Gelsenkirchen. Die Zahl der infizierten Gelsenkirchener ist wieder relativ hoch, die Kliniken aber fast leer. Sollten „Getestete“ dennoch ausgeschlossen werden?
Der Städtetag in NRW erhöht den Druck auf die Landesregierung, die Corona-Regeln angesichts stark steigender Infektionszahlen deutlich zu verschärfen. In einem Schreiben an Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) fordert die Spitze des Städtetages NRW, im Freizeitbereich nur noch Geimpfte oder Genesene (2G) zuzulassen.
„Für Menschen ab 12 Jahren sollte im Freizeitbereich 2G gelten, ein Test allein darf für den Zutritt nicht mehr ausreichend sein. Wir sind überzeugt, dass nur dann ein gesellschaftliches Zusammensein weitgehend gesichert möglich ist“, heißt es in dem Brief, der von den Oberbürgermeistern Pit Clausen (Bielefeld, SPD) und Thomas Kufen (Essen, CDU) unterschrieben ist. Nur für den Einkauf, den Einzelhandel und alle weiteren Bereiche der Daseinsvorsorge solle weiterhin ein negativer Test ausreichend bleiben.
2G oder 3G? Stadt Gelsenkirchen hat sich bisher noch nicht entschieden
Auf Nachfrage bestätigt ein Sprecher der Stadt Gelsenkirchen, dass die Frage nach 2G oder 3G auch im hiesigen Krisenstab bereits seit einiger Zeit diskutiert wird. Bislang allerdings sei noch keine Entscheidung für oder gegen eine Verschärfung der Maßnahmen gefallen, so der Stadtsprecher.
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Widerstand gegen Ausschluss von bislang weder geimpften noch infizierten Personen kommt unter anderem vom Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA). Im Rahmen seines Hausrechtes stünde eine solche Entscheidung jedem Unternehmen schon jetzt frei. „Eine verpflichtende gesetzliche Regelung, den Zugang nur für Genesene und Geimpfte zuzulassen, lehnen wir aber ab, denn das käme einer Impfpflicht nicht durch die Hintertür, sondern durch die Restauranttür gleich“, so Dehoga-Sprecher Thorsten Hellwig.
Einige Städte jedoch sehen die derzeit gültige 3G-Regelung sehr kritisch. Uwe Schneidewind (Grüne), OB der besonders mit hohen Infektionszahlen kämpfenden Stadt Wuppertal (Inzidenz 258), warnte vor einer „Pandemie der Ungeimpften“, die vor allem in beengten Wohnverhältnissen mit schwieriger Sozialstruktur grassiere. Neue Impfanreize seien dringend notwendig.
81 Impfdurchbrüche in Gelsenkirchen
Obgleich die Inzidenz in Gelsenkirchen mit 136,6 aktuell deutlich niedriger ist als in Wuppertal, so ist auch in der Emscherstadt die Zahl der Neuinfektionen rasant gestiegen. Während vor rund sechs Wochen 30 aktive Infektionen im Stadtgebiet gemeldet wurden, sind es nun rund 600.
Vergleichsweise langsam nur steigt indes die Zahl der Geimpften in Gelsenkirchen. 177.364 Erstimpfungen und 162.294 vollständige Impfungen meldet die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen Lippe. Zuletzt wurden rund 600 bis 800 Zweitimpfungen pro Tag registriert. Von der angestrebten Immunität – rund 90 Prozent der über 260.000 Bürger – ist Gelsenkirchen daher noch weit entfernt. Dabei zeugen gerade einmal 81 Impfdurchbrüche stadtweit – also Fälle, in denen sich Geimpfte dennoch infizierten – davon, wie wirksam die Impfungen sind.
Kaum Corona-Patienten in Gelsenkirchener Krankenhäusern
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Seit vielen Wochen schon werden vergleichsweise nur wenig Menschen wegen einer Covid-19-Erkrankung in Gelsenkirchener Krankenhäusern behandelt. Sechs Patienten sind es laut Intensivregister des Robert-Koch-Instituts aktuell, davon einer auf einer Intensivstation. Die Auslastung der Intensivkapazitäten durch Covid-19-Fälle liegt somit bei 1,54 Prozent.
Immer noch, so ein Sprecher der Stadt, stecken sich Gelsenkirchenerinnen und Gelsenkirchener „vor allem im privaten Bereich an“. Zugleich gebe es auch eine Zunahme der Neuinfektionen im schulischen Bereich bei den Kindern und Jugendlichen, weshalb der Impfbus der Stadt seit Tagen auch gezielt Schulen anfährt. Zumindest die über zwölfjährigen Kinder und Jugendlichen, so die Hoffnung des Krisenstabs, sollten möglichst in großer Zahl geimpft werden. Das Risiko eines schweren Krankheitsverlaufs bei Kindern ist zwar deutlich geringer als bei Erwachsenen, eine Impfung jedoch minimiert das Risiko noch einmal erheblich, wie die Ständige Impfkommission vor einigen Wochen mitteilte.
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