Gelsenkirchen. In Gelsenkirchen verfallen bis zu 40 Prozent der Termine in den Bürgercentern – weil sie nicht abgesagt werden. Warum die Stadt nichts tun kann.

Es ist ein Problem, das ganz Gelsenkirchen betrifft, für das es scheinbar keine Lösung gibt – und die Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt mitunter ziemlich wütend macht: das Terminvergabeverfahren bei den Bürgercentern. Jüngst lag die Quote bei den nicht abgesagten und somit ungenutzt verfallenen Terminen laut Stadt an einzelnen Tagen in den Sommerferien bei bis zu 40 Prozent.

Gelsenkirchener Bürgercenter: Bis zu 40 Prozent der Termine verfallen

Seit einiger Zeit schon stellen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bürgercenter fest, dass „vermehrt Termine nicht abgesagt und damit für andere Menschen blockiert werden“, heißt es in einer Mitteilung der Stadtverwaltung. Stadtsprecher Martin Schulmann spricht von einer „extremst ärgerlichen“ Situation. „Das führt auf allen Seiten zu Frustration und zu Störungen in den Abläufen“, heißt es seitens der Stadt.

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Einerseits würden, so schildert es die Stadt, einzelne Personen gleich mehrere Termine im Block buchen, um dann den für sie passendsten oder optimalen Termin wahrzunehmen. Die restlichen Termine? Würden nicht abgesagt, sondern einfach verfallen. Andere Gelsenkirchener würden Termine buchen, diese aber doch nicht wahrnehmen – und letztlich ebenfalls nicht absagen. [Lesen Sie auch:Keine Termine beim Bürgeramt? Das verspricht Gelsenkirchen]

Und die Mitarbeiter in den Bürgercentern? „Sitzen da und es kommt keiner – in dem Wissen, dass der Druck auch von außen groß ist. Und die Menschen dringend auf einen Termin bei ihnen warten“, berichtet Schulmann.

Appell der Stadt: Bitte buchen Sie nur einen Termin!

„Bitte buchen Sie nur einen passenden Termin und sagen – wenn dieser dann doch nicht passt – Ihren Termin frühzeitig bitte ab“, lautet daher der dringende Appell der Stadtverwaltung. Denn Termine, deren Absage rechtzeitig erfolgt, können im System sofort wieder freigegeben und demnach auch gebucht werden. Auch eine Absage am selben Tag eröffnet für andere noch die Möglichkeit, einen Termin beim Bürgercenter zu bekommen.

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Bei der Stadtverwaltung wolle man trotz der Widrigkeiten weiterhin an dem Verfahren festhalten, so Schulmann. Forderung sei auch, das Angebot so niederschwellig wie möglich zu halten. Eine rechtliche Möglichkeit, die Terminvergabe endlich aus der Frust-Zone vieler Gelsenkirchener zu holen, gibt es nicht. „Wir sehen keine Handhabe, außer an die Menschen zu appellieren, dass sie sich mäßigen sollten“, so Schulmann weiter. Und, dass sie sich unsolidarisch anderen Menschen gegenüber verhalten würden.

Hier können die Termine abgesagt werden

Termine beim Bürgercenter können einfach abgesagt werden. Eine Absage ist möglich entweder über den mit der Terminbestätigungs-E-Mail zugesandten Link, unter 0209 / 169-3300 oder per E-Mail unter folgender Adresse: buergercenter@gelsenkirchen.de.

Die vier Bürgercenter der Stadt im Hans-Sachs-Haus, im Rathaus in Buer, in der Vorburg von Schloss Horst und an der Cranger Straße arbeiten seit 2016 ausschließlich mit dem Terminvergabeverfahren. Spontane Termine sind nur für Notfälle vorgesehen.

Weitere Informationen gibt es im Internet auf der Homepage der Stadt unter gelsenkirchen.de .

Es gibt aber auch noch einen weiteren Aspekt: Der Warte-Bereich in den Bürgercentern ist pandemiebedingt geschlossen (außer für Notfälle). „Das hat das Ganze noch einmal zusätzlich verschärft“, erläutert Schulmann. Wie wäre es da mit einer Öffnung, unter Schutzauflagen und beispielsweise der 3-G-, oder womöglich einer 2-G-Regel? Stadtsprecher Martin Schulmann: „Aus Sicherheitsgründen können wir das nicht machen“, erläutert er. Die Menschen würde mitunter länger dort sitzen, das Gesundheitsamt lasse eine Öffnung nicht zu. Und auch wenn Masken getragen werden würden, „wäre das Risiko trotzdem hoch“.

50 Prozent der Termine können bis acht Wochen im Voraus gebucht werden

50 Prozent der Termine bei den Bürgercentern können bis zu acht Wochen im Voraus gebucht werden. Die Stadt versichert, dass sie so kalkuliert seien, dass sie auch bei Personalausfällen abgedeckt seien. Die restlichen Termine werden jeweils am Tag selbst und je nach Personalstand ab 8.15 Uhr freigeschaltet. Berücksichtigt wird dabei die Art des einzelnen Anliegens und die damit verbundene Bearbeitungsdauer. „So sollten im Durchschnitt ausreichend Termine zur Verfügung stehen – wären da nicht die ungenutzten Termine“, hießt es seitens der Stadt.

Viele der Dienstleistungen der Bürgercenter erfolgen aktuell auf schriftlichem Wege, per Antrag von Zuhause aus: die Anforderung von Personenstandsurkunden, Führungszeugnissen, Meldebescheinigungen (in dringenden Fällen auch mit Termin möglich), Steueridentifikationsnummern, die Anmeldung eines Hundes, Untersuchungsberechtigungsscheine, Melderegisterauskünfte und Befreiungen von der Gurt- und Helmpflicht.