Gelsenkirchen-Feldmark. Nur noch Mieter im einst eigenen Haus ist Küppersbusch mit der Hausgerätesparte. Wohin führt der Weg das Traditionsunternehmen in Gelsenkirchen?
Küppersbusch – der Name steht für große Firmengeschichte am Standort Gelsenkirchen und international laut Eigenwerbung in der verbliebenen Hausgerätesparte für „Küchen mit Stil“, er steht aber auch für ungeklärte Zukunft. Die Linke in Gelsenkirchen sorgt sich um den Verbleib von Küppersbusch Hausgeräte am Firmensitz Küppersbuschstraße.
„19:04“ die im Schalke-verrückten Gelsenkirchen symbolträchtige Zahl zeigt Küppersbusch auf der Homepage als Uhrzeit auf beispielsweise den Backöfen seiner K-Serie an. Wie die Zeiten für das Unternehmen stehen, ist schwer auszumachen. Die jüngsten „Aktuellen Pressemitteilungen“ auf der Küppersbuschseite datieren aus dem Jahr 2019. Im Wirtschaftsausschuss der Stadt wird die Linke am 30. November eine Anfrage zum Status quo einreichen.
Linke fordert volles Engagement der Gelsenkirchener Wirtschaftsförderung
Der TEKA-Konzern, zu dem Küppersbusch Hausgeräte mit noch rund 60 lokalen Beschäftigten gehört, hat das Werksgelände bereits 2019 an ein Logistikunternehmen verkauft. Die Großküchensparte wurde 2020 abgewickelt und geschlossen. Auch der ursprüngliche Firmensitz ist verkauft worden, die Verwaltung zog um an die Küppersbuschstraße 2. Käufer hier war – bereits 2014 – der VIKZ, der Verband der Islamischen Kulturzentren e.V. mit Sitz in Köln. Der Dachverband will mit einer lokalen Moscheegemeinde am alten Küppersbusch-Sitz ein Wohnheim und Kulturzentrum bauen. Die Stadt hat andere Pläne, will hier Wohnbebauung realisieren. (Lesen Sie auch: Gelsenkirchen bremst Moschee-Vorhaben mit Wohnungsbauplanung)
Islamischer Dachverband will in Feldmark Wohnheim und Kulturzentrum bauen
Politik und Verwaltung verhängten mehrfach, aktuell bis Mitte 2022, eine Veränderungssperre. Der Geltungsbereich des angestrebten Bebauungsplans umfasst das ehemalige Verwaltungsgebäude des Küppersbuschwerkes sowie eine Wohnhauszeile an der Küppersbuschstraße, er sieht Geschosswohnungsbau und Doppelhaushälften vor. Soziale Einrichtungen wären dann dort ausgeschlossen.
Stadt Gelsenkirchen verhängt eine Veränderungssperre – sie plant Wohnbebauung
Der VIKZ sieht sich ausgebremst. Pressesprecher Erol Pürlü hat jedoch „den Eindruck, dass man in Gelsenkirchen an einer Lösung interessiert ist“. Demnächst solle es noch einmal Gespräche mit der „Verwaltung darüber geben, wie wir unser Vorhaben doch noch zustande bringen könnten.“
Tarifvertrag, der den Standort festschreibt, läuft Ende des Jahres aus
Küppersbusch, teilt eine Sprecherin mit, verhandele noch über die Laufzeit des Mietvertrags und bleibe bis auf Weiteres. 2021 sei bislang ein erfolgreiches Wirtschaftsjahr gewesen mit rund 20 Prozent Wachstum gegenüber dem Vorjahr. Laut Linke ist der Mietvertrag angeblich dagegen um ein Jahr bis Ende 2022 verlängert worden. Bereits Ende 2021 laufe der mit der IG Metall abgeschlossene Tarifvertrag aus, der den Standort festschreibe.
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„Das Zeitfenster, in dem eine Lösung mit allen Beteiligten gefunden werden kann, droht sich zu schließen. Wir wollen, dass der Standort dieser traditionsreichen Firma mit guten, tariflich abgesicherten Arbeitsplätzen in Gelsenkirchen bleibt. Wir fordern daher die Stadt auf, sich intensiv und schnellstmöglich darum zu kümmern, dass dem Unternehmen ein geeignetes Gelände angeboten werden kann“, erklärt der frühere IG-Metall-Chef Robert Sadowsky als gewerkschaftspolitischer Sprecher der Linken in Gelsenkirchen. „Es darf nicht passieren, dass unsere Stadt auch diese Arbeitsplätze verliert. Küppersbusch gehört zu Gelsenkirchen wie Fußball zu Schalke!“
Tarifvertrag, der den Standort festschreibt, läuft Ende des Jahres aus
Die Beschäftigten, ihr Betriebsrat, die IG Metall und auch die Stadt Gelsenkirchen haben sich in den vergangenen Jahren immer wieder für den Verbleib am Standort Gelsenkirchen eingesetzt. Küppersbusch habe durch den Verkauf der Großküchensparte bereits Arbeitsplätze verloren, Uniper habe die Streichung Hunderter Jobs an seinem Standort in Scholven angekündigt (Lesen Sie auch: 600 Stellen an Uniper-Standorten in Gelsenkirchen bedroht). Die Traditionsunternehmen Seppelfricke und Friedrich Geldbach seien bereits Geschichte, zählt Sadowsky auf. Nun müssten Stadt und Wirtschaftsförderung „unter Beweis stellen, wie ernst sie es mit der Sicherung von Arbeitsplätzen meinen.“
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