Gelsenkirchen. Fast 900 bekannte aktive Infektionen meldet die Stadt Gelsenkirchen, die Zahl der Corona-Patienten steigt. So ist die Lage in den Stadtteilen.

Seit anderthalb Jahren wird unser Leben bestimmt von Schutzmaßnahmen, Ver- und Geboten, von Abstand und Distanz, von Verzicht und dem mühsamen Weg zurück zur Normalität.

Während zu Beginn der Pandemie oft von einer Zeit „vor“ und einer „nach“ Corona gesprochen und geschrieben wurde, so verfestigte sich im Laufe der vergangenen Monate zunehmend die Erkenntnis, dass es eine Zeit „danach“ vielleicht nicht geben wird. „Dieses Virus kann in der Bevölkerung heimisch wer­den, es kann sein, dass es nie mehr verschwindet“, sagte der Nothilfekoordinator der Weltgesundheitsorganisation (WHO) Michael Ryan deshalb auch bereits im vergangenen Jahr.

Der einzige Weg, ein Leben wie vor dem Coronavirus zu führen – darin sind sich die meisten Virologen und Mediziner einig – führt über die Herdenimmunität, die durch die Impfung oder die Durchseuchung erreicht werden kann. Für Ersteres ist die offensichtliche Ablehnung gegen eine Impfung aber noch zu groß.

Corona und Migranten- Tut die Stadt Gelsenkirchen genug?In Gelsenkirchen ist rund jeder Fünfte freiwillig nicht geimpft. Rechnet man alle Bürgerinnen und Bürger heraus, die mindestens die erste Impfung (noch kein vollständiger Schutz) bekommen haben, und rechnet alle unter Zwölfjährigen ebenfalls heraus, für die es noch keinen Impfstoff gibt, so bleiben 51.000 Menschen, die sich bislang nicht mit Hilfe einer Impfung gegen das Coronavirus immunisieren lassen wollen.

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Diese Gelsenkirchenerinnen und Gelsenkirchener versucht die Stadt schon seit Wochen mühsam aufzusuchen, schickt das Impfmobil in die Quartiere, auf Marktplätze, vor das Jobcenter und an Schulen etwa, um so niederschwellig wie möglich ein Impfangebot zu unterbreiten.

Wenngleich jedes Mal auch mehr Menschen als vorher immunisiert sind, so bleibt das Tempo des Impffortschritts dennoch überschaubar.

Zahl der aktiven Infektionen drastisch gestiegen

Relativ schnell hingegen ist in den vergangenen Wochen die Zahl der Neuinfizierten in der Stadt wieder gestiegen. Registrierte das Gesundheitsamt Mitte Juli noch etwa 30 bekannte aktive Infektionen, sind es Anfang September um die 900.

Auch die Auslastung der Gelsenkirchener Intensivstationen durch Corona-Patienten ist wieder angestiegen: von einem Prozent Ende August zu 6,4 Prozent am 6. September. „Bei den Corona-Patientinnen und -Patienten handelt es sich nahezu ausschließlich um Ungeimpfte“, unterstreicht Krisenstabsleiter Luidger Wolterhoff einmal mehr die Wirksamkeit der Impfstoffe.

Inzidenz nach Altersstufen in Gelsenkirchen

So ist die Sieben-Tage-Inzidenz nach Altersstufen gegliedert in Gelsenkirchen:

  • 0 bis 9 Jahre: 225
  • 10 bis 19 Jahre: 428
  • 20 bis 29 Jahre: 251
  • 30 bis 39 Jahre: 230
  • 40 bis 49 Jahre: 201
  • 50 bis 59 Jahre: 75
  • 60 bis 69 Jahre: 18
  • 70 bis 79 Jahre: 14
  • 80 bis 89 Jahre: 21

Zusätzlichen Antrieb für eine Impfung erhofft sich Wolterhoff ab Mitte Oktober. Dann nämlich, wenn nach der Bundestagswahl die sogenannten Bürgertests nicht mehr jedem kostenlos zur Verfügung gestellt werden. Sollten gleichzeitig vielerorts weiterhin die Drei-G-Regeln gelten und in der Regel relativ kostspielige PCR-Tests als Negativ-Nachweis verlangt werden, werden sich viele Menschen doch für eine Impfung entscheiden, so die Hoffnung.

Sollten auf Bundes- oder Landesebene gar Regeln erlassen werden, die nur noch Geimpften und Genesenen den Zutritt zu den meisten Räumen des gesellschaftlichen Lebens gewähren, nähme die Impfkampagne gar noch weiter an Fahrt auf, so die Kalkulation einiger Oberbürgermeister aus NRW, die die NRW-Landesregierung zuletzt vergebens aufforderten, 2-G-Regeln zu erlassen.

„Gelsenkirchen wird sich auch bei der Frage nach 2G oder 3G an die Bundes- bzw. Landeserlasse halten“, so Wolterhoff. Theoretisch könnten Kommunen in Absprache mit dem Düsseldorfer Gesundheitsministerium zwar schärfere Regeln vereinbaren, doch dafür sieht Gelsenkirchens Krisenstabsleiter derzeit keine nachvollziehbare Begründung. Wolterhoff appelliert indes abermals an jeden und jede, der sich impfen lassen kann und darf, dies auch zu tun.

Die Corona-Lage in den Gelsenkirchener Stadtteilen

Wie sich die aktuell bekannten fast 900 aktiven Infektionen in Gelsenkirchen verteilen, kann die Stadt auf Nachfrage nicht mitteilen, wohl aber die Inzidenzen in den Stadtteilen. Demnach liegt der Wert mit 440 Neuinfektionen je 100.000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen in der Neustadt am höchsten. Die niedrigste Inzidenz weist Resse mit einem Wert von 17 auf.

[Lesen Sie auch: Die Zahl der Corona-Infizierten steigt in ganz Gelsenkirchen. Doch wie ist die Corona-Lage in den einzelnen Stadtteilen? So war die Lage Ende April 2021].

Alle weiteren Zahlen im Überblick: