Gelsenkirchen. Ein Jahr nach Inbetriebnahme des ersten E-Busses in Gelsenkirchen zieht die Bogestra Bilanz. Neue Fahrzeuge sind zuverlässig und umweltschonend.
Vor fast genau einem Jahr hat die Bogestra den ersten Elektrobus in Gelsenkirchen in Betrieb genommen. Inzwischen sind auf den hiesigen Strecken des ÖPNV-Unternehmens sowie in Bochum und Witten insgesamt 20 dieser Fahrzeuge unterwegs. Zeit für eine Zwischenbilanz. „Die Stabilität der Fahrzeuge ist sehr, sehr gut“, lobt Bogestra-Sprecher Christoph Kollmann im Gespräch mit dieser Zeitung. Und auch die Resonanz der Fahrer und Kunden sei bislang durchweg positiv.
Elektrobusse müssen zum Aufladen an vorgegebenen Punkten halten
Wir treffen uns am Zentralen Omnibusbahnhof in Buer. Dort liegt der Zielpunkt der Buslinie 380, die zwischen Hauptbahnhof und dem Rathaus im Norden der Stadt pendelt. Das in Grün- und Blautönen lackierte, zwölf Meter lange und über 13 Tonnen schwere Fahrzeug biegt um die Ecke und stoppt an einem exakt vorgegeben Punkt der Haltestelle. Knapp ein Dutzend Fahrgäste schreitet durch die sich öffnenden Türen ins Freie. Bevor aber nun auch Busfahrer Mario Seidel (47) in seine wohlverdiente Pause gehen kann, muss er erst noch den Stromabnehmer ausfahren. Dieser so genannte Pantograph, der während der Fahrt fast unsichtbar eingeklappt auf dem Dach liegt, dockt auf Knopfdruck an der Ladestation an. Diese ist in rund vier Metern Höhe am Ausläufer eines Stahlmastes befestigt. Das Aufladen kann beginnen.
„Für uns bieten die E-Busse ein deutlich entspannteres und auch viel sanfteres Fahren“, schildert Seidel seine Eindrücke. Es gebe unterwegs deutlich weniger Fahrgeräusche zu hören. Das mögen auch die ÖPNV-Nutzer, die ihn gerade zu Beginn der Umstellung regelmäßig angesprochen hätten. Der Wattenscheider (47) arbeitet seit 2013 als Busfahrer, in Diensten der Bogestra ist er seit zwei Jahren.
Durch den Einsatz der E-Busse bereits 300.000 Liter Diesel eingespart
Ihm gefällt auch, wie energiesparend die neuen Fahrzeuge unterwegs sind. Nachdem die Elektroflotte im Oktober 2020 vom Testbetrieb in den Dauereinsatz gewechselt sei, wurden laut Sprecher Kollmann „bis heute bereits mehr als 300.000 Liter Diesel eingespart“. An Bord der 20 E-Busse ist eine 348 kWh umfassende Lithium-Eisenphosphat-Batterie verbaut. Diese erlaubt eine Strecke von bis zu 200 Kilometern ohne Zwischenladung. Ein vergleichbarer Bus mit Dieselmotor würde auf einer Strecke von 100 Kilometern rund 40 Liter Kraftstoff verbrauchen.
„Das Wichtigste: Bislang ist noch keiner unserer Elektrobusse unterwegs liegengeblieben“, betont Kollmann. Die Zuverlässigkeit sei bei der Beurteilung der Testphase ein wichtiges Kriterium gewesen. Die Kosten für die Beschaffung der 20 Busse hätten bei etwas mehr als neun Millionen Euro gelegen, so der Bogestra-Sprecher. Weitere sieben Millionen Euro seien in die notwendige Infrastruktur geflossen. So gebe es an den Betriebshöfen in Ückendorf und Bochum-Weitmar, wo nach Dienstschluss jeweils zehn E-Busse abgestellt werden, entsprechend viele Ladeplätze.
Anschaffung der E-Busse wurde von Land und Bund gefördert
Beschafft werden konnten die Fahrzeuge dank der Förderung des Bundesumweltministeriums und des Landes NRW durch den Verkehrsverbund Rhein-Ruhr. Gefördert werden 80 Prozent der Mehrkosten eines Elektrobusses gegenüber einem Fahrzeug mit konventionellem Antrieb sowie 90 Prozent der Ladeinfrastruktur-Kosten.
Neben der Buslinie 380, die eine Strecke von 23,5 Kilometern umfasst, kommen die E-Busse in Gelsenkirchen auch auf den Linien 340, 388 und 392 zum Einsatz. Die Batterien haben laut Hersteller eine Mindestlebensdauer von acht Jahren oder 500.000 Kilometern. Im Laufe der Zeit lässt die Reichweite von zunächst maximal 210 auf später nur noch 190 Kilometer pro Ladezyklus nach. 75 Fahrgäste finden in den Fahrzeugen sitzend und stehend Platz.
Alternative Antriebe seit 2008 im Einsatz
Bereits seit 2008 sind bei der Bogestra Fahrzeuge mit alternativem Antrieb im Einsatz: Damals wurde der erste Hybrid-Linienbus gekauft. 14 weitere Exemplare dieser Fahrzeuge kamen später hinzu. 2014 folgte dann das erste Elektroauto, ehe 2017 bereits zwei Drittel der Dienstautoflotte mit E-Antrieb unterwegs war. Und 2020 dann der erste E-Bus. „Als Bogestra tragen wir somit zur Verbesserung der Luftqualität im Ruhrgebiet bei“, betonte Pressesprecher Kollmann.