Gelsenkirchen-Bulmke. In Gelsenkirchen wird der Sellmannsbach abwasserfrei, zugänglich und 2022 naturnah aufgewertet. Richtig wird der Wandel erst Ende 2022 sichtbar.

Im Zuge des Generationenprojekts Emscherumbau soll auch der Sellmannsbach wieder zu einer naturnahen, für Menschen zugänglichen Gewässerlandschaft werden. Die wichtigste Vorarbeit dafür wird – wie bei der Emscher selbst und ihren Zuflüssen zwischen Dortmund und Dinslaken – bis zum Jahresende abgeschlossen sein: Dann soll das gesamte Emschersystem oberflächlich komplett vom Abwasser befreit sein. Verbannt wird es komplett in den AKE, den 51 Kilometer langen Abwasserkanal Emscher. „Wir sind im fünften Bauabschnitt auf der Ziellinie. Es ist sportlich, aber wir kriegen es hin“, sagt Alfred Dix von Gelsenkanal.

Sellmannsbach fließt auf fünf Kilometern durch Gelsenkirchen

Eingedeicht, betoniert und abgeschottet: Der Sellmannsbach in Höhe Alfred-Zingler-Straße in Gelsenkirchen 2017. Das Betreten der Anlage war nicht erlaubt. Mit dem ökologischen Umbau wird das neu gestaltete Gewässer zugänglich.
Eingedeicht, betoniert und abgeschottet: Der Sellmannsbach in Höhe Alfred-Zingler-Straße in Gelsenkirchen 2017. Das Betreten der Anlage war nicht erlaubt. Mit dem ökologischen Umbau wird das neu gestaltete Gewässer zugänglich. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Bald beendet auch der Sellmannsbach sein Dasein als Kanalrinne. Über fünf Kilometer fließt er von Bulmke-Hüllen in nordwestlicher Richtung über die Stadtteile Bismarck und Schalke-Nord bis zur Einmündung in die Emscher. Bis zur Sanierung durch die Emschergenossenschaft und die AGG/Gelsenkanal (verantwortrlich für jeweils drei Bauabschnitte) diente er als sogenannter offener Abwasservorfluter. Abwasser fließt hier nun künftig bis zu 14 Meter tief durch bis zu durch 3,60 Meter große Rohre. Die ersten Arbeiten durch die Emschergenossenschaft haben bereits 2013 begonnen. Seither hat allein der Verband in seinem Baubereich rund 36 Millionen Euro verbaut – für den Bau von zwei Regenwasserbehandlungsanlagen, den Bau der Druckrohrleitung und die zugehörigen Kanal-Umschluss- und Entflechtungsmaßnahmen.

AGG Gelsenkanal arbeitet seit 2017 an der Umsetzung der Maßnahmen im städtischen Gewässerabschnitt. Seit März 2020 laufen die Arbeiten für den fünften Bauabschnitt im Bereich der Kleingartenanlage, Tossehof, Burgers/Bulmker Park bis zur Hohenstaufenallee. Oberflächlich ist hier noch: Wüstenei. Die Kreuzung Hohenstaufenallee/Wanner Straße ist weiter gesperrt, neben dem Kindergarten wird über dem Kanal ein offenes Rückhaltebecken gebaut.

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Zusätzliche Flächen sind angekauft worden, um dem Gewässer in die Breite zu helfen, der Natur beim ökologischen Umbau ab 2022 wieder eine Chance zu geben und bachnah die Aufenthaltsqualität zu verbessern. Über den Bachlauf sollen künftig Trittsteine führen, am Ufer sollen Tafeln Informationen zum Sellmannsbach bieten, im Bereich des Tossehofs soll es ein „blaues Klassenzimmer“ für naturnahen Unterricht geben, planen Gelsenkanal und Emschergenossenschaft.

Tief hinab geht es zwischen Hohenstaufenallee und Irmgardstraße. Hier baut AGG Gelsenkanal ein Regenrückhaltebecken in den Bachlauf ein..
Tief hinab geht es zwischen Hohenstaufenallee und Irmgardstraße. Hier baut AGG Gelsenkanal ein Regenrückhaltebecken in den Bachlauf ein.. © Jörn Stender

Die Emschergenossenschaft wird ab Sommer und Herbst 2022 in zwei größeren Bauaufträgen die naturnahe Gestaltung des Gewässers umsetzen. „Dann sieht man deutlich mehr vom Wandel“, ist Ilias Abawi, Sprecher der Emschergenossenschaft überzeugt.

Die AGG hat noch die Sanierung der Anschlusskanäle im Bereich Hohenstaufenallee auf der Agenda – und die Ökologische Bachaufwertung in ihrem Bereich. Dix rechnet mit dem Baubeginn im Sommer 2022 und einer Arbeitszeit von rund anderthalb Jahren. Mit Stacheldraht zur Baustellensicherung eingezäunt wurde der Teil nördlich der Bulmker Straße. Das Terrain bis zum Spielplatz wird neu gestaltet.

Regenrückhaltebecken im Bachbereich bleibt eingezäunt

Anders als weite Teile des künftig frei fließenden Sellmannsbachs bleibt das als Regenrückhaltebecken gedachte Teilstück zwischen Hohenstaufenallee und Irmgardstraße eingezäunt. Es soll die Abschlags-Wassermengen bei Starkregen fassen und als Puffer über 5000 Kubikmeter aufnehmen können.

Auch wenn das Becken nicht mit einer Beton-Wanne, sondern eher natürlich gestaltet wird, so AGG, handele es sich um eine technische Anlage, die entsprechend gesichert und unterhalten wird. Alfred Dix: „Das wird auch in Zukunft so bleiben.“