktober, damals in Barcelona. In der spanischen Gesellschaft gebe es deutlich weniger Impfgegner, hat sie beobachtet. Dort seien vom Veranstalter alle erforderlichen Sicherheitsvorkehrungen getroffen worden, um den Liederabend möglich zu machen, nachdem er zuvor gleich zweimal wegen der Pandemie verschoben werden musste. Jetzt hofft sie natürlich, dass es auch mit dem Auftritt in Gelsenkirchen klappt.
Und was wünscht sie ihrer früheren Heimatstadt zum neuen Jahr? „Dass alle Kulturstätten der Stadt bestehen bleiben können und nichts eingestampft wird“, antwortet Schwanewilms. „Und dass die Menschen auch weiterhin ihre Sehnsucht nach der Kultur behalten.“
Lieder von Wolf, Mahler und Strauss
„Zum neuen Jahr“ heißt das Programm, zu dem mehrere Weihnachtschoral-Vorspiele von Johann Sebastian Bach gehören, die Konrad Suttmeyer am Klavier spielen wird. Er hatte den Kontakt zwischen Schanewilms und dem gastgebenden Verein Kunst entdeckt Kirche hergestellt. Schwanewilms singt Stücke aus dem „Spanischen Liedbuch“ von Hugo Wolf. Hinzu kommen Gustav Mahlers „Rückert-Lieder“ und „Die heiligen drei Könige aus dem Morgenland“ von Richard Strauss.
Karten kosten im Vorverkauf 23 Euro, an der Abendkasse 25 Euro. Vorverkaufsstellen: Basso Reinigung, Cranger Str. 279; Apotheke Petri, Nienhofstr. 2, Buchhandlung Junius: Sparkassenstr. 4. Telefonische Kartenvorbestellung: 0209/38 61 231. Am Samstag, 8. Januar, singt Schwanewilms dasselbe Programm in der Propsteikirche St. Lamberti in Gladbeck.