Gelsenkirchen. Schalke-Manager Rudi Assauer war fast mittellos, als er starb. Seine Tochter Bettina soll ihn ausgeplündert haben, wie ein Zeit-Bericht nahelegt.
Rudi Assauers Tochter Bettina Michel (56) spielt nach Informationen der Wochenzeitung „Die Zeit“ (Bezahlinhalt) eine Schlüsselrolle bei der Frage, warum der demenzkranke ehemalige Manager des Fußballclubs Schalke 04 am Ende seines Lebens nahezu mittellos war.
Bettina Michel, die den Vater bei sich zu Hause in Herten pflegte, habe Zugriff auf ein undurchsichtiges Konstrukt von Konten bei der Volksbank Ruhr Mitte in Gelsenkirchen. Wie die Zeit berichtet, handelt es sich um mehrere Konten. Dies ergebe sich aus einer Aufstellung des Bundeszentralamtes für Steuern.
Einige dieser Konten gehören Bettina Michel, andere ihrer Mutter, wieder andere Sabine Söldner (61), der früheren Sekretärin Assauers. Wieder andere Konten gehören der Mirandum GmbH. Diese Firma wurde von Assauers früheren Generalbevollmächtigten gegründet und geführt: von Sabine Söldner und dem Schönheitschirurgen Heinz Bull (77), einem Freund Assauers, heißt es in dem Zeitungsbericht.
Nachdem die Zeit im August vergangenen Jahres über den Verdacht berichtete, dassRudi Assauer ausgeplündert worden war, nahm die Staatsanwaltschaft Essen Ermittlungen wegen Untreue auf. Zu den Verdächtigen gehören neben der Tochter Michel auch die früheren Bevollmächtigten Söldner und Bull. Im Namen der drei erklärt ihr Anwalt, sie hätten kein Geld veruntreut. „Sämtliche Rechtsgeschäfte“ seien Rudi Assauer zugutegekommen.
„Laut seinen Steuerunterlagen hatte Assauer im Jahr 2010 noch ein Vermögen von rund 2,3 Millionen Euro, bei seinem Tod im Jahr 2019 war davon fast nichts mehr übrig. Die Staatsanwaltschaft geht der Frage nach, wo das Vermögen geblieben ist“, erklärt Zeit-Redakteur Stefan Willeke im Gespräch mit der WAZ und berichtet von „dubiosen Verträgen über den Verkauf von Assauers Immobilien“, die die Bevollmächtigten abgeschlossen hätten. In einigen dieser Verträge sei kein Konto genannt, so dass sich die Frage stelle, wer den Kaufpreis erhielt.
Was Rudi Assauer zuletzt noch gehört haben soll
Im Sommer 2018, gut ein halbes Jahr vor Assauers Tod, seien rund 264.000 Euro auf ein Konto von Assauers Bevollmächtigten geflossen. Im Februar 2019, als Assauer starb, sollen laut einer Vermögensaufstellung seiner Tochter Bettina Michel nur noch 15.000 Euro Bargeld, Firmenanteile im Wert von 25.000 Euro, ein Anzug, ein Mantel, eine Pfeife, ein defektes Brillengestell, eine Rolex, ein paar Möbel und ein zehn Jahre alter Opel Meriva vorhanden gewesen sein.
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Über einen Anwalt, der sowohl Assauers Tochter Bettina Michel als auch die beiden früheren Bevollmächtigten vertritt, bestreiten die drei, Geld veruntreut zu haben. Stefan Willeke sagt: „Es spricht inzwischen viel dafür, dass Rudi Assauer ausgeplündert wurde.“
Rechtsanwalt Burkhard Benecken widerspricht „angeblicher Untreue“
Bettina Michels Rechtsanwalt Burkhard Benecken bestätigt der WAZ gegenüber den Vorwurf „angeblicher Untreue“ gegen seine Mandantin. Dem Strafrechtler zufolge lehne sich „Die Zeit“ mit dem Artikel sehr weit aus dem Fenster. „Meines Erachtens wird da wild spekuliert“, so Benecken weiter. „Ich glaube, dass wir die Vorwürfe entkräften können.“
Nach Angaben des Marler Strafverteidigers gibt es sachlich mehrere plausible Gründe dafür, wo die Gelder verblieben seien. „Ich könnte zwar jetzt schon etwas mehr ins Detail gehen, aber mit meiner Mandantin ist vereinbart worden, dass wir zunächst einmal Einsicht in die Akten nehmen“, erklärt Burkhard Benecken. Akteneinsicht habe er bereits vor geraumer Zeit beantragt, von der zuständigen Staatsanwaltschaft Essen sei der Schriftsatz aber noch nicht eingetroffen. „Ich rechne mit vier bis acht Wochen, bis die Akte da ist“, so Benecken abschließend. (sat/kim)
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