Gelsenkirchen. Vielerorts werden nicht mehr so viele Coronatests durchgeführt wie noch vor einigen Wochen. Trügt die Sicherheit des vollständigen Impfschutzes?
Wer doppelt geimpft ist, muss sich an den allermeisten Orten nicht mehr auf Covid-19 testen lassen, um Einlass zu finden. Die Zahl der offiziellen Schnelltests ist in Gelsenkirchen drastisch zurückgegangen, seit Mitte Oktober, also seit die Tests nicht mehr kostenfrei sind. Von 2.000 bis 5.000 Tests täglich auf 300 bis 600 am Tag, am 1. November waren es gar nur 144.
Doch in den letzten Tagen und Wochen mehren sich die Impfdurchbrüche und auch die Hinweise darauf, dass Geimpfte Überträger des Virus sein können, ohne es selbst zu wissen. Detaillierte, internationale Studien dazu gibt es allerdings nicht.
Gelsenkirchener Lungenfacharzt hält Ansteckungsgefahr für überschaubar
Dr. Christoph Tannhof, Chefarzt der Pneumologie am Marienhospital Gelsenkirchen, hält die Ansteckungsgefahr durch vollständig geimpfte Menschen, die keinerlei Krankheitssymptome aufweisen, allerdings für überschaubar. „Asymptomatische Geimpfte haben nur eine kurze Zeit eine nachweisbare Virenlast. Eine Ansteckungsgefahr gibt es da nur in unzureichend durchlüfteten Räumen.“
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Sich vor dem Eintauchen in größere Menschenansammlungen zu testen, hält auch er jedoch für durchaus empfehlenswert. Und Geimpfte mit Symptomen aller Art, die auf eine Belastung mit Covid-Viren hinweisen könnten, sollten sich auf jeden Fall fernhalten von größeren Gruppen und sich zeitnah testen. „Wir sehen jetzt auch Impfdurchbrüche bei Menschen ohne Vorerkrankungen. Aber bei ihnen gibt es keine schweren Verläufe, keine schweren Lungenentzündungen“, hat Tannhof beobachtet. Die Impfungen wirken sehr gut, betont der Experte, sie seien der beste Weg, sich zu schützen, auch wenn eine Infektion trotzdem möglich sei.
„Menschen über 70 Jahren und Risikopatienten sollten sich jetzt auf jeden Fall mit der dritten Impfung schützen“, appelliert Tannhof. Auch Menschen, die in sensiblen Bereichen wie Kliniken und Altenheimen arbeiten, sollten das tun. In seinem Haus seidas auch der Fall.
Gelsenkirchens Krisenstabsleiter sieht kein erhöhtes Ansteckungsrisiko wegen weniger Coronatests
Ähnlich argumentiert auch Luidger Wolterhoff, als Krisenstabsleiter der Stadt seit Ausbruch der Pandemie eng mit dem Thema Corona verbunden, wenngleich Wolterhoff inzwischen nicht mehr Gesundheitsdezernent ist, sondern Kämmerer. „Die Schlüsselfrage ist ja, wie sinnvoll sind regelmäßige Coronatests bei Geimpften? Und basierend auf den Angaben des Robert-Koch-Instituts ist es nachvollziehbar, dass ständiges Testen bei vollständig Geimpften nicht unbedingt nötig ist. Die Viruslast, die sie gegebenenfalls tragen, ist nach RKI-Angaben eben deutlich geringer“, so Wolterhoff.
Zuletzt hatten einige Arbeitnehmer im Gespräch mit dieser Redaktion berichtet, dass in ihren jeweiligen Arbeitsstätten kaum noch Kollegen von den Tests Gebrauch machten, die ihnen von der Firma kostenlos zur Verfügung gestellt wird. Vollständig geimpft zu sein, verleite offenbar viele zu der falschen Annahme, sich nicht mit Corona anstecken und es übertragen zu können.
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Dass das in den Betrieben ein Thema unter Beschäftigten ist, hält Wolterhoff für „absolut verständlich“, obgleich er kein gesteigertes Ansteckungsrisiko auf der Arbeit oder in der Gastronomie beispielsweise sieht, nur weil seltener als zuvor getestet wird. „Wichtig ist weiterhin, dass sich die Menschen in Innenräumen an die Abstands- und Hygieneregeln halten und dass die, die Symptome zeigen, wegbleiben und sich dann testen“, so Luidger Wolterhoff.
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