Gelsenkirchen. Die Gelsenkirchener Jugendberufsagentur appelliert an Betriebe, Lehrstellen anzubieten. Wie Arbeitgeber von Förderprogrammen profitieren können.
Mit einem eindringlichen Appell an Betriebe und Unternehmen ruft die Jugendberufsagentur Gelsenkirchen Arbeitgeber auf, jetzt noch kurzfristig freie Ausbildungsplätze zur Verfügung zu stellen.
Gelsenkirchener Jugendberufsagentur bittet Betriebe, Ausbildungsplätze anzubieten
„Ich bitte alle Verantwortlichen in den Unternehmen und Betrieben herzlich, noch einmal zu prüfen, ob sie nicht doch einem jungen Menschen in den kommenden Tagen einen Ausbildungsplatz anbieten können. Es wäre ein schönes und wichtiges Signal, wenn wir gemeinsam das Ziel erreichen, dem Nachwuchs in unserer Stadt den ersten Schritt in die Arbeitswelt zu ebnen“, sagte Gelsenkirchens Oberbürgermeisterin Karin Welge.
Denn: Mit Beginn des Berufsberatungsjahres im Oktober 2020 haben bei der Agentur für Arbeit Gelsenkirchen 2429 junge Menschen nach einer Ausbildungsstelle nachgefragt, 105 weniger als im Vorjahreszeitraum. Zugleich gab es 1738 Meldungen für Berufsausbildungsstellen, das entspricht einem Zuwachs von einem Prozent oder 17 Stellen. Ende Juli waren 630 Bewerber noch unversorgt, im Gegenzug noch 710 Ausbildungsstellen unbesetzt. Dazu muss man wissen, dass eine Reihe von Berufen für junge Menschen nicht attraktiv erscheinen - beispielsweise Bäcker(in), Metzger(in), Koch/Köchin. Ungünstige Arbeitszeiten und geringe Verdienstmöglichkeiten spielen da eine entscheidende Rolle.
Stadt, Jobcenter und Agentur für Arbeit engagieren sich gemeinsam in der Jugendberufsagentur und erinnern daran, dass Arbeitgeber über eine ganze Reihe von unterschiedlichen Förderprogrammen Hilfen zur Seite gestellt bekommen, um junge Menschen in Ausbildung zu bringen.
Jobcenter: Einbruch bei den Ausbildungsbewerbenden
„Der Ausbildungsmarkt ist durch die Corona-Krise spürbar eingebrochen“, berichtet Anke Schürmann-Rupp vom Jobcenter Gelsenkirchen.Dass es zurzeit weniger Ausbildungsbewerbende in Gelsenkirchen gebe, liegt Schürmann-Rupp zufolge nicht an geringeren Schulabgänger-Zahlen oder an fehlendem Interesse der jungen Menschen, sondern sei vor allem der Pandemie geschuldet. „Deshalb zählt jeder einzelne Ausbildungsplatz, den Arbeitgebende jetzt noch schaffen“, so die Geschäftsführerin des Jobcenters.
Förderprogramm „Kurs auf Bildung“ als Türöffner für 20-jährige Gelsenkirchenerin
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Anna Napiorkowska aus Gelsenkirchen hat über ein solches Förderprogramm eine Ausbildung als Verkäuferin im Petshop Bottrop angefangen. Und das, obwohl der Fachmarkt für Tierprodukte eigentlich gar keine Azubis mehr gesucht habe, wie Ausbilder Bernd Stephuhn erzählt. „,Aber Frau Napiorkowska hat uns in einem einwöchigen Praktikum im Juli durch ihre hohe Motivation, ihre Freundlichkeit und große Lernbereitschaft absolut überzeugt“, so dass der zusätzliche Azubi-Platz doch noch geschaffen wurde.
„Ich bin wirklich froh, dass ich diesen Ausbildungsplatz gefunden habe und fühle mich hier total wohl“, sagt die 20-jährige Gelsenkirchenerin, die ursprünglich mal Tierpflegerin werden wollte, aber einfach keine Lehrstelle gefunden habe. Möglich gemacht hat es in ihrem Fall das Förderprogramm „Kurs auf Bildung“, das sich vor allem für die Zielgruppe der sogenannten unversorgten, marktbenachteiligten Ausbildungssuchenden eignet, die coronabedingt keine Ausbildungsstelle gefunden haben.
Förderprogramme locken Ausbildungsbetriebe mit Übernahmeprämie bei pandemiebedingter Insolvenz
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Weitere Förderprogramme sind die „Einstiegsqualifizierung“, das über ein sozialversicherungspflichtiges Langzeitpraktikum die Übernahme in eine Ausbildung fördert, wie Frank Thiemann erklärt, der Leiter der Agentur für Arbeit Gelsenkirchen. Dabei gibt es Zuschüsse für Arbeitgebende. Oder „Ausbildungsplätze sichern“: Das Bundesprogramm unterstützt Ausbildungsbetriebe und ausbildende Einrichtungen in den Gesundheits- und Sozialberufen durch einen finanziellen Zuschuss bei Erhalt oder Erhöhung des Ausbildungsniveaus, bei Vermeidung von Kurzarbeit während der Ausbildung. Auch eine Übernahmeprämie bei pandemiebedingter Insolvenz ist möglich.
Des Weiteren gehören noch die „Matchingberatung“ und das „Ausbildungsprogramm NRW“ zu den Förderprogrammen. „Die Matchingberatung eignet sich ganz besonders für Betriebe mit unbesetzten Ausbildungsstellen, die bereit sind, unversorgte Jugendliche, insbesondere mit geringen Chancen auf einen Ausbildungsplatz, eine Ausbildung zu ermöglichen“, erklärt Anke Schürmann-Rupp, Geschäftsführerin des Jobcenters Gelsenkirchen. Und das Ausbildungsprogramm NRW gewährt Zuschüsse für Betriebe, die vor allem ihre Ausbildungsplatzzahl erhöhen möchten.
Mehr Infos zu den Förderungen über die kostenlose Hotline: 0800 455 55 20
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