Gelsenkirchen/Bottrop. Zum zweiten Mal in Folge warf die Pandemie ihre Schatten auf den Ausbildungsmarkt in Gelsenkirchen und Bottrop. 127 Suchende bleiben ohne Stelle.

Die pandemische Lage beruhigt sich nach und nach, so dass auch die Betriebe wieder die Möglichkeit nutzen, sich um Nachwuchs zu kümmern. Dennoch bleiben, wie in der Vergangenheit auch, zahlreiche Bewerberinnen und Bewerber in Gelsenkirchen und Bottrop ohne Ausbildungsplatz. In diesem Jahr waren es 127 junge Menschen (107 in Gelsenkirchen und 20 in Bottrop), die bisher unversorgt blieben.

Damit ist die Situation im Vergleich zu der Zeit vor der Pandemie zwar nach wie vor unbefriedigend. Positiv wertet, Frank Thiemann, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Gelsenkirchen, aber, „dass ein Corona-Jahrgang, also wesentlich mehr unversorgte Jugendliche, abgewendet werden konnte“.

In diesem Jahr haben sich bis zum Stichtag 30. September 2.703 Jugendliche und junge Erwachsene bei der Berufsberatung der Agentur für Arbeit Gelsenkirchen und Bottrop gemeldet, um bei der Suche nach dem passenden Ausbildungsplatz Unterstützung zu finden. Gegenüber dem letzten Ausbildungsjahr ist die Anzahl der gemeldeten Bewerber damit um 102 Bewerber gesunken.

Die Anzahl der bei der Arbeitsagentur gemeldeten Ausbildungsstellen betrug 1.934 (1.361 in Gelsenkirchen und 573 Bottrop) und sank gegenüber dem Vorjahr um 28 Stellen (+6 in Gelsenkirchen und -34 in Bottrop). Damit hat sich das Verhältnis von Bewerbern und Ausbildungsstellen mit 0,7 gemeldeten Ausbildungsstellen je Bewerber im Vergleich zum Vorjahr kaum verbessert.

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Auch im vergangenen Berichtsjahr blieben wieder 370 Ausbildungsstellen (253 in Gelsenkirchen und 117 in Bottrop) unbesetzt. Es bestehe aber durchaus die Hoffnung, dass diese Stellen noch bis zum Jahresende vergeben werden können. Pandemiebedingt hatte sich bereits im vergangenen Jahr vielfach der Ausbildungsstart ins letzte Quartal des Jahres verschoben. Das sei auch 2021 zu erwarten.

Die Agentur für Arbeit und das Jobcenter sowie die IHK und die Handwerkskammer könnten in vielen Bereichen durch entsprechende Förderungen helfen, nicht ganz passgenaue Bewerber mit ausbildungswilligen Betrieben zusammen zu bringen. Wichtig sei dafür jedoch, neben der Flexibilität der Bewerber, vor allem die Steigerung der Ausbildungsbereitschaft in den lokalen Unternehmen.

Kontakt für Betriebe und Ausbildungsplatzsuchende

Jugendliche, die Kontakt zur Berufsberatung oder eine Berufsausbildungsstelle suchen, können unter der kostenfreien Telefonnummer 0800 4 5555 00 einen Beratungstermin vereinbaren.

- Unternehmen, die Unterstützung bei der Suche nach Auszubildenden wünschen, erreichen den gemeinsamen Arbeitgeber-Service der Arbeitsagentur und des Jobcenters unter der kostenfreien Telefonnummer 0800 4 5555

Denn trotz der leicht gestiegenen Zahl an gemeldeten Ausbildungsplätzen (+74), verzeichnet der Agenturbezirk Gelsenkirchen seit Jahren einen Rückgang der Ausbildungsquote. Dieser Wert gibt an, wie hoch die Anzahl der sich in Ausbildung befindenden Mitarbeiter im Verhältnis zur Gesamtzahl der Beschäftigten ist. Aktuell liegt die Ausbildungsquote in Gelsenkirchen und Bottrop bei 5,5 Prozent.

Deshalb appellieren Arbeitsagentur, Jobcenter, IHK, Handwerkskammer und der DGB zusammen: „Auch, wenn Corona wirtschaftlich einschneidend war – verlieren Sie die Zukunft nicht aus den Augen. Gerade jetzt ist es wichtig, die Türen wieder für junge Menschen zu öffnen. Auszubildende machen Ihren Betrieb zukunftsfähig, geben Sie dem Nachwuchs daher die Chance, Sie kennenzulernen und Ihre Fachkraft zu werden. Über den Fachkräftemangel zu meckern allein reicht nicht, man muss auch ausbilden!“

Mit einem eindringlichen Appell an Betriebe und Unternehmen hatte sich im August auch schon die Jugendberufsagentur Gelsenkirchen zusammen mit Oberbürgermeisterin Karin Welge an Arbeitgeber in der Region gewandt.

Frank Thiemann, Arbeitsagentur-Chef, erinnerte damals wie jetzt anlässlich der gezogenen Zwischenbilanz zum diesjährigen Ausbildungsmarkt daran, dass Arbeitgeber über eine ganze Reihe von unterschiedlichen Förderprogrammen Hilfen zur Seite gestellt bekommen, um junge Menschen in Ausbildung zu bringen.

Denn in Summe bleiben trotz aller Bemühungen noch zu viele Bewerberinnen und Bewerber ohne einen Ausbildungsplatz und auf der anderen Seite zu viele Stellen unbesetzt. Damit sind die sogenannten „Konsenspartner am Ausbildungsmarkt“ nicht zufrieden – auch wenn die Zahl der Unversorgten im vergangenen Jahr mit 169 sogar noch deutlich höher lag.