Gelsenkirchen-Hassel. Nach wie vor warten Mitglieder der Wohngenossenschaft in Gelsenkirchen-Hassel auf ihr Geld. Der Vorstand der Genossenschaft ist nicht erreichbar.

„Wohnen in Hassel“: Der Name, den sich die Genossenschaft bei ihrer Gründung gab, klang nach Wohlfühlen, nach Geborgenheit, danach, was sich viele Bewohnerinnen und Bewohner des Stadtteils im Gelsenkirchener Norden wünschen. Die Idee war ja auch gut: Anstatt Mieter einer großen Wohnungsgesellschaft zu werden, sollen die Hasseler ihr Haus selbst erwerben, nicht alleine, sondern als Teil einer Genossenschaft. Daraus ist aber bis heute nichts geworden.

Vor mehr als zehn Jahren ist auch Angelika Scholle der Genossenschaft beigetreten. Sie hatte damals zur Miete an der Brennenkampstraße gewohnt, als ihr Haus den Besitzer wechselte. „Nachbarn haben mir damals dazu geraten, der Genossenschaft beizutreten“, erzählt sie heute. Mehrmal habe sie mit Susanne Boymanns, der Initiatorin der Genossenschaft, gesprochen. „Die hat mir das Blaue vom Himmel versprochen“, erinnert sich Angelika Scholle heute. „Immer wieder hieß es, dass die Kaufverträge mit den Wohnungsgesellschaften kurz vor dem Abschluss stünden.“

Homepage der Gelsenkirchener Genossenschaft zuletzt vor vier Jahren aktualisiert

Wie alle Genossenschaftsmitglieder zahlte Angelika Scholle 1000 Euro, das Kapital sollte der Genossenschaft als Grundstock dienen, mit dem der Kauf der Häuser finanziert werden sollte. Zu einem Kauf ist es aber in all den Jahren nie gekommen. Die meisten der Häuser, die die Genossenschaft erwerben wollte, gehören der Wohnungsgesellschaft Rhein-Ruhr-Invest. Hieß es 2017 noch in einem WAZ-Bericht, dass eine Einigung mit der Gesellschaft kurz bevorstünde, so kann davon heute keine Rede mehr sein.

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Seit etwa einem Jahr mehren sich die Klagen von Genossenschaftsmitgliedern, die ihren Austritt erklärt haben, aber nach wie vor auf die Rückzahlung der Einlage in Höhe von 1000 Euro warten. Mehrfach hatte diese Zeitung über den Fall berichtet, etwa über den von Otto Annuss. Der hatte 2019 seine Mitgliedschaft gekündigt und sollte laut Vertrag eigentlich innerhalb eines Jahres sein Geld zurückbekommen. Geschehen ist bislang nichts, Briefe an die Genossenschaft blieben unbeantwortet.

Büro ist längst nicht mehr vorhanden

Das Problem: Der Vorstand der Genossenschaft scheint nicht mehr ansprechbar zu sein. Das Büro, das die Genossenschaft an der Straße „Krummer Weg“ in Hassel betrieben hat, gibt es seit vielen Monaten nicht mehr. Die Internetseite „Wohnen in Hassel“ findet sich zwar noch im Netz, der letzte Eintrag ist allerdings von 2017. Ein Impressum gibt es nicht – eigentlich ist das nicht erlaubt, für jede Internetseite muss ersichtlich sein, wer verantwortlich ist, bei Zuwiderhandlung drohen nicht unerhebliche Strafen.

Gegründet im Jahr 2009

Die Genossenschaft wurde im Jahr 2009 gegründet. Die Ursprünge liegen in einer Bürgerinitiative, die verhindern wollte, dass die Gärten von Siedlungshäusern in Hassel zu Bauland werden.Zum Zeitpunkt der Gründung hatte die Genossenschaft 300 Mitglieder. Zurzeit seien es noch etwa 100, hatte Aufsichtsratsvorsitzender Jürgen Fredwurst im Februar auf WAZ-Anfrage mitgeteilt.

Auch Angelika Scholle ist auf der Suche nach Ansprechpartnern. Den letzten Kontakt zum Vorstand der Genossenschaft hatte sie im Oktober 2020: Damals antworteten die Vorstandsmitglieder Susanne Boymanns und Monika Koschut auf die Kündigung der Mitgliedschaft – gekündigt hatte Angelika Scholle im Oktober 2019, im Februar 2020 hatte sie beziehungsweise ihr Rechtsanwalt noch einmal nachgehakt. In dem Schreiben der Genossenschaft heißt es, dass man „aufgrund einer schweren Erkrankung eines unserer Vorstandsmitglieder und des Coronavirus“ nicht beschluss- oder arbeitsfähig sei. „Sobald eine weitere Bearbeitung hier möglich ist, werden wir das veranlassen“, heißt es weiter.

Diese Situation scheint sich über einen langen Zeitraum nicht geändert zu haben: In einer E-Mail des Genossenschaftsvorstandes an die Redaktion dieser Zeitung vom Mai dieses Jahres wird eine ähnliche Begründung genannt: „Leider ist uns durch die aktuelle Situation (Corona) ein Arbeiten annähernd unmöglich“, heißt es da. Nachfragen blieben unbeantwortet, auch auf eine aktuelle Anfrage per E-Mail gab es keine Reaktion.