Gelsenkirchen. Sowohl in Gelsenkirchen-Buer als auch in -Altstadt stehen viele Läden leer. Jetzt nimmt die Stadt Geld in die Hand – und tritt als Vermieter auf.

Die Innenstädte verändern sich – nicht nur in Gelsenkirchen, sondern überall. Das liegt auch an der Corona-Pandemie, sie ist aber nur Beschleuniger für einen Prozess, der schon länger eingesetzt hat, und der unter anderem mit der fortschreitenden Digitalisierung und geändertem Kaufverhalten zu tun hat. Die Stadt Gelsenkirchen hat jetzt vom Land Fördergelder bekommen – damit soll unter anderem in den beiden Innenstädten der Leerstand bekämpft werden.

Die Idee dahinter ist einfach: Die Stadt mietet leerstehende Immobilien an und vermietet sie dann – zu einem deutlich geringeren Mietpreis – weiter. Damit sollen zum einen Leerstände beseitigt werden, zum anderen haben Start-Ups und kleinere Einzelhändler die Möglichkeit, ein Ladenlokal in bester Lage zu einem Preis zu bekommen, den sie sich sonst möglicherweise nie leisten könnten.

So viel Geld können Mieter in den Gelsenkirchener Innenstädten sparen

„Mit Mitteln aus dem Förderprogramm können wir als Stadt anmieten und deutlich günstiger an Interessierte weitervermieten“, erklärt Bernd Gebert von der Wirtschaftsförderung der Stadt Gelsenkirchen. „Der Differenzbetrag wird mit den Fördermitteln und einem Eigenanteil von zehn Prozent städtischer Gelder beglichen.“

Dieser Differenzbetrag ist beachtlich, wie Gebert erklärt. „Die Stadt mietet die Flächen zu maximal 80 Prozent des vorherigen Mietpreises an“, so der Wirtschaftsförderer. Dann wird weitervermietet – allerdings zu einem wesentlich günstigeren Preis. „20 Prozent der Altmiete“, sagt Bernd Gebert. Die Förderung erstreckt sich über einen Zeitraum von zwei Jahren.

Hierbei gehe es nicht um die Förderung großer Ketten, sondern um die Schaffung etwa von Co-Working-Spaces, die Förderung kleiner, lokaler Produzenten, die nach Möglichkeiten zum Verkauf ihrer Produkte suchen oder auch um kulturwirtschaftliche Nutzungen, betont Irja Hönekopp vom Referat Stadtplanung. „Hier stehen wir bereits im Austausch mit Interessierten“, sagt sie.

Wirtschaftsförderer setzen auf ein Umdenken

„Im Fokus stehen neue, kreative Geschäftsideen. Angebote, die es bisher noch nicht gibt und die zu einer Aufwertung der Innenstadt führen“, ergänzt Bernd Gebert.

Für Buer stünden dafür rund 235.000 Euro zur Verfügung. Für die Altstadt sind rund 495.000 Euro Fördermitteln bewilligt. Auch hier ginge es um die Förderung kreativer Ideen für einen spezialisierten Einzelhandel, aber auch um gastronomische Angebote und um die Schließung von Angebotslücken. „Bedarf besteht – in beiden Innenstädten – zum Beispiel im Bereich Herrenausstatter“, so Gebert. Unterstützung erhält die Wirtschaftsförderung dabei auch von den beiden Citymanagerinnen für Buer und Altstadt.

Nicht alle Immobilienbesitzer seien bislang dazu bereit, auf einen Teil ihrer Mieteinnahmen zu verzichten, berichtet Irja Hönekopp. „Ich hoffe aber noch, dass da ein Umdenken stattfinden“, sagt sie. „Vermieter sollen sich fragen: Will ich auf jeden Fall die volle Miete kassieren – oder liegt mir eine lebendige Innenstadt am Herzen.“

Hönekopp und Gebert rechnen nicht damit, in diesem Jahr noch den ersten Mietvertrag abschließen zu können. „Es gibt sehr viele Dinge zu beachten, unter anderem auch baurechtliche Aspekte“, erklärt Gebert. Als Ziel haben sich die Wirtschaftsförderer gesetzt, etwa vier bis fünf Läden in Buer und sechs bis sieben Läden in Altstadt zu vermieten. „Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg“, sagen sie.