Gelsenkirchen-Buer. Der Sitzungspräsident des Festkomitees Gelsenkirchener Karneval übt bei der Prinzenproklamation letztmals sein Amt aus.

„Wenn ich etwas mache, will ich es einhundertprozentig tun“, sagt Hans-Georg Schweinsberg. So habe er es immer gehalten. Aber das sei eben zunehmend schwierig. Sein Amt als Sitzungspräsident des Festkomitees Gelsenkirchener Karneval legt er daher nun nieder – nach 26 Jahren.

Über den 69-Jährigen lässt sich vieles sagen: Er ist ohne Zweifel ein Urgestein des Karnevals an der Emscher, eines seiner bekanntesten Gesichter und seit über einem Vierteljahrhundert besonders die Stimme des Gelsenkirchener Karnevals. Die großen Sitzungen des Festkomitees nämlich moderiert alle er.

Die Bütt ist sein Element

Dabei bedarf es erst eines Arbeitskollegen, den jungen Mann aus Hüllen zum jecken Treiben zu bringen. Zuvor nämlich steht er nur in der Kirchengemeinde auf der Bühne. „Der hat mich dort gesehen und gesagt, komm doch mal mit zum Karneval.“

Prinzenproklamation am 20. November

Zum letzten Mal übt Hans-Georg Schweinsberg bei der Prinzenproklamation am Samstag, 20. November, sein Amt des Sitzungspräsidenten aus. Ist die neue Tollität in Amt und Würden, verlässt er die große Bühne.

Einen Wunschkandidaten für seine Nachfolge habe er bereits. Darüber hinaus jedoch hüllt sich der Karnevalist in Schweigen.

Nur ein Jahr später steigt Hans-Georg Schweinsberg im jungen Alter von 18 Jahren erstmals auf einer Veranstaltung der KG Piccolo in die Bütt – und hat sein Element damit gefunden. „Ich bin immer ins Politische gegangen und habe meine Reden in Reimform vorgetragen.“

Kaum eine Rolle, die er nicht inne hatte. Er war Stadtprinz. Sechs mal zudem Hoppediz. Einmal drei Jahre in Folge. Damals muss er sich noch um das Amt bewerben, tritt mit einer Büttenrede gegen andere an – und begeistert sie alle. Mit seiner Art zu reden erreicht er die Narrenschar. So macht ihn die KG Piccolo bald auch zum Sitzungspräsidenten. Ein Amt, das er nach einem Vereinswechsel auch bei der KC Astoria ausübt. Bald folgt die Beförderung: „Mein Vorgänger, Hans-Georg Zebandt, hat mich damals gefragt und der geschäftsführende Vorstand des Festkomitees hat mich dann zu seinem Sitzungspräsidenten ernannt.“

Für den gelernten Groß- und Außenhandelskaufmann ist es Ehre und Herausforderung zugleich. Fortan liegt es bei ihm, die großen Feste zu unvergesslichen Abenden werden zu lassen, die Programmpunkte mit dem roten Faden einer gelungenen Moderation zu einem großen, jecken Ganzen zu formen.

Kölsche Stars zu Gast in Buer

„Ich weiß noch genau, mein erster Star auf der Bühne war Chris Andrews.“ Das ist noch beim Rathaussturm im Hans-Sachs-Haus. Als der Rathaussturm dann nach Buer umzieht, fortan im Festzelt vor weit über eintausend Jecken stattfindet, werden die Namen der Gäste gleichsam klangvoller wie auch kölscher. „Die Räuber, die Paveier, Querbeat – das war für mich immer etwas Besonderes, dass wir das in Gelsenkirchen hinbekommen haben.“

Unvergessen ist auch der Abend mit der Gruppe „Brings“. „Kurz vor dem Ende deren Programms kam der Peter Brings zu mir und sagte: dürfen wir noch weiter machen? Es gefällt uns hier so gut. Die können ja alle unsere Lieder mitsingen.“

Verewigt hat sich Hans-Georg Schweinsberg mit seiner Idee, einen Dankgottesdienst zu machen im Vorfeld der Session. Der hat vor einigen Tagen zum achten Male im buerschen Dom stattgefunden. „Das ist eine schöne Sache, weil alle Karnevalisten eingebunden sind. Ich selbst lese zum Beispiel immer die Bibelstelle, auf der dann später die Predigt fußt.“

Es gab auch schwierige Momente

Bei so viel Höhen liegt es nahe, es gibt für den Vollblut-Jecken in der langen Zeit auch sehr schwierige Momente. „Für mich war es hart, dafür mitverantwortlich zu sein, den Zug wegen eines Sturmes abzusagen. Und natürlich, dass es in der vergangenen Session coronabedingt keine Karnevalsfeiern gab.“

Nun also zieht sich Hans-Georg Schweinsberg zurück von der großen Bühne, übergibt den Staffelstab an einen jüngeren Narren. Dass stadtweit das Gerücht umgeht, die Nachfolgerin sei ganz sicher seine Tochter, bringt den stolzen Vater und frisch gebackenen Großvater zum Schmunzeln. Nein, sie sei 2019 nur eingesprungen, bleibe ihrem Verein als Sitzungspräsidentin erhalten. Alles andere zur künftigen Besetzung bleibe jedoch vorerst ein Geheimnis.

Offenheit allerdings lässt Hans-Georg Schweinsberg bezüglich seiner neuen wichtigen Rolle walten: Liebevoller Opa der kleinen Elisabeth Victoria Sofie. Vielleicht nicht ganz zufällig der perfekte Name für eine künftige Karnevalsprinzessin.