Gelsenkirchen-Resse. 16 Jahre hat das Ehepaar Kurkowitz ein Café in Gelsenkirchen betrieben, elf davon in einem Seniorenzentrum. Jetzt wird ein Nachfolger gesucht.

Ein Café in einem Hospiz? Mit einem Seniorenzentrum nebenan? Kann das funktionieren? Andrea und Dietmar Kurkowitz haben darauf eine klare Antwort, und sie lautet natürlich „Ja“. Natürlich, denn elf Jahre lang hat das hervorragend funktioniert. Jetzt verabschieden sich die beiden Gastronomen von ihrem Café „Hedwig erleben“ in Gelsenkirchen-Resse – mit ganz viel Wehmut.

2005 eröffneten Andrea und Dietmar Kurkowitz ihr erstes Café in Resse, damals noch an der Hertener Straße. Andrea Kurkowitz hatte zwar während ihres Studiums Erfahrungen in der Gastronomie gesammelt, ist von Haus aus aber Sozialarbeiterin. Mit der Eröffnung erfüllte sie sich einen langgehegten Traum: „Ich wollte immer schon ein Café leiten“, sagt sie heute und weist auf eine Gemeinsamkeit zwischen der sozialen Arbeit und der Gastronomie hin: „Es geht ja darum, ein schönes Miteinander zu schaffen.“

2010 zog das Café in das Seniorenzentrum in Gelsenkirchen-Resse

Nach fünf Jahren an der Hertener Straße ergab sich dann 2010 die Chance für einen Umzug. „Das Seniorenzentrum St. Hedwig kam auf uns zu und fragte, ob wir uns vorstellen könnten, in den Räumen an der Ahornstraße ein Café zu betreiben.“ Andrea und Dietmar Kurkowitz sagten zu – und hatten schon einen feste Vorstellung: „Es sollte auf gar keinen Fall aussehen wie eine Krankenhaus-Cafeteria“, sagt Andrea Kurkowitz bestimmt.

Diese Treppe wurde während der Corona-Pandemie angebaut, um einen direkten Zugang zum Café zu ermöglichen.
Diese Treppe wurde während der Corona-Pandemie angebaut, um einen direkten Zugang zum Café zu ermöglichen. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Möglichkeiten, ihren Ideen freien Lauf zu lassen, hatten die beiden. „Wir fanden einen leeren Raum mit nackten Wänden vor“, erinnert sich die Gastronomin. In einer dreistündigen Verhandlung mit den Verantwortlichen des Seniorenzentrums erreichte sie ihr Ziel – und durfte ihr Konzept umsetzen. „Gerade weil sich das Café im Seniorenzentrum und in direkter Nachbarschaft zum Hospiz befindet, wollten wir es unseren Gästen so schön wie möglich machen“, sagt Andrea Kurkowitz. „Wir wollten die Menschen verwöhnen – mit gutem bis gehobenem Gastronomiestandard und ausgezeichnetem Service.“

Viele Familienfeiern im Café „Hedwig erleben“

Freunde hätten zu Beginn Bedenken geäußert: „Wer will denn schon sein Brötchen essen, wenn er genau weiß, dass nebenan im Hospiz die Menschen sterben“, fasst Andrea Kurkowitz das zusammen, was viele ihr gesagt hätten. Ihr sei es aber genau darum gegangen, den Alltag im Hospiz und im Seniorenzentrum mit dem Alltag der Menschen „draußen“ zu verbinden, sagt sie. „Und das ist uns gut gelungen.“

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Wer einmal dagewesen sei, der sei auch gerne wiedergekommen, erinnert sich die Café-Betreiberin. „Dass wir ein gutes Frühstück anbieten, hat sich weit über die Grenzen von Resse hinaus herumgesprochen“, sagt sie und schmunzelt. Darüber hinaus konnte man das Café auch zu Familienfeiern oder für den Beerdigungscafé mieten. „Wir hatten viele Familien, die hier zunächst die Taufe ihres Kindes gefeiert haben – und dann Jahre später die Kommunion“, erinnert sie sich.

Corona sorgte für den Anbau einer Treppe

Außerdem bot das Café über all die Jahre oft den Rahmen für weitere Aktionen. So gab es Vorträge, den regelmäßigen „Gesundheitsmarkt“, aber auch Veranstaltungen etwa zugunsten der Kirchturmerhaltung der Paulus-Kirche, dem katholischen Kindergarten Herz Jesu und dem Emmaus Hospiz.

Abschiedsfeier am 7. November

Mit einer großen Feier wollen sich Andrea und Dietmar Kurkowitz von ihren Gästen verabschieden. Die Feier findet statt am Sonntag, 7. November, von 11 bis 17 Uhr im Café „Hedwig erleben“ an der Ahornstraße 33.Für die musikalische Unterhaltung sorgt an diesem Tag der Sänger und Gitarrist Rüdiger Jacksteit.

Corona verlangte dem Betreiber-Ehepaar allerdings auch viel ab. „Wir waren einer der ersten Betriebe, die nach Ausbruch der Pandemie schließen mussten“, erinnert sich Andrea Kurkowitz – der Zugang zum Café führte damals noch durch das Seniorenzentrum, und das ließ zunächst keine Besucher hinein. Man wusste sich aber zu helfen: Kurzerhand wurde eine Treppe vom Park hinter dem Haus zum Café geplant und gebaut, sodass Besucher direkt und ohne den Umweg übers Seniorenheim hinein konnten.

Aus privaten Gründen hört das Ehepaar jetzt auf – „das fällt uns wirklich schwer“, sagt Andrea Kurkowitz. Beate Thiehoff, Einrichtungsleiterin des Seniorenzentrums, nickt. Zurzeit läuft die Suche nach einem Nachfolger: „Sowohl für unser Haus als auch für den Stadtteil wäre es sehr wichtig, wenn wir das Café weiterbetreiben können“, sagt Thiehoff.