Gelsenkirchen-Buer. Warum die Gelsenkirchener Pfarrei St. Urbanus über die Zukunft des Gemeindehauses nachdenkt. Und welche Möglichkeiten es gibt.
Es gehört zu Buer wie die St.-Urbanus-Kirche, ist Treffpunkt, Beratungsstelle und Veranstaltungs-Location zugleich: das Michaelshaus an der Hochstraße. 1976 als Gemeindezentrum und Begegnungsstätte errichtet, ist es aus der Stadtgesellschaft nicht mehr wegzudenken. Nun häufen sich die Gerüchte, dass das Michaelshaus geschlossen werden soll.
In der Tat sei die Immobilie in die Jahre gekommen, bestätigt auf WAZ-Anfrage Ludger Klingeberg, Sprecher der Pfarrei St. Urbanus und Mitglied einer Projektgruppe, die sich mit der Zukunft des Michaelshauses befasst. Der Reparatur- und Erneuerungsbedarf habe sich so gehäuft, dass die Verantwortlichen nun über „ein Gesamtpaket“ nachdenken.
Gelsenkirchener Michaelshaus muss in vielen Bereichen saniert werden
Da sei etwa die mäßige Energieeffizienz, die in Zeiten leerer Kassen und des Klimawandels zunehmend zum Problem werde. Es handele sich zwar bei der Fernwärme-Heizung um eine vergleichsweise umweltschonende Technik, allerdings gehe viel Energie durch die veralteten Fenster verloren, so Klingeberg. Überdies müsse eine Dämmung geprüft werden.
Auch interessant
Auch die Barrierefreiheit ist nicht überall gegeben. Zwar existiert auf der Rückseite an der Freiheit ein Aufzug in die zweite Etage, und auch der große Saal ist über eine Rampe von der Hagenstraße aus erreichbar. Der Haupteingang an der Hochstraße ist jedoch nur über Treppen zugänglich.
Keller des Michaelshauses ist nicht barrierefrei
„Die recht schmale Außentür des großen Saals an der Rampe ist darüber hinaus nur von außen zu öffnen, so dass dieser barrierefreie Zugang nicht immer und zu allen Veranstaltungen nutzbar ist“, sagt Klingeberg. Die Räume im Keller – dort befinden sich zwei Kegelbahnen, ein Tischtennis- und ein weiterer Gruppenbereich – sind überhaupt nicht zugänglich für Menschen mit Rollstuhl oder Kinderwagen.
Weiterer Posten auf der Agenda: das Mobiliar. „Bei den Jahrzehnte alten Stühlen und Tischen geht es uns nicht nur um die Optik. Es ist mittlerweile so viel beschädigt, dass man ausloten muss, ob eine Neuanschaffung nicht sinnvoller wäre“, berichtet Klingeberg.
Projektgruppe von St. Urbanus denkt „ergebnisoffen“ über Michaelshaus-Zukunft nach
Wie so ein „Gesamtpaket“ aussehen könnte, darüber will die Projektgruppe noch bis Ende des Jahres grübeln. Fakt ist aber: Sie prüft „ergebnisoffen“. Kurz: Es geht um beide Möglichkeiten – eine Komplettsanierung oder einen Abriss und Neubau, was womöglich wirtschaftlicher sei.
„Wir sind uns bewusst, dass es sich bei dem Michaelshaus um ein stadtbildprägendes Gebäude, ja, eine Institution in Buer handelt, mit der viele – nicht nur Gemeindemitglieder – Erinnerungen verbinden“, betont Klingeberg. Aber genau deshalb müsse man das Gebäude auch „fit machen für die Zukunft“.
Pfarrei braucht das Gebäude auch in Zukunft
Schließlich werde es von allen sieben Gemeinden in der namensgleichen Pfarrei genutzt und teilweise von Privatleuten, Vereinen und anderen Veranstaltern angemietet, etwa für Geburtstage, Jubiläen, Konzerte, Jahreshauptversammlungen oder, ganz aktuell, als Corona-Testzentrum.
Begegnungsstätte, Veranstaltungssaal, Beratungsstelle
Das Michaelshaus an der Hochstraße 47 in Buer-Mitte verfügt über einen großen Saal mit Bühne, der für Gemeindeveranstaltungen genutzt wird, aber auch – wie die zwei Kegelbahnen im Keller – angemietet werden kann. Die gastronomieähnliche Klause kann separat geöffnet werden. Am Hintereingang Hagenstraße liegt der Zugang zur Altentagesstätte im Erdgeschoss.In der ersten Etage sind Caritas und der Sozialdienst Katholischer Frauen und Männer (SKFM) untergebracht, in der zweiten der Help-Laden für Flüchtlinge und ein großer Jugendraum mit Küche.
Selbst falls sich der Kirchenvorstand für einen Abriss entscheiden sollte (was noch völlig offen ist): Um eine ersatzlose Niederlegung gehe es ausdrücklich nicht, stellt Klingeberg klar. Denn dieses Gebäude – oder ein Nachfolger – wird gebraucht, in Zeiten des Pfarreientwicklungsprozesses (PEP) mehr denn je.
Anfang 2022 will der Kirchenvorstand eine Entscheidung fällen
Angesichts der geplanten Schließung von St. Ludgerus spätestens 2025 sei es etwa durchaus denkbar, dass die Vereine von der Horster Straße ins Michaelshaus wechseln müssen, so wie es zuletzt bei der Tischtennis-Gruppe von St. Theresia und der Kegel-Gruppe von St. Pius der Fall war.
Bis Anfang 2022 will der Kirchenvorstand entschieden haben, ob ein Architekt mit einer Kostenaufstellung für ein Gesamtpaket beauftragt werden soll. Und erst auf deren Basis soll ein Votum gefällt werden, ob eine Sanierung oder ein Abriss mit Neubau in Angriff genommen wird.
„Einfach wird das nicht“, weiß Klingeberg. Angesichts der Schließung von Gotteshäusern (auch) aus finanziellen Gründen müsse jede Investition gut überdacht sein. Ist es doch völlig unklar, ob die Pfarrei eine Förderung erhält. „Eigentlich gilt, dass solche Maßnahmen aus Rücklagen finanziert werden müssen. Ohne Beteiligung des Bistums.“
- Verfolgen Sie die aktuelle Entwicklung zum Coronavirus in Gelsenkirchen in unserem Newsblog
- Lesen Sie mehr Geschichten aus Gelsenkirchen
- Oder folgen Sie der WAZ Gelsenkirchen auf Facebook