Gelsenkirchen. Rauschgifthandel und Organisierte Kriminalität haben zugenommen. Clans spielen eine tragende Rolle. So ist die Entwicklung in Gelsenkirchen.

Das Bundeskriminalamt (BKA) warnt vor einem Anstieg der organisierten Kriminalität im Rauschgifthandel. Auch die Gelsenkirchener Polizei beobachtet diesen Trend mit Sorge.

BKA-Präsident Holger Münch zufolge hat die Organisierte Kriminalität (OK) im Rauschgifthandel „erhebliche Ausmaße angenommen“. Die Polizei hat im vergangenen Jahr bundesweit 365.753 Fälle von Rauschgiftkriminalität registriert. Das sind 1,7 Prozent mehr als im Vorjahr. Das geht aus dem Lagebericht zur Rauschgiftkriminalität hervor, der jüngst in Berlin vorgestellt wurde.

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Für die Organisierte Kriminalität ist Rauschgifthandel demnach das größte Betätigungsfeld. Über ein Drittel der Verfahren gegen Organisierte Kriminalität wurden wegen des Verdachts auf Rauschgifthandels oder -schmuggels geführt. Eine zunehmende Zahl der Tatverdächtigen war nach Angaben des BKA außerdem auch noch bewaffnet.

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Rauschgiftkriminalität: Gelsenkirchener Polizei erwartet steigende Fallzahlen

Matthias Büscher, Pressesprecher der Polizei Gelsenkirchen.    
Matthias Büscher, Pressesprecher der Polizei Gelsenkirchen.     © Foto: Thomas Nowaczyk/ Polizei GE

„In den vergangenen zehn Jahren verzeichnete die Polizei Gelsenkirchen ebenso steigende Fallzahlen im Bereich der Rauschgiftkriminalität“, berichtet Behördensprecher Matthias Büscher. Zwar seien die Fallzahlen im Jahr 2020 verglichen mit dem Vorjahr (890 Fälle) um 7,59 Prozent gesunken, „sie bewegen sich aber mit 819 Fällen weiterhin auf einem hohen Niveau“, so der langjährige Kriminalbeamte weiter. Für das laufende Jahr prognostiziert die Polizei „wieder steigende Fallzahlen“.

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Konkrete Zahlen zu Verfahren hinsichtlich Organisierter Kriminalität und Rauschgifthandel in Gelsenkirchen wollte die Gelsenkirchener Polizei aus „ermittlungstaktischen Gründen“ nicht nennen. Auch teilte die Behörde mit, dass die jährlich veröffentlichte Kriminalstatistik keine Rückschlüsse darauf zulasse, „wie viele der Tatverdächtigen im Bereich OK bewaffnet waren“.

Der Unterschied liegt in den Inhaltsstoffen

Cannabis, Marihuana und Hanf - dazu eine kurze Begriffsklärung: Cannabis ist die lateinische Bezeichnung und der Oberbegriff der Pflanzenart. Diese Pflanzenart wiederum hat zwei Unterkategorien: Hanf und Marihuana. Beide unterscheiden sich deutlich anhand ihrer Inhaltsstoffe.

Hanf enthält meist 20 Prozent oder mehr CBD (Cannabidiol) und weniger als 0,2 Prozent THC (Tetrahydrocannabinol). Marihuana dagegen enthält mehr als 20 Prozent THC.

THC besitzt eine starke psychoaktive, High-machende Wirkung, welche zu Glücksgefühlen, Euphorie und einem erhöhten Pulsschlag führt. THC hat großes Suchtpotenzial. Die Wirkung von CBD hingegen ist beruhigend, schmerzstillend, entzündungshemmend und entkrampfend. Laut WHO besteht keine Gefahr der Abhängigkeit.

In Form von Salben oder Ölen ist CBD-Gras in der Regel legal. Kompliziert wird es, wenn Händler es in Blütenform verkaufen. Im Betäubungsmittelgesetz ist festgeschrieben, dass Cannabis verboten ist.

Wohl aber erklärte Matthias Büscher, dass „Clans im Bereich des Rauschgifthandels und Schmuggels zunehmend eine Rolle spielen“. Gelsenkirchen ist nach Essen und dem Kreis Recklinghausen die durch Clan-Kriminalität am drittstärksten belastete Kommune in NRW. Gelsenkirchen steht laut Lagebericht Clan-Kriminalität mit 465 Straftaten und 289 Verdächtigen für das Jahr 2019 damit sogar noch vor den bevölkerungsmäßig wesentlichen größeren Nachbarstädten Dortmund (343/202) und Duisburg (323/202).

Verdrängungswettbewerb konkurrierender Gruppen auf Gelsenkirchens Straßen

Auffällig in dem Zusammenhang ist für die Polizei dabei: Kriminelle Angehörige türkisch-arabischstämmiger Clans sehen sich demnach zunehmend einem von Gewalt geprägtem Verdrängungswettbewerb um kriminelle Märkte durch Konkurrenten syrischer und irakischer Herkunft ausgesetzt.

Die in Gelsenkirchen am häufigsten gehandelten Drogen sind dem Polizeisprecher zufolge „Marihuana, gefolgt von Amphetaminen, Kokain und Heroin.“ Eine zunehmend größere Rolle spiele auch das sogenannte CBD-Marihuana (siehe Infobox).

Die Dunkelziffer im Bereich des Internethandels mit Rauschgift schätzt die Gelsenkirchener Polizei als sehr beträchtlich ein. Konkrete Zahlen, die eine Aussage zum Anteil des Drogenhandels über den Post- und Versandweg oder zum Internethandel zulassen, werden laut Polizei nicht statistisch erhoben. „Jedoch ist die Anzahl der Ermittlungsverfahren, die sich mit dem Straßen- oder Wohnungshandel beschäftigen, deutlich höher“, so Matthias Büscher.