Gelsenkirchen. Die Stadt erbt knapp 180.000 Euro – von einem vermeintlich Unbekannten. Jetzt haben sich Weggefährten gemeldet, die Georg Opretzka gut kannten.

Ein Mann vererbt der klammen Kommune Gelsenkirchen fast 180.000 Euro – das hatte es zuvor noch nie gegeben. Dieser Mann, der Gelsenkirchener Georg Friedrich Opretzka, war eigentlich gar kein so unbekannter Bürger, sondern tatsächlich engagiert und interessiert an den Menschen und dem Leben seiner Heimatstadt. Nach unserer Berichterstattung hatten sich gleich mehrere Gelsenkirchenerinnen und Gelsenkirchener gemeldet.

Erbschaft für die Stadt Gelsenkirchen: Georg Opretzka vererbt Kommune 180.000 Euro

Georg Friedrich Opretzka sei langjähriges Mitglied, Aktivist und Kontakt im Bezirk Ost von AUF Gelsenkirchen gewesen, berichtet Dagmar Brettschneider. Und sie listet auf: „Er war engagierter, streitbarer und sozial denkender Gelsenkirchener, Gewerkschafter in der IG Metall, Jubilar bei Küppersbusch, Antifaschist, Friedenskämpfer, begeisterter Kulturfreund, Liebhaber von Malerei und Architektur“. Schon immer sei er für eine Überraschung gut gewesen. [Lesen Sie auch:„Hilfe für die Armen – wie die Stadt unerwartet an Geld kam]

Der Gelsenkirchener Georg Opretzka hat der Stadt eine Erbschaft von 180.000 Euro hinterlassen.
Der Gelsenkirchener Georg Opretzka hat der Stadt eine Erbschaft von 180.000 Euro hinterlassen. © Dagmar Brettschneider

Georg Friedrich Opretzka wurde am 22. Juni 1935 in Gelsenkirchen geboren. Im November 2017 verstarb Opretzka im Alter von 82 Jahren. Er hatte die Bombenangriffe auf seine Heimatstadt erlebt und sich viele Male mit Mutter und Schwester im Bunker in Sicherheit begeben müssen. Opretzkas Leben sei geprägt gewesen von seiner Abneigung gegen den Faschismus, berichtet Dagmar Brettschneider, die eine langjährige Nachbar- und Freundschaft mit Opretzka verband, ebenfalls.

Im Jahr 1950 habe Georg Opretzka eine Lehre zum Gerätezusammensetzer bei der Firma Küppersbusch gemacht, dort sei er bis zu seinem Renteneintritt geblieben.

Georg Opretzka hatte, wie Dagmar Brettschneider weiß, nicht nur eine besondere Lebens-, sondern auch eine außergewöhnliche Liebesgeschichte erlebt: „Bei einem seiner Ausflüge mit Freunden ins Sauerland traf Georg die Nonne Irmgard, die ihm spontan gefiel.“ Aus losen Treffen sei eine tiefe Zuneigung und eine Lebensgemeinschaft erwachsen. Die Nonne Irmgard bewarb sich als Krankenschwester im Bergmannsheil und gab ihr Gelübde auf. Über 40 Jahre seien sie eine unzertrennliche und starke Gemeinschaft gewesen.

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Ganz genau 179.208,36 Euro hatte Georg Opretzka der Stadt im Jahr 2018 vererbt. „In seinem Testament verfügte Herr Opretzka, dass seine Sparguthaben den „Armen der Stadt“ zukommen sollten“, heißt es in der Vorlage für die Verwaltung.

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Nach aktuellem Stand sind 155.000 Euro des knapp 180.000 Euro hohen Erbes bereits verplant – für soziale Projekte und Ideen in der Stadt. So soll ein Hilfsfonds für Seniorinnen und Senioren eingerichtet, Spielgeräte, Schulmaterial, Kleidung für Kitas oder Schlafsäcke für Obdachlose angeschafft werden.