Gelsenkirchen. Vor dem Hochrisikospiel in der Zweiten Liga zwischen Schalke 04 und Dynamo Dresden hat die Stadt Gelsenkirchen nun diese Verbote verhängt.
Die Vorfreude auf das erste Fußballspiel in der Gelsenkirchener Veltins-Arena vor fast vollem Haus ist riesig. Am Samstagabend empfängt der FC Schalke 04 im heimischen Stadion Dynamo Dresden (Anstoß 20.30 Uhr). Da die organisierten Fangruppen aus Dresden aber durchaus auch für ihr mitunter martialisches und gewaltsuchendes Auftreten bekannt sind, bereiten sich auch Stadt und Polizei auf die Zweitligapartie vor.
Erstere hat am Donnerstag, zwei Tage vor dem Spiel, nun eine „Allgemeinverfügung zur Untersagung von Fanmärschen sowie des Mitführens von Waffen und sonstigen gefährlichen Gegenständen am 23.10.2021 zwischen 10 und 24 Uhr“ bekanntgegeben.
Diese Regeln gelten am Spieltag Schalke gegen Dresden in Gelsenkirchen
Demnach gelten auf „Grundlage des § 14 Abs. 1 des Ordnungsbehördengesetzes (OBG) zum Schutz der öffentlichen Sicherheit“ am Spieltag folgende Regeln:
1. Fanmärsche sind untersagt. Als ebensolche bezeichnet die Stadt „Personenmehrheiten in Bewegung, die sich durch Marschieren in Blockformation, Begleitung durch Marschmusik, rechtswidriges Abbrennen von Pyrotechnik und/oder Vermummung bzw. Uniformierung teilnehmender Personen auszeichnen.“
2. Besuchern ist im Stadtgebiet das Mitführen von Waffen und sonstigen gefährlichen Gegenständen, insbesondere Glasflaschen, Getränkedosen und Steine, untersagt.
Weiter heißt es in der Allgemeinverfügung, dass für jeden Fall der Zuwiderhandlung gegen die Anordnungen in Ziffer 1 und 2 „ihre Durchsetzung durch unmittelbaren Zwang angedroht wird“. Die Stadtverwaltung begründet diese Maßnahme wie folgt: „Die Begegnung wird erstmals wieder in einem fast voll besetzten Stadion stattfinden. 54.000 Karten, davon etwa 4300 Karten für die Gästefans aus Dresden, wurden laut Veranstalter zur Verfügung gestellt. 5000 bis 7000 Dresdener Anhänger werden insgesamt erwartet. Die Polizei rechnet mit einer hohen Mobilisierung innerhalb der Fanszene des Vereins SG Dynamo Dresden. Diese ist in der Vergangenheit durch massive Ausschreitungen und gewalttätige Aktionen in Erscheinung getreten. Die Anreisewege dieser Personenmehrheiten konnten polizeilich nicht abschließend aufgeklärt werden, so dass neben der Anreise mit gemieteten Reisebussen und der Nutzung verschiedener Zugverbindungen an den Hauptbahnhof Gelsenkirchen, die private Anreise mit Autos sehr wahrscheinlich ist.“
„Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wird es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen kommen“
Die Polizei gehe indes „mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit davon aus, dass es im Rahmen des Fußballspiels aufgrund des aus polizeilicher Sicht übereinstimmend als feindschaftlich eingestuftem Verhältnisses beider Fangemeinden zueinander im Gelsenkirchener Stadtgebiet zu gewalttätigen Auseinandersetzungen und Fanmärschen der Dresdener Fans kommen wird.“
Anhänger von Dynamo Dresden haben in der Vergangenheit jeweils eine Auswärtsbegegnung der Saison zum sogenannten „Motto-Tag“ ausgerufen. Diese „Motto-Tage“ waren geprägt von massivem Einsatz von Pyrotechnik, Fanmärschen (in der Spitze mit bis zu 4500 Personen), Kassen- und Blockstürmen sowie gekennzeichnet von einem hohen polizeilichen Kräfteeinsatz zur Bewältigung der Lage. „Für die Saison 2021/2022 wurde durch die Fans von Dynamo Dresden nach den derzeitigen Aufklärungsergebnissen das Auswärtsspiel gegen den FC Schalke 04 zum „Motto-Tag“ erklärt“, heißt es in der Allgemeinverfügung der Stadt.
Von solchen Auseinandersetzungen betroffen und gefährdet wären neben den beteiligten Personen auch unbeteiligte Dritte, die sich in der Nähe befinden, sowie die eingesetzten Beamtinnen und Beamten der Polizei. Beim DFB-Pokal-Spiel Borussia Dortmund gegen Dynamo Dresden am 25. Oktober 2011 kam es zu einem Fanmarsch mit ca. 5000 Dresdener Fans. In diesem Zusammenhang wurde massiv Pyrotechnik gezündet, der Eingangsbereich und die Kassen des Zugangs wurden ohne Kontrollen gestürmt.
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Bei der Zweitligabegegnung zwischen Arminia Bielefeld und Dynamo Dresden am 6. Dezember 2013 fand ebenfalls ein Fanmarsch mit 1000 Dresdner Anhängern statt. In diesem Zusammenhang wurde ebenfalls massiv Pyrotechnik gezündet, zudem gab es einen Kassen- und Blocksturm. Angriffe betrafen vornehmlich Einsatzkräfte der Polizei.
Ausschreitungen bei Spielen von Dynamo Dresden
Bei der Drittligabegegnung zwischen dem 1. FC Magdeburg und Dynamo Dresden am 16. April 2016 kam es zu einem Fanmarsch von 1500 Dresdner Fans. Es wurde massiv Pyrotechnik gezündet. Im weiteren Verlauf kam es zu einem Kassensturm und Angriffen auf Polizeibeamte.
Am 14. Mai 2017 fand die Zweitligabegegnung des Karlsruher SC und des Dynamo Dresden statt. 2000 Fans aus Dresden, einheitlich in Camouflage-Anzügen gekleidet, führten unter dem Motto: „Krieg dem DFB - Footbally Army Dynamo Dresden“ einen Fanmarsch durch und zündeten massiv Pyrotechnik. Es kam zudem zu einem Sturm auf den Eingangsbereich.
Beim Aufstiegsspiel gegen Türkgücü München und der damit verbundenen Aufstiegsfeier von Dynamo Dresden am 16. Mai 2021 ist es zu Ausschreitungen gekommen. 500 Dresdener Anhänger griffen Polizeibeamte unvermittelt und massiv mit Pyrotechnik, Flaschen sowie Steinen an und versuchten, Absperrungen zu durchbrechen. Insgesamt wurden 185 Polizeibeamte verletzt.
„Anders ist die Situation nicht beherrschbar“
Auch in Dresden wurde die Auseinandersetzung zwischen Schalkern und Rostockern am letzten Auswärtsspieltag am 25. September 2021 wahrgenommen. Die Auseinandersetzungen einiger Fans in Rostock-Warnemünde sorgte in Dresden für Unmut. Das gezeigte Verhalten der „Schalker Problemfans“, wie die Behörden schreiben, werde „als Affront gegen den Osten“ bewertet.
Die zum Spiel am Samstag erwarteten Gruppen „mit einer großen Anzahl an gewaltbereiten Teilnehmenden, sind lediglich mit den in dieser Verfügung enthaltenen Maßnahmen beherrschbar“, schreibt die Stadt.