Gelsenkirchen. Pöbelnde Jugendlichen rund um den Busbahnhof sorgen für Ärger und Angst in Gelsenkirchen-Buer. Gut, dass das Thema endlich zur Sprache kommt!

Droht Buers City die soziale Schieflage? Jener Innenstadt, die mal als nobleres Oberzentrum galt, das Publikum aus Nachbarstädten anzog? Gleichgültig, wie man diese Frage beantwortet: Das Thema ist in der Welt – und das ist gut so!

Wer hier lebt, arbeitet, einkauft oder Freizeit verbringt, der wird nicht ernsthaft bestreiten wollen, dass da so manches aus dem Ruder läuft rund um Busbahnhof, Goldbergplatz und Goldbergpark. Viele machen einen Bogen um diese Bereiche aus Sorge vor pöbelnden, vielleicht auch gewaltbereiten Jugendlichen und (jungen) Erwachsenen. Und jetzt scheint nicht einmal mehr die Hochstraße tagsüber sicher vor solchen, nun ja, Unruhestiftern?!

Untätigkeit verfestigt die Entwicklung

Das Verschweigen der Missstände rund um den Busbahnhof Gelsenkirchen-Buer ist kontraproduktiv für die Entwicklung der Innenstadt, meint Christiane Rautenberg, Redakteurin der WAZ Gelsenkirchen.
Das Verschweigen der Missstände rund um den Busbahnhof Gelsenkirchen-Buer ist kontraproduktiv für die Entwicklung der Innenstadt, meint Christiane Rautenberg, Redakteurin der WAZ Gelsenkirchen. © Funke Foto Services GmbH | Olaf Ziegler

Diese Missstände zu verschweigen aus Furcht, als Nestbeschmutzende zu gelten, die den Standort schlecht reden und so Kunden vertreiben: Das ist kontraproduktiv. Denn durch Untätigkeit verfestigt sich die Entwicklung womöglich so sehr, dass diese Orte von subjektiven Angsträumen zu objektiven „No-Go-Areas“ mutieren. Das kann niemand wollen!

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Auch die Initiatoren der Diskussion der „Hexenjagd“ zu bezichtigen, zielt in die falsche Richtung. Natürlich müssen alle Akteure auch die „Verursacher“ der Vorfälle und deren Motive für Randale & Co im Blick haben: Da dürften pubertätsbedingtes Imponiergehabe, vielleicht auch ein fehlendes familiäres Netz und Perspektivlosigkeit eine Rolle spielen. Nur über sie zu schimpfen, wird ihnen nicht helfen und die Situation nicht ändern, sondern die Fronten eher verhärten.

So gilt es für die Verantwortlichen in Stadt und Politik – welche sich bislang auffällig ruhig verhielt –einzugestehen: In Buer besteht dringender Handlungsbedarf. Bisher wirkt die Stadt mehr aufgescheucht denn proaktiv, wenn sie auf Nachfrage beteuert, künftig mehr auf mobile Jugendarbeit und Streetworker setzen zu wollen. Die Jugendlichen brauchen passgenaue Freizeit-Angebote und (berufliche) Orientierung, aber auch klare Grenzen. Und die Bürger brauchen die Bestätigung, endlich ernst genommen zu werden. Damit es gar nicht erst dazu kommt, dass sie aus (Gelsenkirchen-)Buer wegziehen – oder rechtsradikale Parteien wählen!