Gelsenkirchen. Eigentlich sollte bei Stölting Gelsenkirchen das „weltweit erste Hochdurchsatzlabor“ für PCR-Tests entstehen. Warum daraus doch nichts wird.

Im Frühjahr hatten Stölting und Ingenium Labs angekündigt, in Gelsenkirchen ein Hochleistungslabor und eine „Weltneuheit“ schaffen zu wollen: Europaweit wollten die Partner das größte PCR-Corona-Express-Testsystem aufbauen. Zur Drehscheibe dafür sollte Gelsenkirchen werden.

An der Johannes-Rau-Allee sollte ursprünglich schon bis Juni „auf der grünen Wiese“ das „weltweit erste Hochdurchsatzlabor“ geschaffen werden – mit Testkapazitäten von bis zu 140.000 Analysen täglich. Auf 5000 Quadratmeter Fläche sollten dafür Hightech und Fertigmodulsysteme konzentriert werden.

Kein Bedarf mehr für ein PCR-Hochleistungslabor in Gelsenkirchen

Später entschied man sich bei Stölting zunächst, statt der Freifläche gegenüber der Zentrale im Bismarcker Hafen „aus Gründen der logistischen Abwicklung“ doch lieber die Fläche neben dem Gebäude der Stölting Service Group zu nutzen, und jetzt räumt das Unternehmen ein, dass auch daraus nichts wird.

+++ Damit Sie keine Nachrichten aus Gelsenkirchen verpassen: Abonnieren Sie unseren WAZ-Newsletter. +++

Wie zunächst der WDR berichtete, haben die Verantwortlichen bei Stölting „aus betriebswirtschaftlichen Gründen entschieden, das zentrale PCR-Testlabor nicht zu realisieren. Auch die Pläne für einen bundesweiten Vertrieb von PCR-Gurgeltests für den Eigengebrauch sind gestoppt“. Eine Unternehmenssprecherin bestätigt der WAZ, dass Stölting auf die Pandemie-Entwicklung reagiert und seine Pläne deshalb überdacht habe.

Aktuell und auf absehbare Zeit würden nicht genügend PCR-Tests nachgefragt, so die Begründung. Noch Ende Mai war man in der Unternehmensführung in Bismarck anderer Meinung. Im WAZ-Gespräch sagte Geschäftsführer Dominik Mosbacher damals noch, dass er sich sicher sei, dass trotz der steigenden Zahl geimpfter Bürger der Bedarf an PCR-Schnelltests noch lange bestehen bleiben werde, weshalb das Unternehmen daran festhalte, Ende August bis September in Gelsenkirchen bis zu 160.000 Testungen auszuwerten.

„Stand jetzt ist, dass wir die weitere politische Entwicklung abwarten, da momentan unklar ist, ob der PCR-Test ein Thema bleibt. Sollte es dazu kommen, dass der PCR-Test in naher Zukunft auch neben dem Antigen-Schnelltest wieder eine wichtigere Rolle spielt, werden auch wir den Aufbau des Labors in Gelsenkirchen sofort weiterverfolgen“, so Eva Hermans, Assistenz der Geschäftsführung.

Labormediziner: „Wir werden uns lange Zeit mit diesem Virus beschäftigen müssen“

Bei der Vorstellung der Pläne für das Hightechlabor, für die Fußballweltmeister Olaf Thon und Ex-Trainer Peter Neururer zu Demonstrationszwecken für den Spuck-Test eingespannt wurden, hatte auch Prof. Dr. Wolfgang Kaminski, Labormediziner und ärztlicher Leiter bei Ingenium Labs, gesagt, dass es noch lange eine große Nachfrage nach Corona-Tests geben werde. „Es wird immer wieder der Eindruck erweckt, dass sich durch das Impfen alles regeln wird. Das ist falsch. Wir werden uns lange Zeit mit diesem Virus und seinen Evolutionsprodukten beschäftigen müssen“, betonte Kaminski. „Wir sprechen dabei nicht über 2021. Sondern 2 plus x.“

Aktuell sieht es so aus, als ginge diese Rechnung auf.