Gelsenkirchen. Daniel Paulus ist der neue Betriebsleiter von Gelsendienste. Wegen des Jobs zog er von München nach Gelsenkirchen: Das sind seine Eindrücke.

Der alte Grantler Max Merkel war es, der einmal diesen berühmt-berüchtigten Satz über Gelsenkirchen gesagt hat. „Das schönste an Gelsenkirchen“, so ätzte der Trainer nach seiner Entlassung bei Schalke 04, „war schon immer die Autobahn nach München.“ Daniel Paulus würde da mit dem Kopf schütteln. Der neue Betriebsleiter von Gelsendienste hat den entgegengesetzten Weg genommen: Von München nach Gelsenkirchen. Und bereut hat er es bislang nicht.

Anfang April hatte der 39-Jährige die Leitung des städtischen Tochterbetriebes übernommen, er folgte Ulrich Husemann nach, der Ende 2020 nach Essen gewechselt war. Zuvor hatte Paulus in München den Bereich Entsorgungsdienstleistungen beim Abfallwirtschaftsbetrieb der bayerischen Hauptstadt geleitet. Jetzt also Berger See statt Starnberger See, Halden statt Voralpen, Curry- statt Weißwurst – ein Schritt, der schwerfiel? „Gelsenkirchen ist viel besser als sein Ruf“, ist er sich sicher.

Das ist Daniel Paulus’ Eindruck von Gelsenkirchen

Ganz fremd ist ihm Nordrhein-Westfalen nicht. Geboren im Sauerland, zog es ihn allerdings zum Studium in den Süden. Paulus studierte Maschinenwesen und Betriebswirtschaft an der Technischen Universität München mit Auslandsaufenthalten in den USA und der Schweiz, schloss 2007 als Diplom-Ingenieur ab, 2013 promovierte er in Ingenieurwissenschaften. „Wirtschaft und Technik haben mich schon immer gleichermaßen fasziniert“, begründet er die Kombination der Studienfächer. Schnell stellte er fest, dass ihn die Themen Umwelt und Nachhaltigkeit am meisten interessieren: „Also habe ich mich für die Stelle in München entschieden.“

Gelsendienste-Mitarbeiter bei der Arbeit (Archivbild): Der neue Betriebsleiter will vor allem auf Nachhaltigkeit setzen.
Gelsendienste-Mitarbeiter bei der Arbeit (Archivbild): Der neue Betriebsleiter will vor allem auf Nachhaltigkeit setzen. © FUNKE Foto Services | Joachim Kleine-Büning

Im Frühjahr dieses Jahres folgte dann der Schritt nach Gelsenkirchen – „auch, weil meine Familie in NRW lebt“, sagt er. Sein erster Eindruck von seiner neuen Heimat deckt sich mit dem vieler Menschen, die Gelsenkirchen bislang nur dem Namen nach kannten: „Ich war überrascht, wie grün es hier ist“, sagt er. Überhaupt sei der Ruf von Gelsenkirchen seiner Meinung nach im Rest der Republik nicht so schlecht, wie man hier glaubt – Stichwort Ranglisten. „Ich habe das Gefühl, außerhalb von NRW interessiert sich kaum jemand für diese Städterankings“, sagt Paulus.

Auf diese Themen will der Betriebsleiter setzen

Für ihn sticht Gelsenkirchen auch im Vergleich mit anderen Ruhrgebietsstädten positiv hervor. „Man merkt, dass das Herz des Bergbaus hier verwurzelt ist“, sagt er. „Die Menschen sind herzlich, und auch die Lage und Infrastrukturanbindung ist sehr gut.“

Allerdings, das gibt er zu, gebe es Städte im Revier, die den Strukturwandel bislang besser bewältigt hätten. „Woran es in Gelsenkirchen vielleicht mangelt, ist das Aufstellen und Festhalten an Leitideen“, so Daniel Paulus. „Aus vermeintlichen Schwächen Stärken machen oder die Teilnahme an der Wasserstoff-Modellregion „H2EL“ etwa könnte so ein Leitbild sein.“

Gegründet im Jahr 2003

Gelsendienste ist der zentrale Anbieter kommunaler Dienstleistungen der Stadt Gelsenkirchen. Als „eigenbetriebsähnliche Einrichtung wurde das Unternehmen im Jahr 2003 gegründet. Hervorgegangen ist es aus den drei ehemaligen Einzelorganisationen Gelsengrün, Gelsenhaus und Gelsenrein.

Zum Aufgabenbereich des Unternehmens zählen unter anderem die Entsorgung, aber auch die Friedhofsverwaltung und die Wochenmärkte. Mehr Infos zum Thema gibt es im Internet unter www.gelsendienste.de.

Das Thema Nachhaltigkeit hat er sich auch für seine Zeit als Gelsendienste-Betriebsleiter auf die Fahnen geschrieben. „Wir sollten schauen, dass wir das, was wir tun, stetig verbessern und ökologischer machen können, sozial sind wir bereits gut aufgestellt“, beschreibt er die Ziele für die nächste Zeit.

So gelte es beispielsweise beim Maschinenpark genau hinzuschauen, was man brauche, welche (alternativen) Antriebe zum Einsatz kommen, „oder wie wir im Grünbereich noch mehr mit und nicht gegen die Natur arbeiten.“ Wichtig: Seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollen mitgenommen werden. „Wir haben viele gute Leute im Betrieb, denen man anmerkt, dass sie mitziehen wollen“, ist er überzeugt.