Gelsenkirchen-Buer. Zum dritten Mal locken hochkarätige Lichtkunst, zauberhafte Wesen und ein illuminierter Goldbergpark die Besucher nach Gelsenkirchen-Buer.
Wenn güldene Objekte den Goldbergpark in ein magisches Licht tauchen, wenn funkelnde Schmetterlinge über den Rasen tanzen und eine weiße Schneekönigin durch die Lüfte schwebt, dann leuchtet Buer wieder: Die Stadt Gelsenkirchen hat ihre „Goldstücke“ aufpoliert und lässt sie noch bis zum Sonntag an unterschiedlichen Stellen im Stadtnorden erstrahlen. Und mit ihnen die Gesichter der Menschen.
Angstraum Goldbergpark? Das war zumindest für die meisten Zuschauer bei der Eröffnung des Lichtspielspektakels im Schatten des buerschen Rathauses keine Frage. Schließlich war hier an diesem ganz besonderen Abend auch niemand allein im Park. Fantastische llluminationen beleuchten noch bis einschließlich Sonntag Bäume, Sträucher und Grünflächen.
Das Kunstmuseum Gelsenkirchen beteiligte sich maßgeblich an der Aktion
Zum nunmehr dritten Mal verwandeln sich zum Start in den Herbst der Goldbergpark und auch Teile der buerschen City in eine Open-Air-Lichtkunstgalerie. Hier treffen populäre Leuchtobjekte, die einfach zum Staunen und Genießen einladen, auf hochkarätige Kunst, die Nachdenken, Grübeln, Schmunzeln lässt. Aber auch mit der hehren Kunst bleibt niemand allein.
„Wir haben allein acht Kunstvermittlerinnen und -vermittler geschult, die den Menschen Fragen zu den Installationen beantworten und Informationen liefern“, sagt Christiane Wanken vom Kunstmuseum Gelsenkirchen. Auch das Haus beteiligt sich wieder maßgeblich an dem Projekt. Einige der teilnehmenden Künstlerinnen und Künstler begrüßten Kulturdezernentin Anne Heselhaus und Museumschefin Leane Schäfer auf der Dachterrasse. Darunter den tschechischen Objektkünstler Robert Barta, der einen kraftvollen „Tornado für Gelsenkirchen“ kreiert hat. Mit der Installation aus Neonröhren lässt der 46-Jährige das Licht über zwei Etagen förmlich durch die Decke gehen. Ein faszinierendes Spiel, das die Besucher gleichermaßen von draußen und von drinnen begeistert.
Kunstvermittler landen an den Installationen zum Gespräch
Der Berliner Künstler Nasan Tur schuf ein buntes Objekt, auf dem wie auf einer Reklametafel drei Begriffe aufleuchten: „Comunismen, Capihtalism, Sociallism“. Der Gelsenkirchener Arne Krauß steht davor und wartet als Kunstvermittler auf die ersten Besucher: „Ich war schon im letzten Jahr bei den Goldstücken dabei und finde das Projekt großartig.“ Den Menschen gleich Interpretationen des Werkes an die Hand zu geben, ist die Sache des jungen Mannes, der in Bochum Kunstgeschichte studiert, nicht: „Erklärte Kunst ist meist langweilig.“ Er warte vielmehr auf Fragen der Betrachter, um dann mit ihnen ins Gespräch zu kommen, Denkanregungen zu liefern: „Auf die Frage, warum alle Begriffe falsch geschrieben sind, warte ich dann erst mal.“
Im Goldbergpark warten derweil viele Menschen gespannt darauf, dass Oberbürgermeisterin Karin Welge mit Einbruch der Dunkelheit das Licht für die „Goldstücke“ einschaltet. Die nennt in ihrer Begrüßung die Kultur ein wesentliches Bindeglied für ein gutes Miteinander in der Gesellschaft: „Was wir bei diesem landesweit einmaligen Projekt sehen, das kann sich sehen lassen. Wir setzen ein Zeichen für eine leuchtende Gemeinschaft.“
Walkacts auch am Freitag und Samstag
Dann beginnen sie zu funkeln und zu strahlen, die Lichtobjekte, die das Team von „World of Lights“ im Park installiert hat. In den schönsten Farben erblühen von unten angestrahlte Bäume, Sträucher und Beete. Sie bieten den zahllosen Fotografen ebenso wunderbare Motive wie Objekte, die an Emojis erinnern: Da geht’s lang oder Daumen hoch!
Das Leuchten in die Augen der Besucher bringen die Tänzerinnen und Tänzer des Gelsenkirchener Netzwerks „Up to dance“.In prächtigen Fantasiekostümen schweben sie auf Stelzen durch Park und City, tanzen in leuchtenden Gewändern zauberhaft zwischen den Besuchern. Dazu gesellen sich Jongleure und Artisten. Und das nicht nur zur Eröffnung: Zwischen Kunstmuseum, Robinienhof und Domplatte tauchen die Walkacts auch am Freitag und Samstag zwischen 19.30 und 22 Uhr auf.
Das gibt es im Robinienhof zu sehen
Die Skulptur des Mexikaners Roberto Cuellar gleich vorm Rathaus hört man förmlich schon von weitem: Er schuf ein Objekt, auf dem man skaten kann. „Dass hier Kunst und Skater zusammen kommen, ist eine wirklich außergewöhnliche Idee“, findet Marcel (31) aus Dortmund, der mit ein paar Freunden samt Skateboards angereist ist. Er hofft, seinem Sport dadurch zu mehr Ansehen zu verhelfen.
Der Bummel durch Buer lohnt: Im Robinienhof zum Beispiel zeigt der Berliner Künstler Lucas Zimmermann fotografische Facetten des Lichts. „Light Signs“ der gebürtigen Amerikanerin Betty Rieckmann leuchten an unterschiedlichen Orten auf. „Alles was der Fall ist“ lockt in die Galerie Werkstatt an der Hagenstraße, wo aus einer scheinbar umgestürzten Straßenlaterne weiter das Licht fließt. Die poetische Arbeit von Via Lewandowsky lockt auch Beate Trzensiok aus der benachbarten Crêperie hin zum Kunstobjekt: „Eine interessante Symbolik“, staunt sie nach dem Gespräch mit dem Kunstvermittler. Sie findet es zudem toll, dass der Betrachter mit der Kunst nicht allein gelassen wird.
Künstler fürchten keine „Angsträume“
Auch diesmal verwandeln sich fast vergessene Ort wieder in „Goldstücke“. Der seit Jahren leerstehende Ratskeller öffnet für wenige Tage noch einmal seine Pforten. Die Künstlergruppe „Scheinzeitmenschen“ verstärkt mit Nebel, scheinbar atmenden Wollflächen, Glas und Musik das gespenstische Flair eines verlorenen, vergessenen Ortes. Bei älteren Bueranern blitzen in diesen Räumen wehmütige Erinnerungen an bessere Keller-Zeiten auf.
Late-Light-Shopping am Freitag
„Goldstücke“ findet noch bis 3. Oktober statt. Freitag und Samstag 19.30 bis 23 Uhr, Sonntag 19.30 bis 22 Uhr. Veranstalter ist die Stadt Gelsenkirchen in Kooperation mit dem Kunstmuseum und mit Förderung durch die Sparkassenstiftung.Am Freitag, 1. Oktober, öffnen die Geschäfte beim Late-Light-Shopping bis 21 Uhr.Täglich von 19 bis 22 Uhr verwandelt sich die St. Urbanus-Kirche mit einer Lichtshow in einen magischen, interaktiven Ort.
Und die Angsträume? Zumindest der Gelsenkirchener Heinz H. Meyer, den die „Lichtspiele“ als charmantes und poetisches Spektakel begeistern, fürchtet die nicht: „Probleme gibt’s doch in allen Städten. Kunst kann da sicherlich helfen, auch junge Menschen respektieren solche Angebote.“
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